China, USA & Co. - Die Liste der größten Klima-Verschmutzer übersieht einen wichtigen Trend
Wer ist verantwortlich für den Klimawandel? Diese Frage wird oft kontrovers diskutiert. Wer den höchsten Treibhausgasausstoß hat und was dagegen unternommen wird, lesen Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
“Solange die Chinesen unsere Atmosphäre verpesten, ist es ja egal, was wir in Deutschland machen!” Statements wie diese halten sich im Diskurs zur Klimakrise hartnäckig - vor allem dann, wenn es um den Beitrag Deutschlands geht. Um Klarheit zu schaffen, hat FOCUS online Earth genau hingesehen: Woher kommen die Emissionen der CO2-Schwergewichte und was unternehmen sie dagegen? Welche Rolle werden sie auf der Klimakonferenz in Baku spielen?

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Top CO2-Schwergewichte
Wer auf die Verteilung der heutige absoluten Emissionen blickt, erhält ein recht erwartbares Bild:
- China: 11.256 Millionen Tonnen (29,7 Prozent)
- USA: 5.275 Millionen Tonnen (13,9 Prozent)
- Indien: 2.622 Millionen Tonnen (6,9 Prozent)
- Russland: 1.748 Millionen Tonnen (4,6 Prozent)
- Japan: 1.199 Millionen Tonnen (3,2 Prozent)
Interessant ist allerdings, dass die Pro-Kopf-Emissionen anders verteilt sind:
- Palau: 60,17 Tonnen
- Saudi-Arabien: 16,6 Tonnen
- Kanada: 14,9 Tonnen
- Australien: 14,3 Tonnen
- USA: 14,2 Tonnen
China fällt hier deutlich aus der Liste: Mit 8,7 Tonnen CO2 pro Kopf liegt das Land nur knapp vor Deutschland (8,1 Tonnen). Und der kleine Inselstaat Palau hat den weltweit höchsten Verbrauch, weil jährlich viele Touristen per Flugzeug oder mit dem Kreuzfahrtschiff anreisen. Auch diese Emissionen gehen auf das Konto der Einwohner Palaus.
Entwicklungsländer wie Indien sind allerdings erst durch ihr Wirtschaftswachstum in den letzten Jahrzehnten zu großen „Verschmutzern“ geworden. Sie befürworten daher, auch historische Emissionen im Blick zu halten, um die Verantwortung gerecht zu verteilen. So ergibt sich dann folgendes Bild:
- Die USA haben seit 1850 fast 20 Prozent des CO2 emittiert (ca. 509 Gigatonnen)
China folgt mit 11 Prozent
Russland ist für sieben Prozent verantwortlich
Brasilien hält einen Anteil von fünf Prozent, hauptsächlich aufgrund von Entwaldung
Ebenso wie Indonesien, die mit vier Prozent beigetragen haben
China
Geht es um die weltweiten Emissionen, wird China oft als größter Verschmutzer genannt. Das geht so weit, dass teilweise die deutschen Bemühungen als “zwecklos” abgestempelt werden, weil China zusammen mit den USA den größten Anteil an den globalen Emissionen hat. Letzteres ist an sich zwar korrekt, bezieht aber nicht mit ein, wie viel das Land für den Ausbau Erneuerbarer Energien unternimmt.
Kohle als Haupttreiber in Energiesektor und Industrie
Den größten Anteil macht der chinesische Energiesektor aus: Von den 11.256 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr stammen
- etwa 57 Prozent aus der Wärme- und Energieversorgung, allen voran Kohle
- 25 Prozent gehen auf das Konto der Industrie, zum Beispiel für die Stahl- und Zementproduktion
Wichtig dabei ist, dass Chinas schnelles Wirtschaftswachstum der letzten Jahrzehnte nur durch einen schnellen Ausbau der Industrie möglich war – und dafür setzte man eben vor allem auf fossile Brennstoffe wie Kohle. Hinzu kommt, dass China als primäres Produktionsland vieler Firmen auch deren Emissionen durch den Export der Produkte mit aufnimmt.
Vorreiterrolle beim Ausbau erneuerbarer Energien
Doch gerade die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist auch der Grund, weshalb China den Ausbau Erneuerbarer Energien entschiedener vorantreibt als viele andere Staaten und damit zum Vorreiter wird: Schon jetzt erzeugt das Land so viel Solarstrom wie der Rest der Welt zusammen. Eine China-Analyse der internationalen Energieagentur (IEA) besagt, dass:
- Solarenergie bis 2045 die primäre Energiequelle wird und Kohle ablösen könnte
- ab 2025 sollen 20 Prozent im Energiemix aus nicht-fossilen Energien stammen
- bis 2060 will das Land klimaneutral sein
Diese Ziele werden allerdings durch den Bau neuer Kohlekraftwerke erschwert, die für die wachsende Wirtschaft und Industrie Chinas benötigt werden. Und auch die Stromerzeugung an sich muss zuweiterentwickelt werden:
- Neue Netze und Speicher für die zusätzliche Strommenge
- Steigerung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien um das Siebenfache (auf insgesamt 256 GW)
- Rückgang der Verstromung von Kohle auf fünf Prozent
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Chinas Rolle auf der Weltklimakonferenz
Deutlich im Fokus werden die CO2-Emissionen Chinas stehen. Ein weiterer Punkt: Die Nationally Determined Contributions (NDCs), also die Nationalen Klimabeiträge, die jedes Land leisten muss, um bis 2030 seine Treibhausgasemissionen zu senken. China hält sich hier bislang noch bedeckt und beharrt auf seinem Status als Entwicklungsland – stattdessen betont die chinesische Regierung immer wieder die Verantwortung der westlichen Industrienationen für den Klimawandel.
Kritiker sehen darin opportunistisches Kalkül, weil Entwicklungsländer wenig bis gar keine Beiträge zur Klimafinanzierung zahlen müssen und längere Deadlines beim Umsetzen von Regeln genießen. China, so der Vorwurf, nutze dies aus, um beispielsweise nicht in den Loss-and-Damage-Fonds einzahlen zu müssen oder seine Methanemissionen zu reduzieren.
Fazit:
China stößt in der Gesamtbetrachtung zwar am meisten CO2 aus, unternimmt aber gleichzeitig so viel wie kein anderes Land, um mehr erneuerbaren Strom zu erzeugen. Dass die chinesische Wirtschaft so stark abhängig von fossilen Brennstoffen ist, steht allerdings im Widerspruch zu den chinesischen Klimazielen.
Auf globaler Ebene sieht China vor allem Industrieländer in der historischen Verantwortung, für den Klimawandel finanziell aufzukommen. Dennoch wird immer wieder Kritik daran laut, dass das Land sich und seine eigene Rolle hinter dieser Haltung versteckt.
USA
Das Land, in dem sowohl der Gold- als auch der Ölrausch ihren Anfang nahmen, ist auch jetzt noch ein großer Player in der fossilen Industrie. Zusammen mit China ist das Land für mehr als die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich – will aber dennoch innerhalb der nächsten 25 Jahre klimaneutral werden.
Verkehrssektor führt bei Treibhausgasemissionen
Die Energieversorgung der USA setzt übermäßig auf fossile Brennstoffe:
- 60 Prozent aus Erdgas und Kohle
- 20 Prozent aus Erneuerbaren Energien
- 18 Prozent aus Kernenergie
Betrachtet man das Ganze nach Sektoren, wird schnell deutlich, woher die meisten CO2-Emissionen stammen:
- Verkehr: 36,9 Prozent
- Strom- und Wärmeerzeugung: 34,9 Prozent
- Industrie: 9,9 Prozent
- Gebäudesektor: 6,9 Prozent
- Landwirtschaft: 0,8 Prozent
Der Löwenanteil des Verkehrssektors geht auf Autos, Lkws, Züge, Schiffe und Flugzeuge zurück. Diese sind nahezu vollständig Erdöl-basiert und haben daher bei der Verbrennung einen direkten Einfluss auf den CO2-Ausstoß.
Konjunkturpaket spornt Ausbau von Erneuerbaren an
Seit 2019 ist Windenergie die produktivste erneuerbare Energiequelle:
- Rund 10,2 Prozent des Gesamtstroms wurden von Windrädern produziert, deren Zahl zugenommen hat, vor allem in Texas.
- Wasserkraft trägt 6,2 Prozent bei
- Solarstrom knapp 3 Prozent; wobei die Leistung zuletzt auf 71.000 Megawatt stieg.
Die USA wollen bis 2035 ihr gesamtes Stromnetz mit erneuerbaren Energien betreiben und private Investitionen in klimafreundliche Technologien ankurbeln. Die wichtigste Rolle dabei spielt der Inflation Reduction Act (IRA): Dieses Konjunkturpaket stellt 369 Milliarden US-Dollar für Klimaschutzinvestitionen über einen Zeitraum von zehn Jahren bereit. 127 Milliarden sollen allein in den Ausbau erneuerbarer Energien wandern.
Ein wichtiger Bestandteil des IRA: umfassende Steuervergünstigungen. Die sollen wiederum die Kosten erneuerbarer Energien um bis zu zwei Drittel senken. Ziel ist es außerdem, durch die Fördermaßnahmen die Emissionen bis 2030 um etwa 40 Prozent (verglichen mit dem Stand von 2005) zu reduzieren.
Trumps Wahlsieg wirft Schatten auf die COP
Sowohl als zweitgrößter Emittent weltweit als auch als politisches Schwergewicht allgemein spielen die USA auf der COP naturgemäß eine wichtige Rolle. Allerdings wird dies in diesem Jahr von großer Unsicherheit über den künftigen Kurs nach dem Wahlsieg Donald Trumps überschattet. Dieser hatte bereits während seiner ersten Amtsperiode das Pariser Abkommen verlassen.
Es gilt als gesichert, dass nicht nur der IRA, der als sehr wirksame Maßnahme gilt, stark beschnitten werden soll, sondern auch Gelder für die Klimaforschung. Ebenso steht eine Kürzung des Etats der Umweltbehörde EPA auf der Agenda. Geplant ist außerdem ein (erneuter) Ausstieg aus dem Pariser Abkommen, bis hin zur Klimawandelrahmenkonvention (UNFCCC).
Fazit:
Die größten Emissionen verzeichnen die USA im Verkehrssektor sowie in der Energie- und Wärmeerzeugung – und genau hier setzt man zum Großteil auf fossile Brennstoffe. Damit das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 noch erreicht werden kann, sind unter anderem große Investitionen in das Stromnetz und den Ausbau Erneuerbarer Energien geplant.
All dies könnte allerdings mit Beginn der neuen Amtszeit von Donald Trump nichtig sein. Ob die USA ihre CO2-Emissionen senken können und aus fossilen Brennstoffen aussteigen, ist also ganz und gar davon abhängig, was der zukünftige Präsident umsetzt.
Indien
Mit einigem Abstand zu den USA folgt auf der Liste der weltweit größten CO2-Emittenten Indien: Der Subkontinent, mit seiner hohen Bevölkerungsdichte oft als “größte Demokratie der Welt” bezeichnet, setzt stark auf Kohle - gleichzeitig befindet sich hier der weltweit größte Solarpark. In welche Richtung bewegt sich der indische Subkontinent?
Indien: Klimaziele in weiter Ferne
Die “größte Demokratie der Welt” ist auch einer der größten CO2-Emittenten: 2,6 Millionen Tonnen jährlich gelangen durch den Subkontinent in unsere Atmosphäre: Allein im Jahr 2023 sind die Emissionen um 190 Millionen Tonnen angestiegen.
- Energie- und Wärmeerzeugung: 52,7 Prozent, davon mehr als zwei Drittel aus Kohle
- Industrie: 24,1 Prozent, hauptsächlich aufgrund der Stahl- und Zementproduktion
- Verkehr: 12,9 Prozent
- Gebäudesektor: 3,9 Prozent
Indien ist das Land mit der am schnellsten wachsenden Bevölkerung und das spiegelt sich auch in der Verteilung der Emissionen wider: Um den steigenden Energie- und Wärmebedarf zu decken, gehen immer wieder neue Kohlekraftwerke ans Netz.
All dies rückt die Erreichung der Klimaziele in weite Ferne: Indien plant, bis 2070 klimaneutral zu sein. Laut der NGO “Climate Action Tracker” ist das Land damit weit vom 1,5-Grad Ziel entfernt.
Indiens Fahrplan zur Reduzierung von Treibhausgasen
Indiens Regierung hat eine Reihe an Maßnahmen geplant, um trotz Wirtschaftswachstum die Treibhausgase zu reduzieren:
- Modernisierung der Produktionsanlagen
- Energieversorgung aus CO2-armem Wasserstoff und Erdgas
- Mehr Storm aus Kernenergie
- Verdopplung städtischer Schienennetze
- Mehr synthetische Kraftstoffe
- Steigerung der Zahl an E-Autos bei Neuwagen
Mega-Energiepark soll Klimaziele retten
Doch diese Schritte reichen Stand jetzt noch nicht aus. Geplant ist daher auch ein massiver Ausbau erneuerbarer Energien: Bis 2030 soll die Stromerzeugung aus Wind, Solar, Biomasse und Wasserkraft auf 500 Gigawatt mehr als verdoppelt werden.
Möglich werden soll das durch Mega-Projekte wie dem Khavda Renewable Energy Park, dem weltweit größten erneuerbaren Energieprojekt. Der Fokus dabei liegt auf Solar: Bis 2030 will man die Kapazitäten auf 280 Gigawatt steigern. Indien gilt als der günstigste Produzent von Solarstrom. Ebenfalls im Ausbau befindlich: Offshore-Windparks. 37 Gigawatt sollen bis 2030 ans Netz gehen.
Indien will Industrieländer auf COP zur Rechenschaft ziehen
Als drittgrößter CO2-Emittent wird bei den Verhandlungen auf der Weltklimakonferenz sicherlich Indiens Rolle bei der Reduzierung von Treibhausgasen thematisiert. Ebenso ist es möglich, dass die zum 1,5 Grad-Ziel verpflichteten Länder die hohe Zahl der Kohlekraftwerke in Indien hinterfragen.
Indien selbst plant, auf der COP die Zügel bei der Verbesserung der Klimafinanzierung in die Hand zu nehmen: Das Land will Industrieländer zur Verantwortung ziehen und sie für die Konsequenzen, die Entwicklungsländern durch den Klimawandel drohen, finanziell in die Verantwortung nehmen.
Fazit:
Obwohl Indien weniger Treibhausgase ausstößt als China oder die USA, plant das Land erst 2070 klimaneutral zu werden. Das liegt an der nach wie vor hohen Abhängigkeit von Kohle, die unter anderem den Energiebedarf der rasant wachsenden Bevölkerung decken muss.
Der Subkontinent plant allerdings gleichzeitig, die Erzeugungskapazitäten aus Erneuerbaren Energien innerhalb der nächsten Jahre zu verdoppeln. Auch Kernenergie wird eine größere Rolle zuteil werden. Weitere Maßnahmen wie eine Verdopplung städtischer Schienennetze sollen den CO2-intensiven Verkehrssektor dekarbonisieren. Vom Erreichen seiner Klimaziele, die zudem nicht mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar sind, ist das Land derzeit noch weit entfernt.
Innerhalb der internationalen Gemeinschaft sieht sich Indien vor allem als Kämpfer für Entwicklungsländer, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden, und will dafür die Industrieländer zur Kasse bitten.
Russland
Russland ist das Land mit den größten Erdgas-Reserven, der größte Gasexporteur und der zweitgrößte Produzent von LNG, also Flüssigerdgas,- und will trotzdem bis 2060 klimaneutral werden. Dieses Ziel ist fraglich, vor allem im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine und die fehlende Präsenz Erneuerbarer Energien.
Hoher Energieverbrauch durch fossile Brennstoffe
Fossile Brennstoffe sind die wichtigsten Energieträger in Russland:
- Erdgas: 52,3 Prozent
- Öl: 20,5 Prozent
- Kohle: 16,5 Prozent
- Kernenergie: 7,2 Prozent
Die Emissionen Russlands rühren größtenteils aus der Industrie, und das hat einen besonderen Grund: Die Energieintensität der russischen Wirtschaft ist mehr als dreimal so hoch wie der EU-Durchschnitt. Konkret heißt das, dass für den russischen Output dreimal so viel Energie aufgewendet werden muss. Das deutet darauf hin, dass bei den CO2-Emissionen ein hohes Einsparpotenzial vorliegt, wenn die Energieeffizienz gesteigert wird.
Gebäude und Verkehr halten einen Anteil von 26 beziehungsweise 19 Prozent am Energieverbrauch. Im Gebäudesektor liegt dies hauptsächlich am Heizen - wofür wiederum fast ausschließlich Erdgas verwendet wird. Und im Verkehrssektor gehen zwei Drittel aller Emissionen auf das Konto von Öl.
Kaum Erneuerbare Energien in Russland
Von Wasserkraft abgesehen, ist der Anteil Erneuerbarer Energien in Russland sehr gering: Nur zwei Prozent der Stromerzeugung kommen aus Windkraft und Solarenergie – damit wird ungefähr ein Gigawatt Strom erzeugt. Ein großflächiger Ausbau im Rahmen der russischen Energiestrategie ist nicht bekannt. Der fossile Ausstieg wird dort allerdings als ernsthafte Bedrohung für die heimische Kohleindustrie genannt.
Das Potenzial für den Ausbau Erneuerbarer Energien wäre aber durchaus vorhanden. Für das von Erdgas abhängige Wärmenetz kämen verschiedene CO2-ärmere Optionen in Frage:
- Biogasanlagen
- Wärmepumpen
- Geothermie
Von Erneuerbaren Energien abgesehen, gibt es durchaus noch weitere Einsparmöglichkeiten für Russland, um die CO2-Bilanz zu verbessern – Modernisierungen bei Industrieanlagen beispielsweise. Die Regierung hat auch eine Dekarbonisierungsstrategie veröffentlicht – diese sieht allerdings hauptsächlich natürliche Kohlenstoffsenken wie Wälder als Mittel, um Emissionen zu reduzieren oder auszugleichen. Das ist an sich gängige Praxis, auch Deutschland setzt auf seine Wälder als Einsparmaßnahme. In russischen Rechnungen ist allerdings von CO2-Mengen die Rede, die so wissenschaftlich nicht belegt sind und daher nicht berücksichtigt werden können.
Ukraine-Krieg macht Verhandlungen auf COP komplizierter
Russland wird, ebenso wie Indien oder China, allein aufgrund der hohen Emissionen eine wichtige Rolle auf der COP spielen. Außerdem sieht die Energiestrategie bis 2035 eine starke Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen vor, was wiederum im Widerspruch mit den Klimazielen steht.
Hinzu kommt der anhaltende Krieg in der Ukraine nach dem russischen Angriff: Dieser hat die Beziehungen zu vielen Ländern beschädigt und Russland wiederum isoliert. In einer solch angespannten und konfrontativen Lage werden auch Verhandlungen beim Klima erschwert. Hinzu kommt, dass seit Kriegsbeginn der Zugang zu russischen Daten über die Arktis abgerissen ist. Damit fehlen wichtige Informationen, um das Auftauen des Permafrosts - von dem Russland sogar direkt betroffen wäre - zu beobachten.
Fazit:
Geht es um den Klimawandel, ist die Rolle Russlands, insbesondere seit dem Angriff auf die Ukraine, nur schwer einzuordnen. Das Land ist, nicht zuletzt aufgrund der eigenen Gasreserven und des Exports fossiler Brennstoffe, sehr abhängig von der kontinuierlichen Gas- und Kohlenutzung. Die Klimaziele Russlands sind nach derzeitigem Stand nicht erreichbar und auch nicht mit dem 1,5 Grad-Ziel vereinbar.
Japan
Der Inselstaat in Ostasien ist bekannt dafür, kaum eigene Rohstoffe zu besitzen - und deswegen umso abhängiger von ausländischen Rohstoffimporten. Ursprünglich sollte das Land durch Kernenergie unabhängiger werden - diesem Vorhaben wurde allerdings durch die Nuklearkatastrophe in Fukushima 2011 ein jähes Ende bereitet. Trotz allem verfolgt Japan das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein.
Emissionen erstmals rückläufig
Die gute Nachricht zuerst: Als einziges Land in dieser Liste ist es Japan gelungen, die Treibhausgasemissionen zu verringern - und zwar auf ein Level wie 1990, als man mit den Messungen begann. Insgesamt sind die Emissionen in den letzten 22 Jahren um 15 Prozent gesunken und stellen sich aktuell wie folgt dar
- Knapp die Hälfte geht auf das Konto der Energie- und Wärmeerzeugung, hauptsächlich durch Öl und Gas
- 19,2 Prozent der Emissionen stammen aus dem Verkehrssektor, wo Öl nach wie vor eine große Rolle spielt
- Die Industrie ist für 17,5 Prozent verantwortlich, vor allem aufgrund der CO2-intensiven Chemieindustrie
- Auf den Gebäudesektor entfallen 5,1 Prozent
Die hohe Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen macht sich auch in der Stromerzeugung bemerkbar: Mehr als zwei Drittel des Stroms stammen aus fossilen Brennstoffen. Etwas mehr als ein Viertel wird durch Erneuerbare Energien erzeugt, allen voran Solarenergie und Wasserkraft.
Ursprünglich sollten bis zu 20 Prozent des Strommixes aus Kernenergie kommen. Da seit der Kernschmelze in Fukushima-1 vor 13 Jahren nicht nur viele Meiler aus Sicherheitsgründen vom Netz gegangen sind und die lokale Bevölkerung sich entgegen der Regierungspläne gegen den Bau neuer AKW stemmt, ist es derzeit unwahrscheinlich, dass Kernenergie die Abhängigkeit von Kohle und Gas beenden wird.
Ungenutztes Geothermie-Potenzial
Mit Blick auf die angestrebte Klimaneutralität bis 2050 setzt auch Japan auf einen massiven Ausbau Erneuerbarer Energien:
- Deren Anteil soll bis 2030 auf 36 bis 38 Prozent steigen
- Profitieren sollen vor allem Offshore-Windparks, die Kapazitäten könnten von 200 MW auf bis zu 7,3 GW wachsen
- Kapazitäten für Wasserkraft sind weitgehend ausgereizt
- Japan gehört zu den größten Solarenergieproduzenten der Welt
Spannend ist, dass das ostasiatische Land auch eines der weltweit größten geothermischen Vorkommen besitzt. Diese sind so groß, dass sie bei vollständiger Nutzung sogar Kohle und Gas als primäre Energieträger ersetzen können - allerdings scheitern entsprechende Vorhaben bisher an strikten Regelungen und dem Widerstand der Bevölkerung. Auch Offshore-Windparks rufen immer wieder Protest von Fischern hervor, die um ihre Fanggebiete fürchten.
Die Regierung setzt als eines der wenigen Länder dieser Liste auf grünen Wasserstoff als Teil der Dekarbonisierungsstrategie: Wasserstoff-Brennzellen in Autos oder H2ready-Heizungssysteme sollen die CO2-intensiven Gebäude- und Verkehrssektoren entlasten. So sind in Tokyo bereits mit Wasserstoff betriebene Taxen und Busse im Einsatz. Grüner Wasserstoff macht allerdings bislang nur ein Prozent der Reserven aus - der Rest wird weiterhin durch fossile Brennstoffe produziert und ist damit CO2-intensiver “Grauer Wasserstoff”.
Japan auf der Klimakonferenz
Über die Rolle Japans auf der Klimakonferenz in Baku ist derzeit nichts bekannt – die Regierung hat eine Delegation entsandt, aber aufgrund der kurz zuvor abgehaltenen Wahlen wird der neue Premierminister Ishiba Shigeru nicht an der Konferenz teilnehmen. Mit öffentlichen Positionierungen zur Klimafinanzierung, Minderung der Treibhausgasemissionen oder dem fossilen Ausstieg hat sich das Land bisher zurückgehalten.
Fazit:
Trotz großer Fortschritte bei seinen Emissionen ist Japan derzeit noch nicht auf dem Weg, seine Klimaziele bis 2050 zu erreichen. Die starke Nutzung fossiler Brennstoffe in der Energie- und Wärmeerzeugung, gekoppelt mit dem noch geringen Anteil Erneuerbarer Energien, zeigt, dass es hier noch ein hohes Ausbaupotenzial gibt.
Auch wenn ein genauerer Blick auf die größten Emittenten zeigt, wo die Probleme liegen, verändert dies aber teilweise unser Bild von den großen Verschmutzern: Die meisten dieser Länder haben sich durchaus Gedanken darüber gemacht, wie sie ihre Klimaziele erreichen.