Die Entscheidung steht unmittelbar bevor: Am Sonntag, 29. Juni, findet der dritte Bürgerentscheid zum Wellenberg in Oberammergau ab. Davor gab es noch ein paar Wahlempfehlungen aus der politischen Ebene.
Zwei Abstimmungen, zwei Niederlagen: 2010 und 2013 ist die Gemeinde bereits baden gegangen. Ob ihr das gleiche Schicksal auch in diesem Jahr blüht, zeigt sich an diesem Sonntag beim Bürgerentscheid. 4151 Wahlberechtigte haben die Zukunft des Wellenbergs in der Hand. Sie entscheiden, ob ein 15 000 bis 20 000 Quadratmeter großes Teilgrundstück auf dem Areal verkauft werden soll, um ein hochwertiges Hotel anzusiedeln. Eine Idee, die bis ins kleinste Detail durchgekaut wurde. Im Gemeinderat wie in der Bevölkerung. Schließlich ruft wohl kein Thema – außer der Passion – so viele Emotionen hervor wie das Schwimmbad in Filetlage. Dementsprechend feuerten Privatpersonen wie Ortspolitiker in den vergangenen Tagen nochmal aus allen Rohren, um für ihre Überzeugung zu werben.
Anfang April hatte der Gemeinderat den Weg eingeschlagen, über ein Ratsbegehren ein Meinungsbild aus der Bevölkerung zu bekommen. Mit 12:7-Stimmen. Schon dieses Ergebnis zeigte: Es wird kein Jubelchor ohne Misstöne aus der Bevölkerung erklingen. Zuletzt fanden sich in den sozialen Medien zahlreiche Posts zur aktuellen Debatte, auch Infoveranstaltungen seitens politischer Gruppierungen gingen über die Bühne. Sie machten aber vor allem jetzt, in der finalen Phase vor der Wahl, nochmal mobil.
Präsenz auf Facebook zeigt die Parteilose Wählergemeinschaft, kurz PWG. Bekanntermaßen hoffen die Gelben, dass ein Ganzjahresbad in kleinerer, für Oberammergau finanzierbarer Größe und Ausstattung realisiert wird. An diesem Standpunkt halten sie fest – gerne gewürzt mit Kritik an Andreas Rödl (CSU). Zwei Flugblätter widmete die PWG dem Bürgermeister und seinem für sie falschen Vorgehen. Jetzt geriet er wieder in die Schusslinie. Wegen einer Zahl, die er im Zusammenhang mit dem „Piorama“ in Penzberg angeführt hatte. 2,5 Millionen Euro pro Jahr koste das Bad der Stadt. „Derartige Vergleiche führen in die Irre und sind grundfalsch“, heißt es in einer ausführlichen Pressemitteilung der Gemeinderatsfraktion – ebenfalls zu finden auf der Facebook-Seite der Gelben.
Mal mit, mal ohne persönliche Attacken
Der Rathauschef nimmt den Gegenwind zwar zur Kenntnis, beruft sich aber auf seine Quelle. Die Zahl habe ihm sein Bürgermeister-Kollege aus Penzberg genannt. Rödl stellt vor allem klar: „Ich habe nicht gesagt, das es in Oberammergau so viel kostet.“ Es ging darum, ein Gefühl für die Unsummen zu bekommen, die Bäder gerne verschlingen. „Ich bin davon ausgegangen, dass die Leute das einsortieren können.“ Die PWG erklärt sich seine Aussage anders: „Hier werden Stimmungen erzeugt, um Stimmen einzufangen.“ Ein Vorwurf, den sich Ludwig Utschneider, Michael Fux und Co. aber auch schon gefallen lassen mussten. Etwa von ihren Kollegen im Gemeinderat.
Ganz ohne persönliche Attacken kommt die Bürgerinitiative Oberammergau (BIO) aus. Sie brachte noch einen Flyer in Umlauf mit klarer Wahlempfehlung: „Sagen Sie NEIN zum Verkauf des Wellenbergs“. Was nicht verwundert. Schließlich hatte sich die Gruppierung damals aus dem Wunsch gegründet, das Familienbad zu erhalten. Heute wirbt sie für ein „kleines, feines Bad fürs Ammertal“.
Ein „Jein“ der Bunten Liste
In der Entscheidungszwickmühle steckt die Bunte Liste. Das macht Sprecherin Marina Kirchmayr in einem Videoclip auf Facebook deutlich. Ihre Fraktion befürwortet den Teilverkauf. „Ein kommunales Bad wird es nicht mehr geben.“ Weil das Geld dafür fehlt. Ein klares Nein gibt es aber von Bunte-Liste-Seite für ein Fünf-Sterne-Hotel. Die Verquickung sei unglücklich. Die Gruppierung würde sich ein Familienhotel mit öffentlichem Zugang wünschen sowie auf der unteren Wiese in kommunalem Besitz einen See, der kostenfrei zugänglich wäre und kein Personal beanspruche.
Was die Mehrheit der Oberammergauer denkt, steht am Sonntagabend fest und wird im Kleinen Theater verkündet. Rödl, der offiziell keine Prognose abgibt, hofft auf eine Mehrheit für den Verkauf. „Dann freu‘ ich mich.“ Ansonsten auch keine Staatsaffäre. Dann beginnt eben die Arbeit an einer anderen Lösung. „Wir haben‘s probiert. Ich lasse mich lieber dafür kritisieren, dass ich was tue.“