Wenn die Krankenkasse zum Verhängnis wird: Was tun bei steigenden Beiträgen?

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Die Beiträge für private Krankenversicherungen können im Alter stark ansteigen, wie aktuell am Beispiel des Schauspielers Heinz Hoenig zu sehen. Was kann man gegen erhöhte Versicherungspolicen tun?

Köln – Das deutsche Gesundheitssystem ist international bekannt für Qualität. Entscheidende Faktoren in diesem Gefüge sind die privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen. Diese beiden Säulen der Absicherung bieten jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile und prägen die Gesundheitsversorgung der Deutschen. Während die private Krankenversicherung oft mit Flexibilität und zusätzlichen Leistungen lockt, können steigende Kosten und mangelnde Rückkehrmöglichkeiten zur gesetzlichen Versicherung zu einem Albtraum für Versicherte werden

Deutlich wird dieses Dilemma aktuell durch den Fall um Schauspieler Heinz Hoenig, der sich zwei lebensnotwendige Operationen nicht leisten konnte, weil er nicht mehr versichert war. Ein Antrag zur Aufnahme in die gesetzliche Krankenkasse sei abgelehnt worden. Die Voraussetzungen dafür waren demnach offenbar nicht gegeben.

Krankenversicherung in Deutschland: Das duale Gesundheitssystem

Doch welche Unterschiede bestehen genau zwischen den beiden Systemen und welches Modell ist das passende für wen? Ein genauerer Blick auf die Merkmale, Vor- und Nachteile beider Versicherungsformen gibt Aufschluss darüber, wie sich das duale Krankenversicherungssystem in Deutschland weiterentwickelt und welchen Herausforderungen es gegenübersteht.

In Deutschland existieren zwei grundlegende Gesundheitssysteme: die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die private Krankenversicherung (PKV).

Die gesetzliche Krankenversicherung ist für die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zugänglich und basiert auf dem Solidaritätsprinzip. Das bedeutet, dass die Beiträge nach dem Einkommen bemessen werden: Wer mehr verdient, zahlt auch mehr. Im Gegenzug erhält jeder Versicherte unabhängig von seinen Beiträgen die gleichen medizinischen Leistungen. Familienmitglieder ohne eigenes Einkommen, wie Kinder und nicht arbeitende Ehepartner, sind ohne zusätzliche Kosten mitversichert.

Die GKV bietet ein umfassendes Leistungsspektrum, das regelmäßig angepasst und erweitert wird. Allerdings kann es in bestimmten Bereichen zu Einschränkungen kommen, etwa bei der Wahl des Arztes oder bei speziellen Behandlungen und Medikamenten.

Hausarztpraxis - Krankenversicherung
Steigende Beiträge der privaten Versicherung können insbesondere älteren Menschen zum Verhängnis werden. (Symbolbild) © Benjamin Nolte/dpa-tmn/dpa

Zwischen Kostenanstieg und Versicherungsverträgen: Die Herausforderungen der privaten Krankenversicherung

Die private Krankenversicherung funktioniert anders. Sie basiert auf dem Prinzip der Äquivalenz: Die Beiträge richten sich nach dem individuellen Risiko und den gewünschten Leistungen. Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und Beruf spielen eine entscheidende Rolle bei der Beitragshöhe. Junge und gesunde Menschen profitieren häufig von günstigeren Tarifen und besseren Leistungen im Vergleich zur GKV. Die PKV ermöglicht den Versicherten oft Zugang zu einer bevorzugten medizinischen Versorgung, wie kürzere Wartezeiten bei Fachärzten und Einzelzimmer im Krankenhaus.

Doch die Vorteile der PKV können im Alter zu erheblichen Nachteilen werden. Während die Beiträge in der GKV stabil bleiben und im Rentenalter in der Regel sinken, da sie an das oft niedrigere Einkommen angepasst werden, steigen die Beiträge in der PKV tendenziell an. Dies liegt daran, dass die Kosten für medizinische Versorgung mit zunehmendem Alter steigen und private Versicherer dieses Risiko in Form höherer Prämien an die Versicherten weitergeben.

Ein weiteres Problem ist, dass private Versicherungen weniger flexibel sind, wenn es darum geht, Beiträge zu reduzieren. Während in der GKV die Möglichkeit besteht, bei finanziellen Engpässen durch Unterstützung wie das Arbeitslosengeld weiterhin versichert zu bleiben, gibt es in der PKV zwar auch gewisse Nottarife, nur sind diese etwas schwieriger einzurichten.

In extremen Fällen kann das dazu führen, dass sie sich die notwendige medizinische Versorgung nicht mehr leisten können. Ein Wechsel zurück in die GKV ist ab einem gewissen Alter und nach längerer Versicherung in der PKV zudem meist nicht mehr möglich.

Wie geht es weiter, wenn die Beiträge in der privaten Versicherung unbezahlbar werden?

Wenn der Fall des Falles eintrifft und Versicherte ihre Beiträge nicht mehr zahlen können, sollte man dringend das Gespräch mit der Krankenversicherung suchen und den Tarif umstellen, sagt Bianca Boss, Vorständin beim Bund der Versicherten (BdV) zum Spiegel.

Bei der Tarifumstellung sollte darauf geachtet werden, wie die neuen Bedingungen aufgestellt sind. Ist die Zahnzusatzversicherung noch dabei? Wie viel eigene Kosten entstehen bei welchen ärztlichen Untersuchungen? Und vieles mehr. Passt man da nicht genau auf, können ärztliche Behandlungen ziemlich teuer werden.

Dem Bericht zufolge gibt es einmal den Basistarif, der für Versicherte bedacht ist, die im Sinne des Sozialrechts hilfebedürftig sind. Der Beitrag ist dann halb so hoch wie der Höchstsatz der GKV. Wenn auch dieser Betrag zu hoch ist, kann beim Sozialamt Hilfe beantragt werden.

Außerdem gibt es einen leistungsschwachen Standardtarif, der nur langjährigen und älteren Versicherten zusteht, die vor dem 1. Januar 2009 in der PKV versichert waren.

Blick auf Chips von Krankenkassenkarten
In Deutschland gilt seit 2009 die Krankenversicherungspflicht. (Symbolbild) © Alexander Heinl/dpa-tmn

Notlagentarif: In finanziellen Schwierigkeiten wird der Versicherte nur für einen kurzen Zeitraum aufgefangen

Offenbar kann der Versicherte nur unter bestimmten Voraussetzungen auf einen Notlagentarif wechseln, bei dem nur Behandlungskosten bei akuten Erkrankungen und Schmerzzuständen erstattet werden. Auch Schwangere und Mütter werden im Notlagentarif aufgefangen. Dieser Tarif gilt aber nur für einen kurzen Zeitraum, in dem die normalen Beiträge nicht gezahlt werden können. Hilfebedürftige haben keinen Anspruch auf diesen Tarif, sie müssen auf den Basistarif zurückgreifen.

Der Fall Heinz Hoenig: Wieso alle Nichtversicherten aus seinem Fehler lernen sollten

Wer sich dafür entscheidet, die Krankenversicherung ganz zu kündigen, macht sich zwar nicht strafbar, muss aber im Krankheitsfall mit erheblichen finanziellen Folgen rechnen. Der nicht versicherte Schauspieler Heinz Hoenig zeigt, wie riskant diese Entscheidung ist. Um die Kosten für seine erforderlichen Operationen und den Klinikaufenthalt decken zu können, wurde eine Spendenaktion organisiert, bei der in kurzer Zeit fast 160.000 Euro gesammelt wurden. Auf so eine Reichweite können sich jedoch nur die Wenigsten stützen - also handelt es sich hier um einen Sonderfall.

In jedem anderen Fall müssen Nichtversicherte die Kosten für medizinische Behandlungen aus eigener Tasche zahlen. Diese Ausgaben können bei längeren Krankenhausaufenthalten, chronischen Krankheiten oder teuren Medikamenten schnell in den fünf- bis sechsstelligen Bereich steigen und Normalverdiener schnell an ihre finanziellen Grenzen bringen.

Wenn im Krankheitsfall dann auch noch die Nachforderungen aus der Zeit, in der man nicht versichert war, gefordert werden, wird das Ganze noch teurer. Laut focus.de dürfen Krankenkassen nur für einen begrenzten Zeitraum rückwirkend Beiträge einfordern. Ehemalige gesetzlich Versicherte müssen zu der Krankenkasse zurückkehren, bei der sie zuletzt versichert waren. Diese Krankenkasse ist verpflichtet, den Rückkehrer erneut zu versichern, unabhängig von dessen Gesundheitszustand. Privatversicherungen sind ebenfalls dazu verpflichtet, ehemalige Versicherte zum Basistarif wieder aufzunehmen.

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