ARD-Chef urteilt über Silbereisen: „Nicht unbedingt mein Musikgeschmack“
In einem Streitgespräch mit der ZEIT hat sich der Intendant des Hessischen Rundfunks, Florian Hager, deutlich zur Finanzierung und zum Programmauftrag von ARD und ZDF geäußert. Kritik an den hohen Einnahmen der Sender – knapp neun Milliarden Euro jährlich – begegnet Hager mit einem historischen Vergleich: „1963 betrug der Rundfunkbeitrag sieben Mark, etwa 3,50 Euro. Allein wenn man die Inflation berücksichtigt, wären das heute 18,61 Euro.“ Der heutige Beitrag liege mit 18,36 Euro also im Rahmen. Und: Das Programmangebot sei heute deutlich größer.
Große Änderung bei den Rundfunkgebühren – was Sie jetzt wissen müssen.
„Für den Einzelnen ist die Belastung gleich geblieben“ – Hager verteidigt Rundfunkbeitrag
Die Höhe des Beitrags sei zudem nicht das einzige Kriterium für Fairness. Wichtig sei, dass die Finanzierung transparent sei. „Ihre Rechnung zeigt doch: Wir sind bei den Ausgaben transparent“, entgegnet Hager auf die Kritik, der Beitrag sei überhöht. Außerdem verweist er auf bereits laufende Sparmaßnahmen, etwa die Reduktion der Hörfunkprogramme: „Wir sparen – wie von der Politik vorgegeben – 16 der 70 Hörfunkwellen ein.“ Das sei kein einfacher Prozess, weil jeder Sender seine eigene Hörerschaft habe.
Gehälter offengelegt: Drei ARD-Intendanten verdienen mehr als Olaf Scholz.
Mehr als Silbereisen: Was Florian Hager unter sinnvoller Unterhaltung versteht
Die Kritik an der Programmgestaltung von ARD und ZDF – etwa den vielen Krimis oder populären Showformaten – kontert Hager mit einem breiteren Verständnis von Unterhaltung. Fiktionales Fernsehen sei mehr als bloße Zerstreuung: „Fiktionales hat oft viel mit Kulturvermittlung zu tun“, erklärt er. Formate wie Tatort oder die Lindenstraße hätten gesellschaftlich viel bewegt, etwa bei der Integration – „das ist in meinen Augen demokratiestiftend und damit im besten Sinn öffentlich-rechtlich.“
Zur Zuschauerkritik an Schlagershows mit Florian Silbereisen stellt der ARD-Chef klar: „Das ist auch nicht unbedingt mein Musikgeschmack, aber da schalten sehr, sehr viele Menschen ein, und für die ist es auch ganz wichtig, dass es diese Sendungen gibt.“

Auch auf Kritik an Sportrechten reagiert Hager gelassen. Zwar räumt er ein, dass ARD und ZDF jährlich fast 400 Millionen Euro für Sportübertragungen ausgeben, betont aber: „Da haben wir schon eingespart, und der Etat ist inzwischen gedeckelt.“ Viele Menschen erwarteten Sportübertragungen wie Olympia und die Fußball-WM vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk – und dieser Anspruch müsse ernst genommen werden.
Besondere Bedeutung misst Hager der ARD-Mediathek bei. Dort fänden auch experimentelle Formate wie die Comedyserie Almania ihr Publikum – Inhalte, die im linearen Fernsehen kaum Chancen hätten. „In dem Kontext ist die Mediathek so wichtig“, so Hager, um auch jüngere Zielgruppen zu erreichen.
War schon fix und fertig: Florian Silbereisen erlebt unglückliche Panne vor Bayreuth-Auftritt