Der Bau eines neuen Hallenbades im Tegernseer Tal nimmt konkrete Formen an. Nach Jahren der Planung und Verhandlungen hat nun auch die Gemeinde Rottach-Egern ihre Zustimmung erteilt.
Rottach-Egern – Es ist ein Projekt, mit dem sich die Tegernseer Talgemeinden seit rund fünf Jahren beschäftigen: der Bau eines neuen Hallenbades. Mit dem Einsatz eines Arbeitskreises ist im vergangenen Jahr Bewegung in die Planung gekommen. Nach Bad Wiessee, Gmund und Tegernsee hat nun auch Rottach-Egern in der Gemeinderatssitzung Anfang April einstimmig seine Zustimmung zum derzeitigen Konzept des Neubaus erteilt.
Hallenbad-Projekt nimmt Fahrt auf: Rottach-Egern gibt grünes Licht für Neubau eines Familienbades
In der Gemeinderatssitzung äußerte sich der Rottacher Bürgermeister Christian Köck zu den Plänen und sagte, dass er sehr zufrieden sei, dass es nach langen Verhandlungen, die auch nicht immer einfach gewesen seien, sehr gut ausgegangen sei. „Nachdem ja aus gegebenem Anlass der damalige Badepark nicht mehr existiert, war man natürlich jetzt eine Zeitlang befasst bei dieser Arbeitsgruppe und hat sich intensiv Gedanken gemacht, wie wir denn am besten da zusammenfinden“, erklärte Köck.
Wichtig war für die Gemeinde Rottach-Egern, dass man über die ursprüngliche Minimalplanung hinausgegangen sei und es nicht mehr nur ein reines Sportbad, sondern auch ein Familienbad sein werde. „Im Schlechtwetterangebot, seien wir ehrlich, sind wir dünn aufgestellt“, fasste Köck die aktuelle Situation in der Talgemeinde zusammen.
Rottach-Egern gibt grünes Licht für Hallenbad-Neubau
Gemeinderätin Anastasia Stadler (CSU) gab noch zu bedenken, dass man bei den weiteren Planungen auch die Barrierefreiheit im Blick haben solle. „Das steht mit keinem Wort drin. Vielleicht ist das auch eine Auflage für ein so großes Projekt.“ Bauchweh bereite ihr darüber hinaus, dass ihr das Thema Wellness fehle. „Ich hoffe einfach, dass wir das Thema dann mal in Rottach bespielen, wenn wir das Schwimmbad in Angriff nehmen.“
Neben den fünf 25-Meter-Bahnen sind in der Planung auch Kinderplanschbecken, ein Sprungturm, eine Rutsche und eine Textilsauna vorgesehen. An den Gesamtkosten von 28,6 Millionen Euro wird sich die Gemeinde mit 4,4 Millionen Euro beteiligen. Der Defizitausgleich wird aktuell auf rund 2,3 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Davon wird Rottach rund 320.000 Euro übernehmen. Ob der Unterhalt immer so hoch bleibe, werde man laut Köck sehen.
Erweiterte Planung: Vom Sportbad zum Familienbad für die Region
Wichtig sei dabei jedoch eines: „Wenn man sich jetzt entscheidet, dass man das Ganze im Verbund realisieren möchte, dass es nicht sein kann, dass nach ein, zwei Jahren der erste rausgeht. Weil dann wird es schwierig. Sondern da muss man dann schon dabeibleiben und das muss dann natürlich auch eine Vereinbarung sein, die vertraulich entsprechend so ausgestaltet ist, dass da eine gewisse Bindung über eine bestimmte Zeit garantiert ist, damit diese Rechnung unter dem Strich dann auch funktioniert“, betonte Köck.
Mit Blick auf die zum Zeitpunkt der Gemeinderatssitzung fehlenden Beschlüsse der Gemeinden Waakirchen und Kreuth merkte Bürgermeister Köck an, man habe, auch rein, was die finanzielle Ausstattung angehe, nicht die Erwartung, dass diese gleichziehen. „Aber dass sie sich dennoch beteiligen, ist ganz wichtig. Zumal wir natürlich Wert darauflegen, dass es wirklich ein gemeinsames Projekt wird“, erklärte Köck.
Barrierefreiheit und Wellness: Wichtige Themen für die zukünftige Planung
„Ich hoffe, dass die beiden Gemeinden, die noch ausstehen, auch die nötige Kreativität finden, dass sie im Rahmen dessen, was wir ihnen angeboten haben, einsteigen können. Denn ich würde es sehr, sehr wichtig finden, auch für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, weil natürlich auch deren Bürgerinnen und Bürger, nicht nur die Schüler und Jugendlichen, davon profitieren, dass wir da auch für unsere Gäste ein zusätzliches Angebot schaffen.“
Die Antwort der Gemeinde Kreuth folgte rund 48 Stunden später: Der Gemeinderat lehnte einstimmig den Finanzierungsvorschlag ab. Die Entscheidung war keine Überraschung. Denn auch wenn sich die Schulden der Gemeinde im vergangenen Jahr auf 2,7 Millionen Euro verringerten und für den Haushalt 2025 keine Maßnahmen gestrichen werden mussten, ist die Gemeindekasse immer noch sehr klamm.
Gemeinde Kreuth lehnt Finanzierung ab: Zukunft des Projekts ungewiss
Rücklagen gibt es keine. Eine Beteiligung am Neubau in Höhe von 2,2 Millionen Euro und einen jährlichen Defizitausgleich von rund 160.000 kann sich die Gemeinde deswegen nicht leisten.
Welchen Beitrag Kreuth bei dem Gesamtprojekt künftig leisten kann und wird, bleibt also abzuwarten. In der Rottacher Sitzung sagte das Gemeinderatsmitglied Thomas Tomaschek (Grüne) dazu schon fast prophetisch: „Da hoffe ich jetzt auf das Verhandlungsgeschick von dir, Christian, und von den anderen Bürgermeistern, dass du Waakirchen und Kreuth noch ins Boot holst.“ Peter Mörtl
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