Jetzt mal tief Luft holen: Diese sieben Wochen sind ein Geschenk

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Das Lebensbaum-Kreuz in der Weilheimer Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt rückt in der Fastenzeit besonders in den Blick – dazu gehört auch, dass es in der Passionswoche zunächst verhüllt wird. © Magnus Reitinger

Eine intensive Zeit beginnt mit dem Aschermittwoch in Weilheims Kirchen: Die Gemeinden begleiten mit besonderen Angeboten und Impulsen durch die Fastenzeit. Geht es dabei vor allem um Verzicht? Von wegen!

Es ist etwas anders in den nächsten sieben Wochen, das zeigt sich in katholischen Kirchen auf den ersten Blick. Kreuze und Hochaltäre sind in der Zeit vor Ostern teilweise verhüllt. In Gottesdiensten entfällt zudem das Gloria, ein meist schwungvolles Lied zu Lob und Ehre Gottes; auch zum Auszug am Ende erklingt in Weilheims katholischen Messfeiern keine Musik. Augen und Ohren, so erklärt Stadtpfarrer Engelbert Birkle, fasten in dieser Zeit gewissermaßen – um am Osterfest um so mehr überzugehen vor Freude. „Man muss manchmal was weglassen, um es wieder neu entdecken und genießen zu können“, das ist die Erfahrung, die hinter solchen Ritualen steckt.

Motto der evangelischen Fastenaktion: „Sieben Wochen ohne Panik“

Geht es in der Fastenzeit also vor allem um Verzicht? Das wäre viel zu kurz gedacht. Zwar heißt die Fastenaktion der evangelischen Kirche traditionell „7 Wochen ohne“. Doch sie ruft nicht etwa dazu auf, Alkohol, Zucker oder ähnliches zu meiden. Es geht um weit mehr: „Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik“, das ist das Motto 2025 – von dem sich auch die Weilheimer Pfarrerin Sabine Nagel angesprochen zeigt. Sie habe sich vorgenommen, in den kommenden Wochen „Eile zu vermeiden, Luft zu holen, so oft wie möglich früher da zu sein“, sagt die Seelsorgerin auf Anfrage der Heimatzeitung. Und statt aufs Handy zu schauen, wolle sie immer wieder mal „die Sonne spüren, die Vögel hören, wahrnehmen, was um mich herum wächst“.

„Manchmal ist weniger einfach mehr“

Mal ein Schrankfach auszuräumen und in solchem Tun „herauszufinden, was in meinem Leben aufgeräumt werden muss“, das ist ein ganz praktischer Vorsatz Nagels für diese Fastenzeit, gemäß der Einsicht: „Manchmal ist weniger einfach mehr.“ Die gelte übrigens auch für die Angebote, mit denen die Kirchengemeinden in diesen Wochen zu Ruhe, Besinnung und Begegnung führen wollen. „Wir alle sind mit so vielem beschäftigt, haben so viele Termine“, weiß die Pfarrerin: „Statt nochmal Neues zu erfinden, genügt es oftmals, uns auf das zu besinnen, was wir haben.“

Taufbecken in der evangelischen Apostelkirche Weilheim
Symbol für das Leben, das aus dem Kreuz erwächst: Das Taufbecken in Weilheims evangelischer Apostelkirche. Die Fliesen darunter bilden einen Kreis mit einem großen Kreuz. © Magnus Reitinger

An besonderen und bewährten Programmpunkten fehlt es dennoch nicht: Zum Auftakt der Fastenzeit lockt am kommenden Sonntag, 9. März, 10 Uhr, ein Gottesdienst mit Abendmahl und einem Vokalensemble unter Leitung von Christoph Garbe in die evangelische Apostelkirche. Die Musik spielt auch am 30. März beim Familiengottesdienst mit Kinderchor oder am Gründonnerstag beim Beichtgottesdienst mit Abendmahl und Gospelchor eine große Rolle. Und im Rahmen des „Kirchenkaffees“ wird am 16. März im Gemeindehaus Tamara Gleirschers Bilderausstellung „Zwischen Himmel & Erde“ eröffnet – um nur einige Angebote zu nennen. Für Karfreitag wird auch zu einem Konzert eingeladen: Der Chor der Apostelkirche und Solisten bringen um 19 Uhr John Stainers ausdrucksstarkes Passionswerk „The Crucifixion“ zur Aufführung.

Was bedeutet die Botschaft des Evangeliums „für uns in dieser Zeit“?

„Ein Glaube, der dich ... lässt!“: Unter diesem Motto setzt Weilheims katholische Pfarreiengemeinschaft in der Fastenzeit 2025 besondere Impulse – und lädt ein, anstelle der Pünktchen in diesem Satz zum Beispiel die Wörter „leben“, „hoffen“, „zweifeln“, „fragen“, „lieben“ oder „mutig sein“ einzusetzen. In den Sonntagsgottesdiensten in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt (9.30 und 18.30 Uhr) gehen verschiedene Hauptamtliche, Frauen wie Männer, der Frage nach, was die Botschaft des Evangeliums „für uns in dieser Zeit bedeutet“. Im Nachgang gibt es dazu jeweils mittwochs um 19 Uhr eine Gesprächsrunde im Pfarrheim Miteinander. Diese und weitere Impulse werden in einem Faltblatt näher erläutert, das in den Kirchen ausliegt und online unter www.pfarreien-weilheim.de heruntergeladen werden kann.

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Für Pfarrer Birkle geht es in der Fastenzeit vor allem darum, Gewohnheiten zu hinterfragen und das Leben neu auszurichten. In den Vordergrund rückt er zudem „die Solidarität mit jenen, denen es schlecht geht und die nichts haben“: „Sich dem Elend dieser Welt nicht zu verschließen, das ist eine gute Fastenübung.“

Fastenzeit ökumenisch

In den kommenden Wochen gibt es auch mehrere ökumenische Angebote in Weilheim. So wird für Freitag, 7. März, 18 Uhr, zum Weltgebetstag in die Apostelkirche eingeladen. Inhalte für den ökumenischen Gottesdienst, der als Teil einer Gebetskette rund um den Globus gefeiert wird, haben heuer Frauen von den Cook-Inseln, einer Inselgruppe im Pazifik, erarbeitet. Das Motto lautet „Wunderbar geschaffen“. Am Freitag, 21. März, gibt es wieder einen ökumenischen Kreuzweg durch die Stadt: Er beginnt um 17 Uhr in der Apostelkirche, führt an verschiedene symbolträchtige Orte und endet gegen 18 Uhr in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt. „Den Frieden wahren“: Unter diesem Motto steht am Montag, 31. März, 19 Uhr, ein interreligiöses Friedensgebet auf dem Weilheimer Marienplatz – mitgetragen von den katholischen Pfarreiengemeinschaften Weilheim und Peißenberg/Forst, dem evangelischen Dekanat sowie den Islamischen Gemeinden Weilheim und Penzberg.

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