5 Jahre renoviert ein Ehepaar sein Traumhaus und erfährt dann: Der Ort wird verschwinden

Jeder kennt jeden und Idylle pur – das wünschen sich einige Eltern für ihre Kinder. So auch Arne (45) und Christie Visser, die für ihre Familie ein Zuhause schaffen wollten. Dafür haben sie sich das niederländische Dorf Moerdijk, südlich von Rotterdam, ausgesucht. Alles ist fertig: "Und dann wird dir gesagt, dass der Ort [...] verschwinden wird", sagt Arne Visser gegenüber der niederländischen Tageszeitung "AD". 

Im Dorf leben 1100 Einwohner, die jetzt voraussichtlich wegen eines Industrieprojektes umgesiedelt werden müssen. Einer der größeren Kunden ist dort der Öl- und Gaskonzern Shell. Der Ort ist als Knotenpunkt für den Ausbau der zukünftigen Energieinfrastruktur der Niederlande ausgewiesen worden. 

Darunter leidet jetzt unter anderem die Familie Visser: "Es fühlt sich an, als würde dir jemand das Fundament unter den Füßen wegziehen."

5 Jahre am Traumhaus gearbeitet und jetzt ist die Zukunft fraglich 

Gerade erst hat Arne Visser die letzte Fliese in seinem Haus verlegt – die Renovierung war nach fünf Jahren geschafft. "Ich bin wirklich stolz", so der Familienvater. Auch die beiden Kinder – drei und ein Jahr alt – sind bereits in dem Dorf geboren. 

Der Stolz währt nicht lange – denn Anfang November wird klar: Die Gemeinde wird aufgelöst: "Und jetzt muss ich mir Gedanken über einen Aufbruch machen, für den wir eigentlich gar nicht bereit sind", berichtet Arne Visser. 

Dorf Moerdijk in den Niederlanden: Den 1100 Einwohnern bleibt noch Zeit

Etwas Zeit haben die rund 1100 Einwohner des Dorfs Moerdijk noch – denn noch ist nicht geregelt, welche Entschädigung sie für ihre Häuser und Mietwohnungen erhalten, berichtet die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ). 

Für den Wert ihrer Häuser soll es schon die Moerdijk-Regelung geben. Die besagt, dass Eigentümer ihre Immobilien zu einem garantierten Preis an die Gemeinde verkaufen können. Das sind 95 Prozent des Verkaufswerts, "basierend auf vergleichbaren Immobilien in anderen Gemeinden", so die NOZ. 

Alle "Kosten, Fotos, jedes Detail" – der Familienvater dokumentiert seine Arbeit

Auch Christie und Arne Visser haben sich für diese Regel angemeldet. Sorgen macht sich der Familienvater dennoch. Da ein Gutachter nicht sehe, was er alles am Haus gemacht hat, habe er alles dokumentiert – alle "Kosten, Fotos, jedes Detail". Insgesamt habe er Hunderttausende Euro in sein Haus investiert, informiert die niederländische Tageszeitung "AD". 

Des Weiteren würde die Entschädigung, selbst wenn sie "angemessen ist", nicht alle Kosten decken. "Wenn ich ein weiteres Haus kaufe, gebe ich 30.000 Euro allein für die Grunderwerbssteuer aus. Das ist nicht im Programm", sagt Arne Visser. Am 1. Dezember werden Verantwortliche der Gemeinde und Staatsvertreter das Thema weiter besprechen.