Dorfen wird zur Welthauptstadt

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Haben den Dreh raus: Prinz Dominik I. und seine Gemahlin Sonja II. bei ihrem Prinzentanz, den hunderte Besucher in der Aula der Grund- und Mittelschule bejubelten. © michaele heske

Prinz Dominik I. und seine Gemahlin Sonja II. regieren ab sofort bis Aschermittwoch in der Isenstadt. Die traditionelle Maschkera läutete in der Isenstadt die fünfte Jahreszeit ein.

Auf in die närrische Zeit: Bis zum Aschermittwoch regieren Prinz Dominik I. und seine Gemahlin Sonja II. in der Isenstadt. Das Prinzenpaar kam direkt aus der Zukunft und beamte die Besucher der Maschkera, die heuer wieder an zwei Abenden in der Aula der Grund- und Mittelschule stattfand, direkt ins Jahr 2035 – in eine Ära, in der Dorfen endlich auch offiziell als Welthauptstadt anerkannt wird. 

Der Narrhalla-Marsch erklang. Die Präsidentin der Karnevallsgesellschaft (KG), Sabine Kuliga-Lenffer und ihre Vertreterin Anja Greimel begrüßten die Gäste. Darunter auch Landrat Martin Bayerstorfer, der erst im Vormonat dem Verein den Kultur- und Umweltpreis des Landkreises überreicht hatte. „In der Stadt der Hemadlenzn sollen Humor und Gaudi glänzen. A so a Gaudi gibt’s ja grod in der Hemadlenzn Stodt“, intonierte der Ehrengast und lobte das „großartige Wirken“ der Narrentradition. 

Prinzenpaar von Gnaden der KI

Der Auftakt in die fünfte Jahreszeit war eine zauberhafte Inszenierung. Im Zentrum stand wie jedes Jahr die Inthronisierung der neuen Regenten. So schön war die Zeit, zu guad jedenfalls, um freiwillig abzutreten, fand Christian Salzeder, letztjähriger Prinz „auf den Straßen daheim und Boss von Dorfens Ländereien“.

Ohne Schlüssel fürs Rathaus auch keine Machtübergabe, so die Logik des Bauhof-Chefs. Wie mancher Politiker, wollte er auf öffentlicher Bühne nun die Sache aussitzen, um sich das Zepter nochmals zu ergattern. Da hatte seine Gemahlin Agnes Salzeder, „die liebliche Dame vom steilen Zahn“ mehr Weitblick: Gegen die Herrschaft der KI hilft keine noch so clevere Strategie.  

Mit furiosem Tempo fegte sodann die Karnevalsintelligenz durch den Saal, in Gestalt von Prinz Dominik Thalmeier, „damische Eminenz der künstlichen Intelligenz“, und dessen Gemahlin Sonja, „närrische Diva der digitalen Didaktik“. Der neue Regent war seiner Zeit gut zehn Jahre voraus: „YURR, Dorfner-Synkrogrids! Mia san hyper-gwiped. S’KI-System hot uns g’patched für an Delulu-Greet …“ Weil ihn allerdings keiner im Publikum verstand, drehte Sonja II. an den richtigen Knöpfen und stellte die grünen Gesichtsimplantate ihres Gatten von Future-Bayerisch auf den normalen Dialekt um. 

Das Prinzenpaar sei von der närrischen KI geschickt worden: „Damit wir ab jetzt die Welt von Dorfen aus regieren“, proklamierten die beiden promovierten KI-Experten und verwiesen in ihrer Narrenrede darauf, dass ihre Heimatstadt eigentlich längst eine internationale Metropole sei. Vom türkischen Barbershop bis zum indischen oder italienischen Restaurant gebe es hier alles: „außer Schweinsbrodn“.

Maier wird Minister für Leerstand

Und weil Tobi Maier, Wirt der „Bar Amore“, das Restaurant „Lebzelter“ im Mai wieder reanimieren werde, wollte Ihro Hoheit Dominik I. ihn sofort zum Minister ernennen. Nicht etwa für Amore, die Liebe, das klinge dann doch zu sehr nach „1984“, so der Data Scientist aus Dorfen, ihm würde stattdessen das „Ministerium für Leerstand“ übertragen werden.  

Die verwaisten Läden in der Innenstadt hätten durchaus Methode, erfuhren die Zuhörer. „Das sind Pop-Up-Stores für Konsumverzicht“, in denen „Nichts“ verkauft wird – ein Trend, der allenthalben den Planeten retten und allerorts höchst zufriedene Kunden bringt. Eine Vision, die Bürgermeister Heinz Grundner durchaus begrüßen dürfte, denn künftig muss er keine Geschäftsaufgaben mehr fürchten. „Die Isenstadt bleibt stets die Nummer 1 – es grüßt ergebenst Euer Heinz“, verabschiedete er sich fröhlich in die Faschingsferien. 

Das Erbprinzenpaar Franziska Masur und Joshua Liebscher rockte zusammen mit der Garde die Bühne.
Das Erbprinzenpaar Franziska Masur und Joshua Liebscher rockte zusammen mit der Garde die Bühne. © michaele heske

Ausgelassene Stimmung und Einlagen der Showtanzgruppen folgten, die Erbprinzen Franziska Masur, künstlerisches Juwel vom glänzenden Seebach und Joshua Liebscher, sportliche Hoheit vom Hausmehringer Berg, rockten die Bühne. Die Funkenmariechen schwangen die Beine hoch in die Luft.

Jeweils 180 Besucher drängten sich am Freitag- und Samstagabend ab 18.30 Uhr in die Aula des Schulzentrums. Immer wieder betonte KG-Chefin Kuliga-Lenffer die familiäre Atmosphäre in dem kleinen Saal: „Wie heimkommen.“ Ihr Vorgänger, Ex-Präsident Martin Pommer, hatte die Veranstaltung nämlich vor drei Jahren in die Alte Schlosserei ins Dorfener Tonwerk ausgelagert, die Maschkera fand damals an einem Abend statt.

Unter ihrer Präsidentschaft hieß es nach dem Gastspiel endlich wieder zurück in die traditionelle Spielstätte der KG, nicht zuletzt aus Kostengründen, wie die Präsidentin angab. „Die Organisation der Veranstaltungen hat den Verein wieder sehr eng zusammengeschweißt“, betonte Kuliga-Lenffer. 

Im Fasching rückt Isenstadt zusammen

Diese Enge übertrug sich freilich auch auf die Besucher, allerdings nicht nur metaphorisch, sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Fast fünf Stunden saß man mit seinen Nachbarn auf Tuchfühlung beinand. Kein Problem, meinte KG-Urgestein Luise Kuliga, die sich noch an die Versammlungen in ihrer Jugendzeit erinnert. „Früher haben sich die Dorfener zur Maschkera in den Wirtshäusern getroffen, viele brachten sogar ihre eigenen Stühle von zuhause mit, so voll war es“, erzählt das hochdekorierte Mitglied des Vereins. Im Präsidium ist sie seit Mitte der 70er Jahre, und 1979 war sie selbst Prinzessin. Die närrische Tradition sei eben in den Herzen der Hiesigen tief verankert, weiß die 75-jährige Dorfenerin, die jüngst ihr 60. Bühnenjubiläum gefeiert hat. 

Als Turmgeist brillierte Luise Kuliga gemeinsam mit ihrer Tochter Sabine Kuliga-Lenffer wie in den Vorjahren, Martin Pommer gab in diesem Jahr den Dorfener Brunnengeist St. Florian. Das Trio schwadronierte wieder einmal durch das Stadtleben. „Ich bin überglücklich“, sagte Luise Kuliga zum guten Schluss.

„O du Himmel auf Erden, liebefroher Karneval, sing im Jubel froher Lieder durch das Isental …“, stimmte der ganze Saal an.   

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