Klimwandel: Warme Winter verwirren die Tierwelt

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Igel brauchen die Kälte: Bei milden Temperaturen verschieben sie sonst ihren Winterschlaf und können noch bis Ende Dezember unterwegs sein. © Jonas Walzberg/dpa

Serie Klimawandel: So schadet der ausbleibende Frost dem Ökosystem und das kann jeder einzelne für die Natur tun.

Erding – 2024 gab es erst spät im Jahr den ersten Frost. Worüber sich häufig viele Menschen freuen, ist für die Natur, die Tiere, Insekten und Pflanzen jedoch nicht von Vorteil – und teilweise sogar lebensbedrohlich. So zum Beispiel für Tierarten, die Winterschlaf halten und wegen der Wärmeperioden während der kalten Jahreszeit frühzeitig aus ihrem Winterschlaf erwachen. So passiert es, dass sie mitten im Winter nicht die notwendigen Mengen an Nahrung finden und auf der Suche danach schlimmstenfalls verhungern. Manfred Drobny, Geschäftsführer der Kreisgruppe Freising-Erding vom Bund Naturschutz (BN), klärte im Gespräch mit der Heimatzeitung über die Folgen auf, die auch mit der Klimaerwärmung einhergehen.

Strengere Winter fördern Artenvielfalt

Das Hauptproblem sind starke Wechsel in den klimatischen Bedingungen, das schadet der biologischen Vielfalt. Wenn in der kalten Jahreszeit eine heftige Wärmeperiode auftritt, führt das dazu, dass Schädlinge, die normalerweise den Winter nicht überleben, überdauern und sich vermehren. So kommt das Ökosystem aus dem Gleichgewicht.

Die Winterzeit ist demnach ein wichtiger Faktor zur Regulierung der Population von Schädlingen, beispielsweise bei Schnecken. Bei Frost gehen mehr Gelege kaputt. Ohne einen strengen Frost im Verlauf der Winterzeit überleben die Schnecken jedoch. Das belaste das Ökosystem, was sich im weiteren Jahresverlauf zeige, so Drobny.

Wenn beispielsweise Igel aufgrund des warmen Wetters zwei bis drei Mal während ihrer Winterschlafphase erwachen, sterben sie häufiger an den Folgen der winterbedingten Nahrungsknappheit. Auch Siebenschläfer oder Mäuse sind davon betroffen.

Drobny nimmt an, dass eine die wärmeren Winter in unseren Breitengraden ein wichtiger Faktor im Hinblick auf den Rückgang der Insekten und Tiere sind, die Winterschlaf halten.

Zugvögel ändern ihr Verhalten

Die Igel brauchen unter diesen Bedingungen mehr Vorräte zum Überwintern, sie müssten sich stärker regulieren und bei Wärmeperioden im Winter mehr herunterkühlen. Daher ist der Energiebedarf bei Wärmeeinbrüchen im Winter deutlich höher, nur gestaltet sich die Futtersuche gerade zu dieser Zeit sehr schwierig.

Auch das Verhalten der Zugvögel ändert sich durch ungewohnt warme klimatische Bedingungen in den Wintermonaten. So bleiben etwa immer mehr Störche den Winter über im Lande. „Die Entscheidung, hierzubleiben, ist für viele Tiere von Vorteil, da so die nicht selten beschwerliche Reise wegfällt“, berichtet Drobny.

Sauerstoffmangel im Wasser

Gerade die Alpenüberquerung stelle eine Belastung für die Vögel dar, die wegen der Wetterbedingungen in den Bergen sehr herausfordernd sein kann. Diese seien ebenso als eine Folge des Klimawandels zu deuten, so Drobny.

Den Winter in der Heimat zu verbringen, betreffe jedoch nur Vogelarten, die im Winter auf andere Nahrungsquellen ausweichen können. Neben Störchen sind es auch Amseln und Rotkelchen. „Ohne den Schneefall findet der Storch Mäuse auf dem Feld“, so Drobny. Schwalben oder Mauersegler müssten hingegen in wärmere Gefilde ziehen, da sie kaum Insekten finden, um den Winter hier zu überstehen.

Kühle Winter seien auch wichtig, damit Seen gleichmäßig abkühlen können. „Fehlende Winterkälte und immer wärmer werdende Sommer führen dazu, dass die Wasserschichten in den Seen nicht mehr durchmischt werden. Das führt zu weniger Sauerstoff in den unteren Wasserschichten“, erklärt Drobny.

Wenn im Jahresverlauf die Sauerstoffbilanz in den Seen deutlich schlechter ist, bedeute das im Extremfall mehr Stress für Reptilien, die im Wasser leben und deren Eier bei einer zu geringen Versorgung mit Sauerstoff ebenfalls absterben.

Wie kann man die Natur unterstützen? „Man kann für die Tiere frostsichere Winterquartiere einrichten, beispielsweise ein Igelhaus, das mit Laub isoliert ist.“ Für Vögel könne man im Garten auch gezielt Beeren anpflanzen, die über einen längeren Zeitraum Früchte tragen, beispielsweise Hagebutte, Weißdorn oder Sanddorn. Auch ein unaufgeräumter Garten eignet sich, um für die Tiere einen guten Lebensraum sicherzustellen.

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