Harvard-Forscher warnen - Wenn Sie Ihren Blutdruck im Sitzen messen, ist das Ergebnis womöglich falsch
Weil er sich häufig erst so spät bemerkbar macht, wird er auch "leiser Killer" genannt: Bluthochdruck ist für etwa die Hälfte der jährlich 300.000 Todesfälle in Folge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland verantwortlich.
Er erhöht das Risiko für Herzinfarkte, ebenso für Schlaganfälle. Aus diesem Grund sollte zu hoher Bluthochdruck rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Und umso fataler ist es, wenn er übersehen wird.
Wie nun Forscher aus den USA zeigen, machen Ärzte weltweit bei der Messung aber womöglich einen großen Fehler: Sie messen den Blutdruck in der Regel im Sitzen und nicht im Liegen. In einigen Fällen mache er sich aber erst im Liegen bemerkbar.
Bluthochdruck macht sich teils erst im Liegen bemerkbar
Das Team der Harvard Medical School untersuchte mehr als 11.000 Erwachsene ohne bekannte Vorerkrankungen und maß den Blutdruck sowohl im Sitzen als auch im Liegen (nachdem die Teilnehmer 20 Minuten auf dem Rücken lagen). Die Probanden wurden bis zu 27 Jahre lang begleitet und ihre Gesundheitsdaten in dieser Zeit besonders hinsichtlich Herzkrankheiten analysiert.
Von Bluthochdruck, also einer Hypertonie, ging das Team aus, wenn
- der systolische Blutdruck über 130 mmHg und
- der diastolische Blutdruck über 80 mmHg lag.
Die Forscher stellten fest: 16,4 Prozent der Patienten, die im Sitzen keinen Bluthochdruck hatten, hatten im Liegen welchen.
Der Blutdruck wird in der Einheit „Millimeter Quecksilbersäule“ (mmHg) gemessen. Der systolische Blutdruck misst den Druck beim Herzschlag – also wenn sich der Herzmuskel zusammenzieht und Blut in die Gefäße pumpt. Der diastolische Blutdruck misst den Druck auf die Gefäße, wenn der Herzmuskel erschlafft - er ist niedriger als der systologische Blutdruck.
- Optimaler Blutdruck: 120/80 mmHg oder darunter sowie Werte knapp darüber
- Milder Bluthochdruck: ab 140/90 mmHg
- Mittlerer Bluthochdruck: ab 160/100 mmHg
- Schwerer Bluthochdruck: 180/110 mmHg als schwerer Bluthochdruck
Möglicherweise werden Patienten übersehen
„Es ist bekannt, dass bei der 24-Stunden-Blutdruckmessung der nächtliche – liegend im Schlaf gemessene – Blutdruck stärker mit der Gesamt- und kardiovaskulären Sterblichkeit assoziiert ist als der Blutdruck über Tag“, schätzt Mediziner Lucas Lauder beim Portal "Medscape" die neuen Ergebnisse ein.
Laut Lauder sind die neuen Erkenntnisse "spannend", denn sie bedeuten: "Hier werden möglicherweise zusätzliche Patienten mit erhöhtem Risiko identifiziert, die durch die in der Praxis üblichen Blutdruckmessung im Sitzen nicht erkannt würden."
Die Forscher stellen einen Zusammenhang zwischen erhöhtem Blutdruck und erhöhten Risiken für
- koronare Herzkrankheit
- Herzinsuffizienz
- und Schlaganfall
her. Das Risiko, an einer koronaren Herzkrankheit zu sterben, war außerdem erhöht, ebenso die Gesamtmortalität. Künftige Studien sollen nun zeigen, ob Bluthochdruck im Liegen anders oder differenziert behandelt werden muss.
Wie Lauder betont, könnte die Messung im Liegen wichtige Zusatzinformationen liefern. Etwa bei Patienten, deren Blutdruckwerte im Grenzbereich liegen, könnte eine zusätzliche Messung im Liegen sinnvoll sein.
Sechs Maßnahmen gegen Bluthochdruck
Um den Blutdruck zu senken, sind laut Experten schon vor der Einnahme von Medikamenten Lebensstilinterventionen sinnvoll. Lars Hecht vom Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) nennt sechs Maßnahmen.
- Körpergewicht reduzieren: Jedes Kilogramm senkt den Blutdruck.
- Langfristige Ernährungsumstellung : Wenig tierische Fette, also fettreduziert und viel frisches Gemüse, Salat und einmal die Woche Fisch, wenig Salz.
- Alkoholkonsum geringhalten: unter 30 Gramm Alkohol (für Männer) bzw. unter 20 Gramm Alkohol (Frauen) pro Tag. Das entspricht zwei kleinen Gläsern Bier oder Wein (bei Männern) bzw. einem kleinen Glas (bei Frauen).
- Bewegung: Am besten eignet sich regelmäßiger Ausdauersport wie Wandern, Radfahren, Joggen, Walking oder auch Schwimmen (3 mal wöchentlich für etwa 45 Min.).
- Rauchverzicht: Nikotin trägt direkt zum Anstieg des Blutdrucks bei.
- Stress vermeiden: Dauerhafter Stress führt zu erhöhten Blutdruckwerten.