Die entmerkelte CDU ist Merz‘ Erfolg
Vor dem CDU-Parteitag: Partei-Chef Merz ist nach den Merkel-Jahren aus dem politischen Off zurück. Ein Kommentar.
München – In Millimetern und hingehauchten Halbsätzen bewegt sich die personelle Frage der Unions-Kanzlerkandidatur. In Riesenschritten, was kurioserweise gern übersehen wird, hat unterdessen Friedrich Merz die inhaltlichen Fragen in der CDU entschieden. Vor dem Start seines Parteitags am Montag kann man konzidieren: Das hat er überraschend gut gemacht.
Aus der weichgespülten, grün schillernden Merkel-CDU hat Merz eine konservativere, kantigere Partei geformt – ohne große Rückschritte in Sozialpolitik oder Familienbild und vor allem ohne schwere Zerwürfnisse. Wenn aus dem Rückabwickeln der Merkel-Verschiebung eigentlich nur eine Beleidigte zurückbleibt, ist das auch eine integrative Leistung.
Merz hatte bei CDU-Kursänderung zwei Vorteile
Ob man den Kurs nun teilt oder nicht – wenigstens eine große demokratische Volkspartei sollte eben über Leitkultur, Heimat, Arbeit, Sozialmissbrauch, Sicherheit reden und eine klare Linie gegen ungesteuerte Migration prägen. Das sind Themen, die immer wichtiger werden und die niemand den Radikalen rechts und links überlassen sollte.
Friedrich Merz hatte dabei zwei Vorteile: Er kann für die Rückbesinnung auf konservative Grundwerte persönlich stehen, ohne sich zu verbiegen, er war in den Merkel-Jahren ja politisch im Off. Und es ist leichter, eine Partei in Oppositionszeiten umzusteuern als während laufender Regierungsverantwortung.
All das sagt noch nicht final aus, ob Merz der optimale Kanzlerkandidat ist, ob er modernen Wahlkämpfen und ihrem Druck gewachsen ist. Aber es ist neben der Ampel-Performance die zweite wesentliche Grundlage dafür, dass die Union bei rund 30 Prozent liegt. (Christian Deutschländer)