Baerbock verkündet „längst überfälligen“ Schritt – künftig wird nicht mehr von „Kiew“ die Rede sein

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Bei ihrem Besuch in Odessa sicherte Annalena Baerbock der Ukraine Solidarität und Unterstützung zu. Ein sprachliches Gastgeschenk hatte sie auch dabei.

Odessa – Bereits am Samstag jährte sich der grausame Ukraine-Krieg zum zweiten Mal. Ein Ende des Konfliktes ist nicht in Sicht. Umso bedeutender ist daher weiterhin aus Sicht der Bundesregierung, die Solidarität für das brutal von Wladimir Putins Russland angegriffene Land aufrechtzuerhalten. Um diese zu bekunden, reiste etwa Außenministerin Annalena Baerbock unangekündigt ins vom Krieg zerrüttete Odessa.

Wie brenzlig die Lage vor Ort noch sein kann, bekam die Grünen-Politikerin live mit. Am Samstagabend musste sie wegen eines Alarmes in der Hafenstadt einen Schutzraum in ihrem Hotel aufsuchen. Aus Delegationskreisen hieß es, es habe sich um Raketenalarm gehandelt. In der Region Odessa sei anschließend eine Explosion zu hören gewesen. Unklar blieb, ob es einen Raketentreffer gab, oder die ukrainische Luftabwehr das Geschoss abwehrte. Details über mögliche Schäden oder Opfer waren zunächst nicht bekannt. 

Annalena Baerbock mit Amtskollege Dmytro Kuleba in Odessa.
Annalena Baerbock mit Amtskollege Dmytro Kuleba in Odessa. Die Außenministerin hatte ein sprachliches Geschenk beim Besuch dabei. © Kay Nietfeld / dpa

Baerbock erlebt Luftalarm in Odessa mit – in Statement kündigt sie „längst überfälligen“ Schritt an

Zuvor hatte Baerbock sich bereits mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba getroffen. Am Samstag hatte es auch eine gemeinsame Pressekonferenz gegeben, die die Außenministerin nutzte, um ihrem Amtskollegen in Vertretung der Bundesregierung eine Art sprachliches Gastgeschenk zu überbringen. Die Regierung wird im amtlichen Sprachgebrauch die Schreibweise der ukrainischen Hauptstadt ändern.

Künftig wird nicht mehr von Kiew die Rede sein - sondern von Kyjiw. „Wir haben das vollzogen, was längst überfällig war: die Schreibweise Eurer Hauptstadt in der ukrainischen Sprache“, erklärte Baerbock in ihrem Statement auf der Pressekonferenz. Die Ukraine hatte lange um eine Änderung der deutschen Schreibweise gebeten, um dem ukrainischen Namen der Hauptstadt näher zu kommen. Die Schreibweise „Kiew“ lehnt sich nach ukrainischer Lesart zu sehr an die russische Sprache an.

Künftig „Kyjiw“ statt „Kiew“: Baerbock verkündet Änderung rund um Ukraine-Hauptstadt – und erhält Dank

Der ukrainische Außenminister dankte für die sprachliche Neuregelung. „Wir haben viele Jahre dafür gekämpft, dass die Ukraine nicht durch die russische Sprache betrachtet wird“, sagte Kuleba. „Ich danke allen, die für geschichtliche Gerechtigkeit kämpfen - auch in kleinen Details.“

In einem weiteren Punkt herrscht sprachlich allerdings weiter Uneinigkeit zwischen Deutschland und der Ukraine. Kuleba bat seine Kollegin, den Namen der Hafenstadt Odessa künftig mit nur einem „s“ schreiben zu lassen - so wie im Ukrainischen. Baerbock entgegnete, dass hier der „Teufel im Detail“ stecke. „Mit nur einem ‚s‘ würden wir es in Deutschland anders aussprechen“, gab sie zu bedenken - nämlich mit langem „e“. Die Ministerin resümierte: „Das müssen wir noch weiter diskutieren.“

Zuvor erregte die Außenministerin beim G20-Treffen Aufsehen. Dort sprach sie – nach einem Eklat beim letzten Aufeinandertreffen – Russlands Außenminister Lawrow direkt an. Wegen einer erneuten Flugpanne verzögerte sich allerdings Baerbocks Abflug nach dem Treffen mal wieder. (han/dpa)

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