Das Ende kommt vor dem Best-of: Hans Klaffl ist tot
Der Ebersberger Musikkabarettist Hans Klaffl ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Wie kein zweiter nahm er den Lehrerberuf und das Bildungswesen aufs Korn. Ein Nachruf.
Ebersberg – Bereits an diesem Freitag, 10. Januar, wäre der nächste Auftritt gewesen, im Schlachthof in München. Danach wäre es mit dem Programm „Eine Art Best-of“ quer durch die Kleinkunstbühnen Deutschland gegangen. Wäre. Hans Klaffl ist tot. Der Ebersberger Musikkabarettist wurde 74 Jahre alt.
Klaffl, der seinen Vornamen so gerne augenzwinkernd mit dem falsch gesetzten Apostroph, also Han‘s, schrieb, hat Anfang des Jahrtausends sein ganz eigenes Lehrerkabarett erfunden. Seine Art, mit treffendem und stechendem Humor auf den eigenen Berufsstand zu blicken, begeisterte Scharen von Kabarettliebhabern. Die Vorstellungen, die Klaffl regelmäßig im Ebersberger alten kino gab, waren immer im Nu ausverkauft. Und von Ebersberg aus verbreitete sich sein Ruf als feinster Unterhaltungskünstler wie ein Lauffeuer durch die ganze Republik.
Der Mann mit dem Celo, der Mann am Klavier
Han‘s Klaffl, der Mann mit dem Cello, der Mann am Klavier, der Mann mit den spitzen Bemerkungen dem eigenen Berufsstand als Lehrer gegenüber und mindestens genauso „böse“ über die Schüler. Seine Programme wie zum Beispiel aus dem „Lukas-Podolski-Gymnasium“ fördern den ganz alltäglichen Schrecken des Bildungswesens zutage. Neun Jahre höhere Bildungsanstalt verdichtet in zwei Stunden Musikkabarett. Da hat sich jeder selbst und seine Lehrer wiedererkannt.
„Er schiebt seine Brille von der Nase. Dann geht er zu einem Pult. Darauf steht ein Glas, gefüllt mit Wein. ,Der Alkohol hilft über das schlechte Gewissen hinweg‘, sagt Hans Klaffl und kippt das Getränk in seine Kehle. Dann erklärt Klaffl, was wirklich hinter den verschlossenen Türen des Lehrerzimmers passiert.“ So beginnt der Kollege der Ebersberger Zeitung seinen Bericht über Klaffls allererstes Programm „40 Jahre Ferien“, das bei Kritikern und Publikum einschlug wie eine Bombe und den sensationellen Karrierestart, des damals schon über 50-Jährigen einläutete.
Klaffl war Studiendirektor an Haarer Gymnasium
Hans Klaffl hat in München Cello studiert sowie Philosophie und Psychologie, schließlich war er Musiklehrer und Studiendirektor am Ernst-Mach-Gymnasium in Haar. 2014 wurde er Pensionär und konnte sich dann vollständig dem Kabarett widmen.
Bereits als Referendar gründete Klaffl mit seinen Schülern 1977 eine Kabarett-Gruppe in Haar. Danach trat er als Kabarett-Duo mit Jörg Maurer als „K&M“ auf. Er gründete die Gruppe „I Machiosi“, die er bis 2002 leitete. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer verfasste Klaffl mehrere Musikbücher, wirkte an der Produktion mehrerer CDs mit und ist Autor zahlreicher Musikfolgen der Sendung Radiowissen ㈠ des Bayerischen Rundfunks.
„Eine Art Best-of“ lautet der Titel seines fünften Programms
Nach dem ersten Programm kam 2010 „Restlaufzeit. Unterrichten, bis der Denkmalschutz kommt“. 2015 kam sein drittes Programm „Schulaufgabe: Ein schöner Abgang ziert die Übung“, das neben Erfahrungen aus dem Schulalltag auch die Pensionierung und ihre Folgen schildert. Mit seinem vierten Programm „Nachschlag! Eh ich es vergesse...“ war er seit 2018 unterwegs. „Eine Art Best-of“ hatte er sein fünftes Programm überschrieben.
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Groß gewachsen, schlank, fast immer wie auf der Bühne im schwarzen Anzug unterwegs, auch beim Einkaufen im Edeka oder auf dem Wochenmarkt, alle kannten den Kabarettisten. Man grüßte sich freundlich, wechselte ein paar Worte. Nicht nur den Ebersbergern wird Hans Klaffl fehlen.