Russlands Wirtschaft zerbröselt – Alarmstufe Rot bei Putins wichtigstem Unternehmen
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VonAmy Walkerschließen
Russlands Präsident Wladimir Putin ist auf die Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor seines Landes angewiesen. Doch genau dort sieht es gerade alles andere als rosig aus.
Moskau – Seitdem Russland im Jahr 2022 die Ukraine überfiel und seither einen blutigen Krieg im Nachbarland führt, hat sich Europa darum bemüht, sich von Russland zu entfernen. Die wichtigste - und zugleich schwerste - Aufgabe der EU war es, sich von russischer Energie loszusagen. Es bleibt für viele europäische Länder eine Mammutaufgabe, die aber mit dem Jahreswechsel zu 2025 eine entscheidende nächste Hürde nehmen wird: Das Gas, das aus Russland durch eine Transitpipeline durch die Ukraine fließt, wird zum Jahresende nicht mehr fließen. Der Vertrag wurde aufgekündigt.
Gazprom-Aktie fällt in den Keller: Der Energieriese steht am Abgrund
Das ist nicht nur für europäische Länder wie der Slowakei, Tschechien und Ungarn, die noch alle in hohem Maße von russischem Gas abhängig sind, ein Problem. Es ist auch für den Kreml-Diktator Wladimir Putin ein Problem. Denn damit fällt eine wichtige Einnahmequelle für seinen Krieg erneut weg – wie auch beim Öl wird er neue Abnehmer finden müssen, die mutmaßlich einen niedrigeren Preis zahlen wollen. Erst neulich wurde bekannt, dass Russland und Indien einen neuen Vertrag für russisches Öl vereinbart haben.
Die Tatsache, dass in wenigen Tagen schon eine zentrale Einnahmequelle wegbrechen wird, fällt mittlerweile auch in dem Aktienkurs des staatlichen Gaskonzerns Gazprom auf. Am Mittwoch, dem 18. Dezember fiel der Kurs auf den tiefsten Stand seit 2009, und zwar auf 105 Rubel. Am Morgen des 19. Dezember hatte sich der Kurs leicht auf 107 Rubel erholt. Das ist trotzdem noch eine Katastrophe für das Unternehmen, das 2021 noch mit einem Kurs von über 360 Rubel gehandelt hatte. 107 Rubel entsprechen ungefähr einem Euro.
Gazprom in der Krise: Putin braucht dringend Abnehmer für sein Gas
Das Auslaufen des Transitvertrags durch die Ukraine ist einer von mehreren Schlägen, die Gazprom in den vergangenen Monaten verkraften musste. Anfang Dezember kündigte der österreichische Energiekonzern OMV den Vertrag mit Gazprom, nachdem Russland zu einem Schadensersatz für im September 2022 ausgebliebene Gaslieferungen verdonnert wurde. Die OMV kündigte daraufhin an, die Summe von 230 Millionen Euro mit laufenden Gaslieferungen von Gazprom zu verrechnen, warnte jedoch gleichzeitig vor möglichen Konsequenzen in Form eines Lieferstopps seitens des russischen Konzerns. Die kamen dann auch, weshalb OMV den Vertrag ganz aufkündigte. Österreichs Kanzler Karl Nehammer sprach in dem Zusammenhang von „Erpressung“.
Russland braucht also zeitnah einen neuen Abnehmer für sein Gas, wenn Gazprom noch zu retten sein soll. Und die Lage ist wohl dramatisch, wie im Sommer 2024 die Financial Times berichtete: Demnach habe ein interner Vorstandsbericht von Gazprom erklärt, dass die Firma über zehn Jahre brauchen wird, bis sie sich wirklich vom Verlust der europäischen Kunden erholt haben wird.
Putin wird von China erpresst: Scheitern nun auch die Pipeline Power of Siberia 2?
Die Hoffnung für Putin liegt in einer Partnerschaft mit China. Die beiden Länder arbeiten an einer neuen Gaspipeline, die Power of Siberia 2, die jährlich bis zu 50 Milliarden Kubikmeter Gas in das Reich von Präsident Xi Jinping transportieren soll. Doch Medienberichten zufolge könnte das Projekt noch scheitern, denn Xi will weniger für das russische Gas zahlen. Der chinesische Präsident weiß um die schwierige Lage, in der sich Putin und seine Gazprom befinden – und will daraus einen Vorteil ziehen.
Die Geschichte ist so brisant, dass der Sprecher des Kreml-Chefs, Dimitri Peskow, das Thema sogar direkt ansprach: „Es ist völlig normal, dass jedes Land seine eigenen Interessen verteidigt“, sagte er. Seitdem gibt es aber auch keine Neuigkeiten zur Power of Siberia 2. Sollte das Projekt wirklich scheitern, wird das die nächste Katastrophe für Gazprom sein. Und vielleicht auch der Todesstoß.
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