Russlands Wirtschaft am Abgrund: Zentrale Einnahmequelle bricht ein

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Russlands Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft sind im April erneut gesunken. Für Putins Kriegskasse ist das eine schlechte Nachricht.

Moskau – Wie es gerade der russischen Wirtschaft wirklich geht, darüber kann momentan nur spekuliert werden. Sicher ist jedoch, dass die Haupteinnahmequelle von Russlands Präsident Wladimir Putin gerade an Bedeutung verliert – und Ersatz kommt nicht nach. So sind im April erneut die Staatseinnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft sind gesunken. Sie fielen um sechs Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 1,23 Billionen Rubel (12,5 Milliarden Euro), wie aus den am Montag (6. Mai) veröffentlichten Daten des Finanzministeriums hervorgeht. Weitaus besser fällt die Bilanz im Vergleich zum Vorjahresmonat aus: Hier gab es ein Plus von 90 Prozent.

Öl und Gas machen in Russland 30 Prozent der Einnahmen aus

Die Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor machen etwa ein Drittel des gesamten Haushaltsetats Russlands aus. Für das gesamte Jahr 2024 hat die Regierung Einnahmen aus Öl- und Gasverkäufen in Höhe von 11,5 Billionen Rubel (116,7 Milliarden Euro) veranschlagt. Das wären rund 30 Prozent mehr als 2023. Im vergangenen Jahr war das Geschäft um 24 Prozent eingebrochen, verursacht durch niedrigere Ölpreise und sinkende Gasexporte infolge der westlichen Sanktionen wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine.

Ob Putins Prognose wirklich aufgeht, das entscheidet sich wohl oder übel daran, ob er weitere Abnehmer für seine Rohstoffe findet. 2023 gehörten Indien und China zu den größten Abnehmern für russisches Öl. Beide Länder konnten das Öl zu Preisnachlässen erwerben, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Vor allem Indien kauft das russische Öl zu einem Rabatt – und nimmt dafür die schwierigeren Transportbedingungen für das sanktionierte Öl in Kauf. Sollten diese Bedingungen noch problematischer werden, könnte sich Indien nach anderen Quellen umsehen, zum Beispiel im Nahen Osten.

Putins Standbein wackelt: Gazprom verzeichnet Milliardenverlust

Weiteres Zeichen für Putins Probleme mit seinem wichtigsten Standbein waren die neusten Zahlen des Staatskonzerns Gazprom. Erstmals in der Unternehmensgeschichte hat Gazprom einen Verlust eingefahren. Der Staatskonzern meldete in der vergangenen Woche für 2023 einen Nettoverlust von 629 Milliarden Rubel (fast 6,4 Milliarden Euro). 2022 verzeichnete Gazprom laut eigenen Angaben noch einen Gewinn von 1,23 Billionen Rubel (fast 12,5 Milliarden Euro).

Wladimir Putin nutzt antiwestliche Rhetorik, um seinen Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent auszubauen.
Wladimir Putin hat ein Einnahmeproblem. © President Of Russia Office

Der russische Staatskonzern hat mit den Sanktionen westlicher Staaten infolge der russischen Offensive in der Ukraine wichtige Absatzmärkte verloren. Zudem waren die Nord-Stream-Pipelines des Unternehmens – lange der Haupttransportweg für das Gas nach Europa – durch mutmaßliche Sabotageakte im September 2022 beschädigt worden. Europa war für Gazprom jahrelang der wichtigste Exportmarkt.

Russland will Gasexporte nach China deutlich erhöhen

Seit dem Beginn der Ukraine-Offensive im Februar 2022 und den darauffolgenden westlichen Sanktionen bemüht sich Gazprom um neue Absatzmärkte. Um die gestiegene Nachfrage in asiatischen Ländern bedienen zu können, braucht das Unternehmen jedoch Investitionen in seine Infrastruktur. Zudem hat der Konzern, der über die größten Erdgasreserven der Welt verfügt, mit der finanziellen Belastung durch den Ausbau seines inländischen Verteilungsnetzes zu kämpfen.

Moskau will insbesondere die Gasexporte nach China erhöhen. Die Verhandlungen zu der geplanten Erweiterung der Pipeline „Power of Siberia 2“, die Gas aus Sibirien durch die Steppe der Mongolei nach Nordchina bringen soll, waren zuletzt aber ins Stocken geraten. (mit Material von AFP und Reuters)

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