Auf Darmkrebs können Sie jetzt ganz einfach zu Hause testen - mit dem Smartphone

  • Im Video oben: Tipps von Gastroenterologen zu Darm- und Lebergesundheit

Mehr als 350.000 Darmkrebserkrankungen und 150.000 dadurch bedingte Sterbefälle konnte die Darmkrebsvorsorge in den vergangenen 20 Jahren verhindern. Doch trotz ihres Erfolgs und der Kostenübernahme durch die Krankenkasse machen verhältnismäßig wenige Menschen von den Früherkennungs-Möglichkeiten – der Darmspiegelung und dem Test auf Blut im Stuhl –Gebrauch. 

Nach Angaben der Berliner Krebsgesellschaft lässt nur die Hälfte aller Anspruchsberechtigten (Männer und Frauen ab 50 Jahren) eine Darmspiegelung durchführen. Und das, obwohl die Darmspiegelung laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) der "Goldstandard der Darmkrebsfrüherkennung" ist und die höchste Treffsicherheit hat. 

Bei dem nicht-invasiven Test auf Blut im Stuhl sieht es sogar noch schlechter aus: Nur 20 Prozent der Anspruchsberechtigten lassen sich darauf untersuchen.

Mit dem Smartphone Darmkrebs erkennen

Das DKFZ hat sich vor diesem Hintergrund die Frage gestellt: Wie können wir noch mehr Menschen motivieren, die Darmkrebsvorsorge in Anspruch zu nehmen? Die Antwort: mit Hilfe des Smartphones.

Technisch ist das bereits möglich – dank einer App sowie eines Hämoglobin-Schnelltests, der nicht sichtbares Blut im Stuhl entdeckt. Der Test ("Preventis SmarTest FIT Home") ist im Handel, etwa in Apotheken oder online, für 19,90 Euro erhältlich. Er enthält unter anderem eine Testkassette, ein Sammelröhrchen sowie einen Papier-Stuhlfänger.

Die dazugehörige App ("SmarTest FIT") gibt es kostenlos in den App-Stores zum Download.

So gehen Sie vor

Und so funktioniert der Test für zu Hause: Sie gehen auf die Toilette, tauchen das Teststäbchen dreimal in Ihre Stuhlprobe und dann in ein Röhrchen mit einer Testlösung. Schütteln Sie das Röhrchen und geben Sie drei Topfen der Flüssigkeit auf eine Testkassette. 

Anschließend kommt die App zum Einsatz: Sie erkennt anhand der Farbintensität, ob sich verstecktes Blut im Stuhl befindet. Das Ergebnis erscheint nach 15 Minuten auf dem Display. Arztbesuche, das Einschicken von Stuhlproben ins Labor sowie das Warten auf Testergebnisse erübrigen sich also.

Deutsches Krebsforschungszentrum untersucht, wie aussagekräftig die Selbsttestung ist

Doch kann eine Smartphone-App Blut im Stuhl so gut entdecken wie ein Labortest? Das hat eine Forschergruppe des DKFZ um Michael Hoffmeister analysiert. Dafür untersuchten sie 321 Personen, die zwischen 2021 und 2023 eine Darmspiegelung hatten. 

Die Wissenschaftler ließen bei den Probanden einerseits einen herkömmlichen Test auf Blut im Stuhl durchführen, andererseits baten sie die Studienteilnehmer, die besagte Smartphone-App samt Schnelltest auszuprobieren. Dann verglichen sie die Ergebnisse beider Testmöglichkeiten miteinander.

Das Ergebnis: "Tatsächlich kann das Smartphone mit dem Labor mithalten", so Studienleiter Hoffmeister in einer Pressemitteilung des DKFZ. "Die Sensitivität der Smartphone-Testung erwies sich als ähnlich gut wie die des klassischen Labortests."

Wie ein Vergleich mit den Befunden der Darmspiegelungen der Probanden ergab, erkannte die App in 28 Prozent der Fälle fortgeschrittene, potenziell krebsverdächtige Schleimhautveränderungen. Für die Testung im Labor wurde eine Sensitivität von 34 Prozent ermittelt. 

Folglich schnitt die App nur minimal schlechter als die Labortestung ab. Die Rate falsch positiver Ergebnisse war bei beiden Testverfahren gering. Das heißt, dass bei gesunden Testpersonen nur selten ein irrtümlich falsches Ergebnis angezeigt wurde. 

"Aussagefähige Alternative oder Ergänzung zum klassischen Labortest"

"Aufgrund unserer Ergebnisse könnte die Smartphone-basierte FIT-Testung (der Stuhltest, Anm. d. Red.) eine aussagefähige Alternative oder Ergänzung zum klassischen Labortest darstellen", sagt Koautor Herrmann Brenner. 

"Ich sehe eine realistische Chance, dass wir mit diesem zusätzlichen Angebot mehr Menschen ins Boot holen können, an der Darmkrebsfrüherkennung teilzunehmen und die damit verbundenen Chancen der Darmkrebsprävention zu nutzen."