Dass Tourismus gerade im südlichen Landkreis ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, weiß jeder. Wie wichtig er genau ist, zeigt nun in konkreten Zahlen die aktuelle Studie des Instituts DWIF.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Die Untersuchung des Instituts DWIF wird in regelmäßigen Abständen gemeinsam von Tölzer Land Tourismus (TLT) sowie weiteren oberbayerischen Regionen zusammen mit dem Dachverband Tourismus Oberbayern-München (TOM), der IHK sowie dem Hotel- und Gaststättenverband in Auftrag gegeben. „Die Studie gibt es im Drei- bis Vier-Jahresrhythmus. Daher sind die Zahlen gut vergleichbar“, sagt TLT-Chef Andreas Wüstefeld. Und während im Tourismus oft nur über Übernachtungszahlen diskutiert wird, geht es hier tatsächlich um die Gesamtumsätze.
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Den meisten Umsatz machen Tagesgäste
Und die sind beträchtlich. Der Wirtschaftszweig Tourismus im Tölzer Land erzielte im vergangenen Jahr Umsätze in Höhe von 377,1 Millionen Euro. Das entspricht rund 13 Prozent mehr als noch zum Zeitpunkt der letzten Studie, die im Vor-Corona-Rekordjahr 2019 erstellt wurde. 24 Millionen Euro entfallen dabei auf Privatquartiere mit weniger als zehn Betten. In den gewerblichen Betrieben mit zehn Betten oder mehr sorgten die Gäste für 143,4 Millionen Euro Umsatz. Camper und Wohnmobilisten ließen im vergangenen Jahr 19,4 Millionen Euro im Landkreis. Den meisten Umsatz bringen aber mit gut 190 Millionen Euro nach wie vor die oft wenig geliebten Tagestouristen. Bei diesem Wert gebe es eine große Stabilität, sagt Wüstefeld – und das, obwohl die Zahl der Tagestouristen im Vergleich zu 2019 leicht gesunken ist. Im Vergleich zu den Nachbarregionen „sind wir hier stark aufgestellt. Bei uns machen die Tagesgäste rund 51 Prozent der jährlichen Tourismus-Bruttoumsätze aus, oberbayernweit sind es 46 Prozent, und das trotz des Ausflugsmagneten München“, sagt der TLT-Chef. Und auch im Landkreis Weilheim-Schongau sorgen die Tagesgäste „nur“ für rund 130 Millionen Euro Umsatz.
Vielzahl der Geschäft liegt auch daran, dass dort nicht nur Einheimische einkaufen
Die Studie schlüsselt auch auf, welche Branchen von den etwa 7,1 Millionen Tagesgästen in welchem Umfang profitieren. Im Schnitt lässt jeder Tagestourist 26,80 Euro hier. 44 Prozent davon landen im Gastgewerbe. 24,3 Prozent werden für Dienstleistungen ausgegeben. 31,7 Prozent fließen in den Einzelhandel. Diese Zahl findet Wüstefeld besonders „spannend“, weil die Vielzahl an Läden, die es in der Tölzer Marktstraße oder in Lenggries gibt, schon auch dem Umstand geschuldet sei, dass dort eben nicht nur Einheimische einkaufen. „Das gäbe es vermutlich so nicht, wenn wir keinen veritablen Tagestourismus hätten.“ Bei den Urlaubern, die für 1,77 Millionen Übernachtungen (+1,3 Prozent) sorgen, ist das anders. Ihre Tagesausgaben liegen bei 90,50 Euro (Privatquartiere), 133,50 (gewerbliche Betriebe) und 45 Euro bei den Campern. Gut 63 Prozent fließen ins Gastgewerbe, 14,9 Prozent in den Einzelhandel, knapp 22 Prozent in Dienstleistungen.

Wenn der arabische Raum und Amerika einen Schnupfen haben, hat München die Grippe
Vergleiche man die Zahlen mit denen von 2019, „sieht man, dass die Umsätze recht konstant bleiben. Das zeigt, dass der Tourismus sehr resilient ist“. Das gelte auch mit Blick auf Inflation, Krieg in der Ukraine und anderen Krisen. „Wir sind schon froh, dass wir weniger abhängig sind vom großen Wohl und Wehe.“ Das sei in vielen Regionen ganz anders. „Wenn der arabische Raum und Amerika einen Schnupfen haben, hat München die Grippe“, umschreibt es Wüstefeld. Das Tölzer Land sei viel weniger abhängig vom Auslandsgeschäft. „Wir sind stark im sogenannten DACH-Markt, also Deutschland, Österreich und Schweiz. Rund ein Viertel unserer Gäste kommt aus Bayern selbst.“ Und zusätzlich zu den Übernachtungsgästen habe man eben noch den „sehr stabilen Tagestourismus“. Und in diesen Zahlen sind noch nicht einmal alle Gäste aufgelistet. „Nicht mit erfasst sind Österreicher. Dabei ist für die Innsbrucker der Walchensee der nächste größere See.“ Die Umsatzzahlen seien also „eher konservativ angesetzt“. Auch bei den Übernachtungszahlen müsse man sehen, dass einige Privatvermieter aufgehört haben und das ehemalige Brauneckhotel (jetzt: „Flesslers“) mit seinen über 100 Zimmern aufgrund der umfangreichen Renovierung seit drei Jahren in der Statistik fehlt. „Sonst wäre das noch erfreulicher ausgefallen“, sagt Wüstefeld.
35,5 Millionen fließen an Steuern an Kommunen, Bund und Land
Im Übrigen profitieren auch Kommunen, Bund und Land vom Tourismus. Etwa 35,5 Millionen Euro aus Mehrwert- und Einkommensteuer flossen im vergangenen Jahr in diesem Segment. Dazu kommen Grund- und Gewerbesteuer, Zweitwohnungssteuer, Kurtaxe und Tourismusabgabe.
Wüstefeld weiß aber natürlich auch, dass gerade das Thema Tagestourismus Schattenseiten mit sich bringt, wie Verkehrschaos, überlaufene Ziele oder Müll in der Natur. „Deshalb haben wir das Thema weiter ganz oben auf der Agenda“ und intensiviere Kampagnen wie „Naturschutz beginnt mit Dir“.
Die Studie ist im Internet (www.toelzer-land.de/wirtschaftsfaktor-tourismus) für alle zugänglich. Wüstefeld hofft auch, dass sich viele Vermieter die Zahlen anschauen, erkennen, „welche Wirtschaftskraft das ist“, und daraus Mut schöpfen für anstehende Investitionen.
Apropos Investition: Die Studie selbst war ein echtes Schnäppchen für den Landkreis. Gerade einmal 1000 Euro mussten investiert werden. Hier profitiere man einfach von der guten Zusammenarbeit mit dem Dachverband TOM. „Darüber sind wir sehr froh“, sagt Wüstefeld.