Atomare Verseuchung? Putin „überrascht“ – Flut in Russland lässt Ängste wachsen

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Nach der Flutkatastrophe in Russland scheint in der betroffenen Region Kurgan Chaos zu herrschen. Nun wurde auch Putin bei einem Besuch überrascht.

Moskau - Nach der schweren Flutkatastrophe in dem russischen Gebiet Orenburg im Süden des Ural-Gebirges und im sibirischen Gebiet Kurgan wächst in der Bevölkerung offenbar die Angst vor einer atomaren Verseuchung. Laut russischen Medienberichten warnten Umweltschützer davor, dass durch das Hochwasser in Kurgan Uran in einen nahegelegenen Fluss gelangt war, der die Bevölkerung mit Trinkwasser versorgt. Die zuständige Behörde wies die Vorwürfe als „Fehlinformationen“ zurück.

Fluss Tobol in Kurgan von Rekord-Hochwasser betroffen - wurden auch Uran-Brunnen überschwemmt?

Zunächst hatte das russische Nachrichtenportal RBC News über die angespannte Lage vor Ort berichtet. So soll die lokale Kurgan-Stiftung für öffentliche Kontrolle des Zustands der Umwelt und des Wohlergehens der Bevölkerung am 12. April, kurz nach den Überschwemmungen, berichtet haben, dass aufgrund des Hochwassers unter anderem Radionuklide aus der Lagerstätte Dobrovolnoye (Region Kurgan) in den nahegelegenen Fluss Tobol gespült wurden.

Überschwemmte Häuser in Kurgan, Russland.
Überschwemmte Häuser in der sibirischen Region Kurgan, Russland. © IMAGO / ITAR-TASS/ Donat Sorokin

Der Fluss Tobol liegt in der gleichnamigen Gebietshauptstadt Kurgan und schwoll aufgrund des Hochwassers binnen eines Tages um fast anderthalb Meter an – ein historischer Höchststand. Nach Zählung der Behörden hatten am 18. April fast 18.000 Häuser unter Wasser gestanden. Die Flut hatte sich vor allem im Gebiet Orenburg im Süden des Ural-Gebirges und im sibirischen Gebiet Kurgan ausgebreitet.

Umwelt-Experten nach Hochwasser in Kurgan über atomare Verseuchung mit Uran besorgt

Auch Andrei Ozharovsky, ein Experte des Programms für die Sicherheit radioaktiver Abfälle der Russischen Sozial-Ökologischen Union, äußerte in einem Interview mit der Deutschen Welle (DW) am Donnerstag große Bedenken. Teile der Uranmine stünden „bereits unter Wasser“, so Ozharovsky. „Ein Teil dieser Uranreserven, die sich bereits unter Wasser befinden, wurde bereits in den 1980er Jahren, also zu Sowjetzeiten, entnommen. Viele alte Uranbohrungen sind einfach nicht mehr in Betrieb“, sagte Ozharovsky. „Der unterirdische Druck treibt die Uranlösungen nach oben, und ich habe vor einigen Jahren selbst gemessen, dass die Strahlung in der Umgebung dieser Bohrungen zunimmt.“ Die neueren Brunnen stünden demnach zwar nicht unter Wasser. Die Gefahr gehe aber viel mehr von den alten Brunnen aus.

Die für den Abbau verantwortliche staatliche Atombehörde Rosatom habe die Mitteilung über möglichen Uran im Fluss als Fehlinformation bezeichnet und betont, dass keine Gefahr einer Überflutung der Bohrlöcher bestehe. Die Brunnen würden auf einem Hügel und abseits des Wassers liegen, sodass sie nicht von Überschwemmungen betroffen waren. Zudem stellte der Landeskonzern der staatlichen Nachrichtenagentur Tass Fotos zur Verfügung. Die Aufnahmen zeigen die stillgelegten Brunnen in der Uranlagerstätte, die die Unversehrtheit beweisen sollen.

Putin wird bei Besuch im überschwemmten Kurgan von politischen Änderungen „überrascht“

Inmitten der Folgen der Flutkatastrophe suchte auch der russische Präsident Wladimir Putin nach Antworten. Während eines Besuchs in Kurgan sei es zunächst um lokale Hochwasserschutzmaßnahmen gegangen. Während eines Treffens am Mittwoch (24. April) soll Putin laut RBC News aufgefallen sein, dass die Bürgermeisterin von Kurgan fehlte. Die amtierende Leiterin Anastasia Nikolajewna habe Putin daraufhin mitgeteilt, dass die Bürgermeisterin bereits im Januar zurückgetreten war. Putin sei „überrascht“ gewesen, heißt es in dem Bericht weiter. „Wir müssen geeignete Maßnahmen ergreifen und Wahlen organisieren“, wird der Präsident zitiert.

Nach einem schneereichen Winter und viel Regen fällt das Frühjahrshochwasser in Teilen Russlands ungewöhnlich heftig aus. Zehntausende Menschen haben bereits ihr Hab und Gut verloren. Bewohner der betroffenen Regionen klagen, dass die Behörden die drohende Gefahr sehr lange ignoriert hätten. Schutzmaßnahmen seien zu spät ergriffen worden. Im benachbarten zentralasiatischen Staat Kasachstan sind die Überschwemmungen ähnlich groß. Dort wurde aber früher mit der Evakuierung bedrohter Gebiete begonnen. Mehr als 100.000 Menschen wurden vor der Flut in Sicherheit gebracht. (nz mit dpa)

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