Debatte: EU-CO2-Preis spaltet die Leser

Der CO2-Preis wird zur politischen Schlüsselfrage in Europa. Nach dem FOCUS-online-Bericht "EU dreht an der CO2-Schraube – und Millionen Deutsche zahlen nun die Zeche" diskutieren die Leser heftig über Kosten, Gerechtigkeit und EU-Einfluss. Viele sehen darin eine finanzielle Überforderung der Bürger und eine Fehlsteuerung der Klimapolitik. Andere mahnen, ohne Preis auf CO2 bleibe Klimaschutz wirkungslos. In den Kommentaren dominieren Skepsis und Sorge vor sozialen Folgen.

Verteilung der Meinung zu "CO₂-Preis: Leser polarisieren zwischen Abzocke, EU-Kritik und Sozialausgleich"
Die Debatte ist geprägt von Misstrauen, Kritik an der Politik und der Sorge um soziale Folgen FOCUS Online

Zweifel an Sinn und Nutzen

Viele Leser sehen in der CO2-Bepreisung keinen Beitrag zum Klimaschutz, sondern eine verdeckte Steuer. Sie empfinden die Abgabe als ineffektives Instrument, das Bürger und Betriebe finanziell belastet, ohne das Weltklima messbar zu beeinflussen. Der Unmut richtet sich gegen Bundesregierung und EU, die mit steigenden CO2-Preisen ab 2027 den Verkehr und die Wärmeversorgung in den Emissionshandel (ETS2) einbeziehen wollen. Kritiker sehen darin weniger Klimapolitik als Einnahmepolitik. Tatsächlich sind die nationalen Einnahmen stark gestiegen – allein 2024 über 18,5 Milliarden Euro

"Die CO2-Bepreisung ist nichts weiter als ein Geschäftsmodell. Auf das Weltklima hat das keinen Einfluss, aber den Unmut der Bürger werden die Parteien zu spüren bekommen."  Zum Originalkommentar

"Der Ablasshandel dient nicht dem Klima. Es geht hier einzig und allein um eine flächendeckende Enteignung der Bevölkerung durch die Hintertür ..."  Zum Originalkommentar

"Wann und wer stoppt endlich den CO2-Schwachsinn. Wäre es nicht das CO2, so würde man wohl den Sauerstoffanteil in der Atemluft besteuern. Wie vermessen ist es, dass ich überall und für jedes Steuern zahlen muss?"  Zum Originalkommentar

"Und welche Konsequenzen hat diese sinnlose CO2-Bepreisung?"  Zum Originalkommentar

"Dieser Zertifikatehandel entlarvt sich doch selber als das, wofür er angedacht ist, eine zusätzliche Einnahmequelle, da die derzeitigen Einnahmequellen noch nicht reichlich genug sprudeln. Was nützt es dem Klima, wenn die CO2-Bepreisung zwei Monate über 45 €/to CO2 liegt, wenn dann 20 Mio. Zertifikate in den Handel gelangen, die den Preis wieder verbilligen sollen. Dem Klima ist damit unter Garantie nicht geholfen, den Bürgern auch nicht. Es wird fleißig weiter den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen ..."  Zum Originalkommentar

Forderung nach nationaler Souveränität

In den Kommentaren dominiert auch der Wunsch nach mehr nationaler Souveränität. Viele halten die EU-Regulierung beim CO2-Handel für übergriffig und weltfremd. Sie fordern, Deutschland solle eigene Wege gehen, statt einheitliche Vorgaben aus Brüssel zu übernehmen. 

Der Geplant Emissionshandel für den Gebäude- und Verkehrssektor (ETS 2) soll ab dem 1. Januar 2027 eingeführt werden. Einigen sich die Mitgliedsstaaten, wäre der neue ETS2 europaweit verbindlich. Während die EU die Maßnahme als zentralen Hebel für Klimaneutralität bezeichnet, sehen viele Bürger eine Entfremdung zwischen europäischen Zielen und nationalen Interessen. Die wachsende Kritik an der Brüsseler Energiepolitik befeuert damit auch den innenpolitischen Konflikt in Deutschland.

"Wieso eigentlich wird sowas in Brüssel/von der EU entschieden? Wir haben doch in Deutschland eine eigene, demokratisch gewählte Regierung, die sich um sowas kümmern sollte. Aber unsere Politiker erlauben der EU, dass diese immer mehr über uns bestimmt. Wofür haben wir die eigentlich gewählt?"  Zum Originalkommentar

"Deutschland unterstützt als Musterknabe alles, was an grüner Zerstörungspolitik beschlossen wird, und ignoriert, dass es gerade die Deutschen sind, die die Zeche zahlen. Die Zeiten, dass Deutschland mit dem Geldbeutel EU-Politik machen kann, sind vorbei und die Finanzen werden im eigenen Land dringend gebraucht. Es bedarf einer Rückbesinnung auf ureigene deutsche Interessen und deren Vertretung. Viele in der EU produzierte Kosten sollten in Kürzungen an die EU gegengerechnet werden!"  Zum Originalkommentar

"Die EU verfehlt deutlich ihren Zweck. Sie war als Wirtschaftsverband gedacht, nicht als gesetzgebendes Organ für ganz Europa. Es wird allerhöchste Zeit, diesem Verein von weltfremden Ideologen den Rücken zu kehren."  Zum Originalkommentar

"Gibt es eigentlich eine einzige Maßnahme der EU, bei der der Bürger spart? Nein! Der Bürger wird immer mehr ausgenommen! Also sollte der Bürger auch das Recht haben, sagen zu dürfen, die EU will ich nicht mehr! Also raus aus diesem Abzocke-Konstrukt!"  Zum Originalkommentar

"Die EU kostet uns mehr Geld, als dass sie uns einbringt. Man sollte sich auf eine Wirtschaftsunion beschränken und der Rest ist Ländersache."  Zum Originalkommentar

Unzufriedenheit mit Merz

Bundeskanzler Friedrich Merz gerät in dieser Debatte in die Kritik. Leser werfen ihm mangelnde Durchsetzungskraft gegenüber Brüssel vor und kritisieren, Deutschland folge zu gehorsam der europäischen Linie. Während auch die Industrie über steigende Kosten klagt, bleibt der erhoffte soziale Ausgleich aus. Viele Kommentatoren sehen darin eine Gefahr für die politische Mitte – und eine der Ursachen, warum sich unzufriedene Wähler rechten Protestparteien zuwenden.

"Warum sind unsere Politiker immer so EU-hörig? Die Hauptaufgabe sollte doch sein, im Sinne der eigenen Bevölkerung zu handeln. Davon sind deutsche Politiker von den Altparteien aber meilenweit entfernt."  Zum Originalkommentar

"Zum Schaden des deutschen Volkes steht unsere Regierung in Brüssel stets stramm."  Zum Originalkommentar

"Die in Berlin brauchen sich nicht mit ihrem Umgang mit der AfD auseinanderzusetzen, wenn sie diesen modernen Ablasshandel durchwinken. Im Zweifelsfall ist den Deutschen ihr hart erarbeiteter Wohlstand wichtiger als die Rettung der Welt ..."  Zum Originalkommentar

Warnungen vor sozialen Folgen

Zahlreiche Leser befürchten, dass die CO2-Bepreisung den Wirtschaftsstandort Deutschland weiter schwächt. Sie sehen in der steigenden Belastung für Energie, Transport und Produktion eine Gefahr für Arbeitsplätze und Wettbewerbsfähigkeit. Tatsächlich zeigen Studien, dass energieintensive Branchen zunehmend in außereuropäische Märkte abwandern. 

Während das Umweltbundesamt die CO2-Bepreisung als "zentrale Lenkungsmaßnahme" verteidigt, fordern Industrieverbände Ausnahmen und Entlastungen. Der Konflikt zeigt die Grundspannung zwischen Klimaschutz und Standortpolitik – ein Thema, das Merz’ Regierung ähnlich spaltet wie zuvor die Ampel. Für viele Leser ist klar: Ohne sozialen Ausgleich verliert die Klimapolitik Akzeptanz.

"Wenn der Wohlstand nicht schnell genug fällt, sind das die richtigen Maßnahmen, um den Rückstand schnell aufzuholen. Devise: Deindustrialisierung und weniger Wohlstand in kürzestmöglicher Zeit."  Zum Originalkommentar

"Merz kann in den nächsten Tagen beweisen, wie sehr ihm die deutsche Wirtschaft am Herzen liegt. Deutschland ist in Europa das Land mit dem höchsten Energiebedarf. Das bedeutet, dass seine Konkurrenzfähigkeit besonders stark von den Energiepreisen abhängt. Das schafft Hoffnungen bei anderen - auch befreundeten - Staaten ..."  Zum Originalkommentar

"Der CO2-Preis birgt viel sozialen Sprengstoff, Länder wie Polen, die eine Verschiebung fordern, haben dies bereits verstanden. Schade, dass wir so unseren Wohlstand und sozialen Frieden gefährden… Da treibst du die Leute langfristig zu einer EU-anlehnenden Haltung…"  Zum Originalkommentar

"Fest steht, für den Bürger wird es wieder einmal viel teurer. Und viele Haushalte können sich das einfach nicht mehr leisten. Die deutschen Streber (Politik) wollen ja auch früher klimaneutral sein, das Wohl der eigenen Bevölkerung steht dabei nicht im Vordergrund. Das 'Beste' ist, die europäische Wirtschaft und die Zahlungskraft der europäischen Bürger wird im Weltvergleich weiter geschwächt und das noch ohne jeglichen Effekt auf das Weltklima. Andere Regionen nehmen gerne abwandernde Unternehmen bei sich auf und sichern sich bisherige europäische Marktanteile. Aber so ist das, wenn Ideologie Vernunft schlägt."  Zum Originalkommentar

"Die Folgen sind klar: Der Preisunterschied zwischen Produkten, hergestellt in der EU und außerhalb der EU, wird weiter steigen. Innerhalb der EU passiert das Gleiche, wenn einzelne Länder, z. B. Deutschland, die CO2-Bepreisung früher oder stärker ansteigen lassen."  Zum Originalkommentar

Kritik an Einseitigkeit Europas

Ein wiederkehrender Punkt in der Leserdebatte: Solange nur Europa bepreist, während große Emittenten wie China, Indien oder die USA kaum zahlen, bleibe der Effekt gering. Die Leser verweisen darauf, dass Europa nur rund sieben Prozent der weltweiten Emissionen verursacht, aber überproportional zahlt. Experten bestätigen: Ohne internationale Einbindung wirkt der europäische Emissionshandel vor allem regional – und birgt das Risiko sogenannter "Carbon Leakage", also Produktionsverlagerungen in Länder mit niedrigeren Umweltstandards. Die Forderung nach globalen Standards wird daher auch von Wirtschaft und Umweltökonomen geteilt, bleibt politisch jedoch schwer umsetzbar.

"CO2 gibt es doch weltweit. Ich frage mich, warum in der EU dieses immer teurer wird und woanders auf der Welt es nichts kostet."  Zum Originalkommentar

"Während wir zahlen und verzichten, schaut der Rest der Welt zu und macht weiter wie bisher. So wird Umweltschutz zum Luxus, und wir bleiben die Dummen. Wann wachen wir endlich auf?"  Zum Originalkommentar

"Die Frage ist doch, wo gehen die ganzen Einnahmen hin? Wer profitiert davon, dass in Deutschland Bürger maximal zur Kasse gebeten werden, während in China, Indien, Russland, USA, Brasilien etc. der CO2-Ausstoß bestenfalls optimiert wird, während in anderen Ländern Kriege toben, die ein Vielfaches des CO2-Ausstoßes von Deutschland erzeugen."  Zum Originalkommentar

"Wirklich funktionieren kann ein CO2-Preis nur, wenn er weltweit gilt. Es sollten daher schnellstens alle Anstrengungen dafür unternommen werden, dass baldmöglichst eine geeignete Veranstaltung erfolgt, die eine solche Vereinbarung ermöglicht. Europa allein kann (um sich nicht selbst zu schaden) nur einen CO2-Preis light einführen, dessen Wirkung sehr begrenzt ist."  Zum Originalkommentar

Diskussion um sozialen Ausgleich

Fünf Prozent der Leser wollen, dass die CO2-Bepreisung zumindest teilweise als Klimageld zurückgezahlt werden soll, und äußern Forderungen und Fragen zum Zeitpunkt dieses sozialen Ausgleichs.

"Die CO2-Bepreisung wird doch als Klimageld wieder ausgezahlt."  Zum Originalkommentar

"Und wann kommt endlich das Klimageld als sozialer Ausgleich in Deutschland?"  Zum Originalkommentar

"Anstatt der erneuten sinnfreien E-Auto-Förderung sollten die Politiker endlich das versprochene Klimageld einführen!"  Zum Originalkommentar

Politische Folgen 

Ein Teil der Leser bringt die CO2-Politik direkt mit dem Erfolg der AfD in Verbindung. Tatsächlich hat die AfD in aktuellen Umfragen Prozentpunkte gewonnen. Allein der CO2-Preis als Katalysator für diese Entwicklung lässt sich nicht nachweisen, gleichwohl die AfD das Thema populistisch zuspitzt.

"Und anschließend wundern sich alle, warum die AfD zulegt..."  Zum Originalkommentar

"So wird das für die CDU unter Merz nichts werden mit dem Sieg über die AfD. Ich würde die AfD schon alleine deshalb wählen, weil sie die Luftsteuer vom Tisch wischen wird."  Zum Originalkommentar

Ironie und Sarkasmus

Mit einem Anteil von 6 Prozent bündeln sich hier pointierte, ironische oder sarkastische Kommentare. 

"Schon genial, was sich so die 'Think-Tanks' der Regierungseliten alles einfallen lassen, um das Geld vom Bürger zu stehlen und für die eigene Klientel bereitzustellen. Einfach mal heiße Luft besteuern. Auf so eine Idee muss man erst mal kommen."  Zum Originalkommentar

"Haben wir doch schon, ab 2027 wird der Liter Benzin; Diesel, Heizöl nochmal christlich um 1 Euro teurer, wo ist das Problem ..."  Zum Originalkommentar


 

Einordnung

Trotz der teils heftigen Kritik gilt die CO2-Bepreisung in Fachkreisen weiterhin als ein wirksames  marktwirtschaftliches Instrumente im Klimaschutz. Ihr Prinzip ist einfach: Wer Treibhausgase verursacht, zahlt dafür – wer sie vermeidet, spart. Damit soll nicht bestraft, sondern zu Innovation und effizientem Wirtschaften angeregt werden. Laut Umweltbundesamt sind die Emissionen in den Bereichen Verkehr und Gebäude seit Einführung des Preissystems leicht gesunken. Unternehmen investieren zunehmend in klimafreundliche Technik und Energieeinsparung, auch weil sich Effizienz wirtschaftlich rechnet.

Ab 2027 soll nun der europaweite Emissionshandel, der sogenannte ETS 2, greifen. Er soll einen einheitlichen CO2-Preis schaffen und den Wettbewerb um die besten Lösungen fördern. Entscheidend wird sein, ob die Einnahmen daraus gezielt in Entlastung und Zukunftsinvestitionen fließen. 

Diskutieren Sie mit! Sind die Kosten zumutbar? Hilft eine konsequente EU-Klimapolitik wirklich oder braucht es ganz andere Wege? Teilen Sie Ihre Meinung, Vorschläge und Erfahrungen zu diesem hochaktuellen Thema hier in den Kommentaren!

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