Nach Sturm der Entrüstung: Es gibt gute Nachrichten für Wolfratshauser Sportvereine
Die Kürzung der Sportförderung wurde Ende 2022 vom Fachausschuss beschlossen. Nun zeichnet sich ab, dass der Wolfratshauser Stadtrat die Entscheidung revidiert.
Wolfratshausen – Vor einem Jahr entschied der Ausschuss für Kultur, Jugend, Sport und Soziales mit 7:3 Stimmen: Die finanzielle Förderung der Nachwuchsarbeit in den hiesigen Sportvereinen wird in den Jahren 2023 und 2024 zurückgefahren. Die Folge war ein Sturm der Entrüstung. Er sei „entsetzt und wütend“, so Alfred Barth, Vorsitzender des TSV Wolfratshausen. Nun ist sehr wahrscheinlich, dass der Stadtrat den Beschluss in seiner Sitzung am kommenden Dienstag wieder aufhebt.
Das Votum des Fachgremiums im Dezember 2022 sei nicht nur „wahnsinnig enttäuschend“ für den TSV, stellte Barth seinerzeit im Gespräch mit unserer Zeitung fest: „Sondern es ist ein Affront gegen alle Ehrenamtlichen, die sich mit Kindern und Jugendlichen in Wolfratshausen beschäftigen.“ Bekamen die Sportvereine für jeden Nachwuchsathleten in ihren Reihen jährlich bislang 24 Euro, sind’s nur noch 22 Euro. Das erscheint auf den ersten Blick nicht sonderlich dramatisch, doch dem TSV fehlen laut Barth unterm Strich 2000 Euro. Für einen Verein kein Pappenstiel.
Für Stadtrat und BCF-Boss Fleischer war es „das völlig falsche Signal“
Stadtrat Dr. Manfred Fleischer (Wolfratshauser Liste) hatte sich mit den Grünen-Vertreterinnen Assunta Tammelleo und Jennifer Layton gegen die Sparmaßnahme gestemmt. Die Kürzung der Nachwuchsförderung „ist das völlig falsche Signal“, so Fleischer, Vorsitzender des BCF Wolfratshausen. Der Breitensport in der Loisachstadt genieße „nicht die Wertschätzung, die er verdient“.
Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen/BVW) ließ diesen Vorwurf nicht unwidersprochen: „Ich weiß gar nicht, wie viele Millionen Euro wir jährlich für Kinder und Jugendliche investieren“, sagte der Rathauschef nach einem „kurzen“ persönlichen Gespräch mit TSV-Boss Barth. Vor dem Jahr 2022 seien die Zuschüsse regelmäßig erhöht worden – „auch auf Antrag des Sportreferenten“, so Heilinglechner mit Blick auf seinen Fraktionskollegen Maximilian Schwarz.
Bürgermeister hatte mehr Solidarität von den Sportvereinen erwartet
Heilinglechner verwies auf das ambitionierte Investitionsprogramm der Kommune – rund 50 Millionen Euro müssen bis 2028 allein für die Sanierung und Erweiterung der Grund- und Mittelschule am Hammerschmiedweg bereitgestellt werden. Deshalb müsse die Stadt die Finanzen sehr genau im Blick haben. „Wir müssen an freiwilligen Ausgaben sparen. Wir würden gerne mehr ausgeben, aber das Geld muss auch irgendwo herkommen.“ Von den Sportvereinen habe er mehr Solidarität erwartet, so der Bürgermeister. Er habe Verständnis dafür unterstellt, „dass alle ein bisschen zurückstecken müssen“.
Fast auf den Tag genau ein Jahr später zeichnet sich ab, dass der Stadtrat die Entscheidung des Fachausschusses revidiert. Auf der Tagesordnung für die öffentliche Sitzung am nächsten Dienstag um 18 Uhr im Rathaus ist unter Punkt zehn zu lesen: „Jugendförderbeiträge für die Nutzung der städtischen Sporthallen; Aufhebung des Beschlusses aus der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Jugend, Sport und Soziales vom 8. Dezember 2022.“
CSU wird für Aufhebung des Ende 2022 gefällten Beschlusses stimmen
Die mögliche – und wahrscheinliche – Aufhebung dieses Beschlusses gehe auf einen „überfraktionellen Vorstoß“ zurück, berichtet die Sprecherin der CSU-Fraktion im Stadtrat, Claudia Drexl-Weile, auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Vorstoß erfolgte in einer internen Runde von Fraktionsspitzen und Bürgermeister. Die CSU werde am Dienstag für die Aufhebung des im Dezember 2022 gefällten Beschlusses stimmen, so Drexl-Weile.
Ähnlich äußert sich der Sprecher der Grünen-Fraktion, Peter Lobenstein. Das Thema werde am Montagabend fraktionsintern noch einmal erörtert. Derzeit geht Lobenstein aber davon aus, dass in der Stadtratssitzung im entscheidenden Moment in den Grünen-Reihen „alle Hände hochgehen“.
SPD/FDP-Fraktionschef: Vereine machen Wolfratshausen „lebens- und liebenswert“
„Ich bin froh, dass Punkt zehn auf der Tagesordnung steht“, verrät der Vorsitzende der SPD/FDP-Fraktion, Fritz Meixner. Er ist der Meinung, dass der Fachausschuss im Dezember vergangenen Jahres „den falschen Hebel“ angesetzt habe. Es sei richtig, den Haushalt auf den Prüfstand zu stellen und auch die vermeintlich „kleinen“ Ausgaben kritisch zu beäugen. Doch die Vereine seien maßgeblich für das verantwortlich, was die Flößerstadt „lebens- und liebenswert macht“, gibt Meixner zu bedenken. Er will nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Nur so viel: Dass das Thema Sportförderung noch einmal auf der Agenda des Stadtrats steht, „dafür musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden“.
Ex-Rathauschef Helmut Forster plädiert sogar für Erhöhung des Zuschusses
Die Vertreter der Wolfratshauser Liste würden für die Aufhebung des Beschlusses votieren, kündigt Fraktionsvorsitzender Helmut Forster an. Doch den Zuschuss pro Nachwuchssportler ab Januar wieder von 22 auf 24 Euro zu erhöhen, geht dem Ex-Bürgermeister nicht weit genug. „Wir wissen doch alle, dass unsere Vereine finanziell am Existenzminimum kratzen“, so der Abteilungsleiter Fußball beim BCF. Er, Forster, wolle sich noch mit seinen Fraktionskollegen Fleischer und Richard Kugler abstimmen – hält aber eine Erhöhung des Zuschusses „auf 30 Euro“ für dringend notwendig. Forster hat gerechnet: Es wären dann 85 000 Euro in Summe jährlich. Bei einem Haushalt in Höhe von rund 60 Millionen Euro „halte ich das für vertretbar“.
Wegen Krankheit konnte BVW-Sprecher Josef Praller am jüngsten Treffen der Fraktionsspitzen mit Bürgermeister Heilinglechner nicht teilnehmen. „In dieser Runde ist das Thema aufgekommen.“ Nach seinem Wissen sei es Konsens gewesen, den Kürzungsbeschluss aufzuheben. Er persönlich, so Praller, „begrüße das“. Ohne Zweifel müsse gespart werden, aber nicht „auf dem Rücken unserer jungen Sportlerinnen und Sportler“. (cce)
Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.