Von Norwegen bis Polen: Drohnenwall soll Nato-Grenze vor Russland schützen
Die Nato-Staaten planen einen „Drohnenwall“ zur Aufklärung und Abschreckung gegen Russland. Friedrich Merz will dafür die Drohnenproduktion fördern.
Berlin/Tallinn - An der Nato-Ostgrenze soll ein „Drohnenwall“ entstehen. Geplant ist, dass dieser als ein permanentes Frühwarn- und Aufklärungsnetzwerk dient. Erstrecken soll sich die Ansammlung der Drohnen von Norwegen bis Polen. Bei dem Projekt geht es nicht zuletzt auch um mehr Eigenständigkeit Europas in Verteidigungsfragen, insbesondere mit Blick auf die neue Rolle der USA unter Präsident Donald Trump.
Angeführt wird das ehrgeizige Unterfangen von Deutschland. Mindestens sechs weitere Nato-Mitglieder unterstützen den Plan. Die Rede ist von einem der umfangreichsten Einsätze autonomer Überwachungs- und Drohnenabwehrsysteme der jüngeren Geschichte. Führende Politiker beschreiben ihn sowohl als strategische Abschreckung, vor allem gegen Russland, als auch als Reaktion auf die sich rasant entwickelnde Natur moderner Kriegsführung.

Nato-Drohnenwall zur Abschreckung gegen Russland - Merz plant Unterstützung von Drohnenhersteller
„Durch die Integration modernster Technologie, gemeinsamer Verteidigungsmaßnahmen und schneller Innovation können wir eine effektive, mehrschichtige Lösung schaffen, die dazu beiträgt, Europas Widerstandsfähigkeit gegen externe Bedrohungen und Angreifer zu gewährleisten“, erklärte Defence Estonia, der Dachverband der Rüstungsunternehmen in Estland in einer Erklärung. Damit spielt der Verband nicht zuletzt auf Russland und den Ukraine-Krieg an.
Das geplante Drohnennetzwerk ist nicht metaphorisch gemeint. Es handelt sich um eine buchstäbliche „Mauer“ aus KI-gesteuerten Aufklärungsdrohnen, unterstützt durch ein Netz aus Sensoren, Satellitenüberwachung und mobilen Gegenmaßnahmenplattformen, die potenzielle Bedrohungen erkennen und unterbinden sollen.
Die künftige Bundesregierung unter einem voraussichtlichen Bundeskanzler Friedrich Merz plant, wie etwa The Telegraph berichtet, deutsche Unternehmen wie den Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützen, das bereits monatlich Hunderte von Drohnen produziert.
Drohnenwall gegen Russland: Großangelegte Strategie von EU und Nato fehlt noch
Innerhalb eines Jahres könnte „eine erste operative Ebene“ einsatzbereit sein, sagte Martin Karkour, Vertriebsvorstand von Quantum Systems. Weiter sagte Karkour, die Technologie sei bereit. Was noch fehle, sei eine Strategie auf EU- oder Nato-Ebene. Defence Estonia erklärte in einer Pressemitteilung: „Die Drohnenmauer wird die Fähigkeit der lokalen Industrie demonstrieren, zur Sicherheit Estlands und der umliegenden Region beizutragen.“
Gundbert Scherf, CEO des deutschen KI-Verteidigungsunternehmens Helsing, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wenn wir dort eine große Zahl stationieren, auf asymmetrische Fähigkeiten setzen und Zehntausende Kampfdrohnen konzentrieren, wird das eine sehr glaubwürdige konventionelle Abschreckung sein.“ (grmo)