Studie zeigt: In Kitas arbeiten immer weniger Fachkräfte

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Aufgrund des Personalmangels in vielen Kitas arbeiten dort immer weniger Fachkräfte, wie eine bundesweite Studie zeigt. Außerdem fühlen sich viele Mitarbeiter überlastet.

Eine gute Kinderbetreuung braucht gutes Personal. Doch bundesweit arbeiten in Kitas immer weniger Menschen mit formalen pädagogischen Voraussetzungen. Das zeigt das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung. Grund dafür ist der weit verbreitete Personalmangel. Neue Daten weisen außerdem daraufhin, dass immer mehr Kita-Beschäftigte den Beruf aufgeben könnten.

Kitas senken Anforderungen aufgrund von Personalmangel

Kinder und Lehrerin malen mit Wasserfarbe. (Symbolbild)
Vielen Kitas fehlt es an ausgebildetem Personal und Mitarbeiter fühlen sich entsprechend überlastet. (Symbolbild) © Zoonar II/Imago

Für eine kindgerechte frühkindliche Bildung ist es wichtig, dass Kitas eine hohe Fachkraftquote haben. Leider sieht die Realität oft anders aus. Denn immer weniger Kita-Mitarbeiter verfügen über die formalen pädagogischen Voraussetzungen. So hatten 2017 bundesweit in jedem dritten Kita-Team (32 Prozent) noch acht von zehn pädagogische Fachkräften mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss. 2023 traf das nur noch auf jedes vierte Kita-Team (23 Prozent) zu. Besonders stark fiel der Anteil der Fachkräfte in Berlin (18 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (15 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (14 Prozent).

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Grundsätzlich sei es gut, wenn die Kitas neue und vor allem motivierte Mitarbeitende gewinnen, erklärt Anette Stein, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung. „Aber für die anspruchsvolle Arbeit mit den Kindern benötigen sie eine ausreichende pädagogische Qualifikation. Aufgrund des Platz- und Personalmangels mag es in einer Notsituation vertretbar sein, die Anforderungen vorübergehend zu senken, um die Schließung einer Kita abzuwenden. Das darf aber nicht zu einem dauerhaften Absenken der Fachkraft-Quote führen – doch genau diese Tendenz sehen wir momentan in mehreren Bundesländern.“

Bayern bildet bei der Fachkraft-Quote das Schlusslicht

Bundesweit gibt es deutliche Unterschiede, wobei die Fachkraftquote in ostdeutschen Kitas ingesamt höher liegt. So beträgt der Anteil dort zwischen 89 Prozent (Thüringen) und 35 Prozent (Berlin). Im Westen reicht er von 36 Prozent (Hessen) bis zu mageren drei Prozent in Bayern, das damit bundesweit das Schlusslicht bildet.

Einen einschlägigen Hochschul- oder Fachschulabschluss und damit die formale pädagogische Qualifikation haben laut Studien-Mitautorin Kathrin Bock-Famulla:

  • Erzieherinnen und Erzieher
  • Sozialpädagoginnen und pädagogen
  • Sozialarbeiterinnen und -arbeiter
  • Heilpädagoginnen und -pädagogen
  • oder auch Kindheitspädagoginnen und -pädagogen

Kinderpflegerinnen oder Sozialassistentinnen mit lediglich zweijähriger Ausbildung würden nicht dazu gezählt. Wer ohne formale Voraussetzung in einer Kita arbeiten darf, sei je nach Bundesland verschieden. So können etwa in Baden-Württemberg auch Hebammen oder Logopädinnen und Logopäden, in Niedersachsen unter bestimmten Voraussetzungen auch Eltern oder Rentner im Kita-Alltag unterstützen.

Viele Fachkräfte fühlen sich überlastet

Laut Bertelsmann Stiftung weisen verschiedene Studien daraufhin, dass eine niedrige Quote an Fachkräften die Qualität der pädagogischen Arbeit mindert. Hinzu kommt, dass unausgebildete Mitarbeiter begleitet werden müssen und somit zunächst einen Mehraufwand für Fachkräfte bedeuten.

Eine aktuelle Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass sich viele Kita-Beschäftigte überlastet fühlen. Viele der Befragten gaben zudem an, ihr Berufsfeld kurz- bis mittelfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit zu verlassen. Rund ein Viertel schätzte diese sogar auf 80 Prozent oder höher. Darunter auch Menschen, die sich noch in der Ausbildung befinden.

Am höchsten sei laut den Studienautoren das Abwanderungsrisiko bei jüngeren Beschäftigten zwischen 26 und 30 Jahren. Außerdem zeigen die Daten: Je häufiger sich eine Person überlastet fühlt, desto wahrscheinlicher treten Abwanderungsgedanken auf. „Je mehr Kita-Beschäftigte das Berufsfeld verlassen, desto größer wird die Belastung für das verbleibende Personal, was zu noch mehr Abwanderung führen kann. Diese Spirale gilt es zu durchbrechen“, erklärt Anette Stein.

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