"Paradies für Blaumacher und Hölle für Arbeitgeber"

Die Enthüllung des durchschnittlich über zweimonatigen Krankenstands in einem Berliner Amt hat eine hitzige Debatte ausgelöst: Während zahlreiche Leser scharfe Kritik an der Arbeitsmoral und dem Verhalten im öffentlichen Dienst üben, nehmen andere die Strukturen des Beamtentums oder die politischen Rahmenbedingungen ins Visier. 

Der vollständige Artikel Christian Gehrke, auf den sich die folgende Kommentar-Analyse bezieht, ist hier verfügbar: In einem Berliner Amt sind alle Mitarbeiter im Schnitt über einen Monat krank

Gegensätzliche Stimmen fordern strengere Maßnahmen wie gekürzte Lohnfortzahlung, diskutieren Personalqualität und Führung oder berichten über konkrete Fälle von Missbrauch und Steuerverschwendung. Die Tendenz reicht dabei von grundsätzlicher Unzufriedenheit mit dem System bis hin zu ironischer Distanzierung. 

Verteilung der Meinung zu "Krankenstand-Debatte: Zwischen Frust, Forderungen und Ironie"
Deutlich wird: Das Thema Kranktage wirft für viele grundsätzliche Fragen zu Arbeitsmoral, Fairness und öffentlicher Verwaltung auf. FOCUS Online

Kritik an Arbeitsmoral

Den größten Anteil (38 Prozent) vertreten Leser, die mangelnde Arbeitsmoral, hohe Fehlzeiten und Missbrauch von Krankmeldungen im öffentlichen Dienst kritisieren. Sie bemängeln fehlende Konsequenzen, ineffiziente Strukturen und eine Kultur, in der sich Fehlverhalten etabliert hat.

"Meine Lebensgefährtin ist im öffentlichen Dienst beschäftigt. Arbeitszeit 08:00 - 16:00 Uhr. Alle kommen erst gegen 08:30 bis 09:00 Uhr. Feierabend wird pünktlich gemacht. Kranksein ist kein Problem, besonders montags und freitags, um ein langes Wochenende zu haben. Es gibt Mitarbeiter, die kennt man nur noch vom Hörensagen, das Gehalt läuft weiter. Ich bin in der freien Wirtschaft und wenn ich mir abends anhöre, wie im öffentlichen Dienst Geld aus dem Fenster geworfen wird, wird mir schlecht. Das ist nicht nur beim Krankenstand so, auch in vielen anderen Bereichen. Der Fisch stinkt vom Kopf. Es hat für niemanden Konsequenzen, wenn blau gemacht oder Geld aus dem Fenster geworfen wird. Die Amtsleitung macht fröhlich mit."  Zum Originalkommentar

"Das ist typisch Beamte. Es ist auf den Ämtern schon normal, mit Wartezeiten bis zu einer Stunde zu rechnen, weil der Beamte schnell auf der Toilette ist, doch er ist in einem Kaffeplausch mit Kollegen. Es kann aber auch sein, dass um 9 Uhr morgens die aktuelle Tageszeitung noch auf der Tastatur seines PCs liegt. Faul und arbeitsscheu wäre hierfür der richtige Ausdruck."  Zum Originalkommentar

"Ich bin auch beim Öffentlichen Dienst und es stimmt, aus 30 Tagen Urlaub machen Kollegen mal schnell 60 Tage frei. Das hat auch System, es ist jedenfalls zu erkennen. Gemacht wird nix, nur dass die Fleißigen immer mehr Arbeit dadurch haben. Die Chefs tun nix dagegen und der Betriebsrat schützt dieses System. 3 Tage krank ohne Arzt würde ich sofort abschaffen und Kinderkranktage minimieren, hatten wir früher nicht und keiner war so oft krank, geht nur im öffentlichen Dienst."  Zum Originalkommentar

"Das ist Wahnsinn. 26 Tage. Jedes Jahr. Und das ist nur der Durchschnitt. Viele liegen dann wahrscheinlich über 30 Tage pro Jahr. Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Ich bin mir sicher, dass ich in meinem ganzen Arbeitsleben (immerhin ca. 35 Jahre) noch keine 20 Tage krank war."  Zum Originalkommentar

Kritik am Beamtensystem

Einige Leser (20 Prozent) bemängeln die Überbesetzung, Privilegien und Unkündbarkeit im Beamtensystem. Sie sehen darin einen Hauptgrund für hohe Fehlzeiten sowie ungerechte finanzielle Belastungen für die Gesellschaft.

"Da braucht sich der Beamtenbund nicht gleich wieder zur Wehr zu setzen, denn es sind nunmal statistische Tatsachen? Sorry. Bei den Privilegien der Beamten ist es fast schon dreist, dass sich der Beamtenbund überhaupt getraut, sich aufzuregen? Er sollte sich fragen, warum das so ist? Es ist einfach, krank zu sein, über Wochen, wenn ich keinerlei finanzielle Einbußen hinnehmen muss. Und es ist zutiefst ungerecht dazu. Dazu äußert sich der Beamtenbund wohl eher nicht, denn was würde dieses Privileg rechtfertigen?"  Zum Originalkommentar

"Nur 1 von 10.000. Indizien dafür, wie rasant abwärts es mit diesem Land geht. Jüngeren, motivierten und leistungsbereiten Leuten kann man nur raten, auszuwandern. P.S.: Jeder weiß, dass wir uns dieses Beamten-Heer in mehrfacher Hinsicht schon lange nicht mehr leisten können: Nicht nur die schiere Menge dieses aufgeblähten Apparats. Es ist auch absolut nicht mehr zeitgemäß (und finanzierbar schon gar nicht), dass Mitarbeiter in Kommunen, die für die 'Parkraumbewirtschaftung' etc. zuständig sind, in den faktisch unkündbaren Beamten-Status zu nehmen. Kein Wunder, dass die Krankenstände dort doppelt oder dreifach so hoch sind wie in der Wirtschaft: Die wissen genau, dass ihnen niemand was kann...."  Zum Originalkommentar

"Beamte arbeiten in Berlin - der Brüller seit ewigen Zeiten und wirklich nicht neu."  Zum Originalkommentar

"Berlin hat genau die Beamten, die es verdient! Unfähigkeit vor Kompetenz und das mit Unterstützung der Berliner Wähler!"  Zum Originalkommentar

Politische Kritik

Rund 11 Prozent der Leser führen schlechte Arbeitsmoral und hohe Fehlzeiten auf politische Rahmenbedingungen zurück. Sie verweisen auf soziale Wohltaten und politische Entscheidungen, die Leistungsträger benachteiligen und eine Kultur des geringen Engagements fördern.

"Der Mensch ist nun einmal ein biologisches System und will als solches mit wenig Aufwand viel für sich herausschlagen. Wenn ihm die Gelegenheit dazu (in der Regel durch soziale Wohltaten der politischen Linken - einschl. CDU) gegeben wird, vermeidet er Arbeit. Wenn nicht, krempelt er die Ärmel hoch und legt los. Man hat dieses Land zu einem Paradies für Blaumacher und einer Hölle für Arbeitgeber ausgebaut. Die Quittung bekommen wir jetzt."  Zum Originalkommentar

"Beamte in Berlin? Die sind hauptsächlich mit Mikado nach dem Motto 'Wer sich zuerst bewegt, hat verloren' beschäftigt! Aber die Berliner finden genau das super! Sind halt woke und profitieren vom Länderfinanzausgleich ohne eigene Leistung"  Zum Originalkommentar

"Wenn Minister ohne Reue Milliarden und Mios zum Fenster rauswerfen und dafür noch belohnt werden, wer will es den kleinen Angestellten verdenken. Spahn, Habeck und Scheuer sind nur Beispiele in einer langen Reihe."  Zum Originalkommentar

Debatte um Lohnfortzahlung

Neun Prozent sprechen sich für Einschränkungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall aus. Sie kritisieren, dass Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst finanziell kaum Abstriche hinnehmen und fordern gestaffelte Kürzungen.

"Deshalb, wer krank ist, sollte weniger Lohn erhalten."  Zum Originalkommentar

"Ist finanziell doch auch kein Problem. Bei Angestellten wird nach 6 Wochen eigentlich nur Krankengeld gezahlt, aber der öffentliche Arbeitgeber stockt auf bis zum letzten Netto-Gehalt. Beim Beamten wird gar nicht erst gekürzt."  Zum Originalkommentar

"Wenn man genau überlegt, dann ist es der falsche Ansatz, den ersten Krankheitstag nicht zu bezahlen. Eigentlich sollte es so sein, dass man die ersten 3 Tage voll bezahlt bekommt, die nächsten 3 Tage dann nur noch 75 % und die nächsten 3 Tage dann 50 % usw., bis man nach dem 12. Krankheitstag dann gar nichts mehr vom Arbeitgeber bezahlt bekommt. Ziel sollte sein, dass der Kranke möglichst schnell wieder gesund wird."  Zum Originalkommentar

Kritik an Personalqualität

Acht Prozent der Stimmen kritisieren die Personalqualität sowie fehlende Führungskompetenz in der Verwaltung. Sie sehen mangelnde Motivation und schlechte Leitung als zentral für die zunehmende Ineffizienz.

"Fähige Vorgesetzte führen motivierte Mitarbeiter."  Zum Originalkommentar

"Gehe davon aus, dass auch die Führungskräfte in den Berliner Verwaltungen sich ebensolche Freiheiten genehmigen wie manche Mitarbeiter, da Konsequenzen wegen Fehlverhaltens ja nicht zu befürchten sind. Angesichts einer immer egozentrischer denkenden Gesellschaft dürfte sich dieser Zustand nicht bessern. Es gibt aber auch noch Hoffnung, Berlin ist nicht überall!"  Zum Originalkommentar

"War gestern bei der KFZ-Zulassung. 8 Plätze, aber nur 3 besetzt. Wo waren die anderen 5? Urlaub? Frei? Krank? Und wirklich bemüht, sahen die 3 auch nicht aus. Eher so ... Ich mach hier nen Job. Ende."  Zum Originalkommentar

Wut über Steuerverschwendung

Sieben Prozent berichten von konkretem Krankmeldungsmissbrauch und äußern große Frustration über die Verschwendung öffentlicher Gelder. Sie machen persönliche Erlebnisse und Einzelfälle für ihren Unmut geltend.

"Ein mir persönlich bekannter höherer Berliner Beamter, der in seinem Ressort ohnehin immer eine ruhige Kugel schob, nahm regelmäßig vor seinem Urlaub eine ausgiebige 'Grippe'. Grinsend prahlte er dann damit, er müsse (mit dieser Masche) schließlich 'erstmal urlaubsfähig' werden, damit er seine jeweilige Urlaubsreise entspannt und erholt antreten und vom allerersten Tag an genießen könne. Hinterfragt hat diese Auffälligkeit in all den Jahren behördlicherseits niemand - wahrscheinlich war das dort (stillschweigend) gängiger Usus. Bei meiner seinerzeitigen 60-Stunden-Woche als selbstständiger Freiberufler ist mir angesichts der Vergeudung der hierfür anfallenden Steuergelder jedesmal die Hutschnur geplatzt - es war keineswegs Neid, es war Wut."  Zum Originalkommentar

"Leider erschreckend, aber wahr. Es gibt in den Behörden Beamte, die lassen sich krank schreiben, wenn sie zum Zahnarzt gehen."  Zum Originalkommentar

"Das könnte man sich in der freien Wirtschaft nicht leisten. Da wäre man zurecht weg vom Fenster. Ich war in den 30 Jahren meiner letzten Tätigkeit 12 Tage krank. Wohl gemerkt nicht durchschnittlich pro Jahr, sondern über die gesamten 30 Jahre!"  Zum Originalkommentar

Ironie und Satire

Mit acht Prozent bilden ironische, teils sarkastische Kommentare das Schlusslicht. Sie nehmen Beamtentum und Arbeitsmoral humorvoll aufs Korn und karikieren die Debatte um Effizienz im öffentlichen Dienst.

"Linksgrüne Erkenntnis. Wenn ich schon nichts zu tun habe und mich andere bezahlen, bleibe ich besser daheim."  Zum Originalkommentar

"Am besten auch alle Bundeswehrsoldaten verbeamten! Dann sind wir bestimmt bald kriegstüchtig und jeder Krieg ist ganz schnell zu Ende!"  Zum Originalkommentar

"Die spielen wohl den ganzen Tag Mikado - wer sich zuerst bewegt, hat verloren."  Zum Originalkommentar

"Das ist nicht Sparta, sondern das ist Berlin."  Zum Originalkommentar

Wie viel Verantwortung tragen die Einzelnen, wie viel das System? Ihr Meinung ist gefragt: Sind die vielen Krankentage ein Spiegel der öffentlichen Strukturen oder Ausdruck individueller Haltungen? Diskutieren Sie mit: Welche Lösungen könnten helfen, den öffentlichen Dienst fairer und effizienter zu gestalten?

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