Ein Forscherteam der University of East Anglia und des Biotech-Unternehmens Oxford Biodynamics hat laut „The Independent“ den ersten Bluttest für das chronische Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) entwickelt. Die Erkrankung, die zu extremer Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und Schlafstörungen führt, konnte bislang nur auf Basis von Symptomen erkannt werden.
Neuer Bluttest für ME/CFS: Durchbruch bei Diagnose des chronischen Erschöpfungssyndroms
„Viele Patienten wurden über Jahre ignoriert oder falsch diagnostiziert“, sagte Studienleiter Professor Dmitry Pshezhetskiy von der University of East Anglia gegenüber „The Independent“. Der neue Test nutze sogenannte epigenetische Marker – also Veränderungen in der DNA-Struktur –, um eindeutige Muster bei Betroffenen zu erkennen.
Nach Angaben von „The Independent“ erreicht der Test eine Trefferquote von 92 Prozent Sensitivität und 98 Prozent Spezifität – ein bislang unerreichter Wert. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Journal of Translational Medicine“ veröffentlicht. Ziel sei es, künftig eine schnelle und verlässliche Diagnose zu ermöglichen, damit Betroffene früher Hilfe erhalten.
Hoffnung auf bessere Behandlung: Bluttest könnte auch Long Covid und ähnliche Krankheiten erfassen
Das Verfahren basiert auf der sogenannten EpiSwitch-3D-Genomics-Technologie, mit der das „Falten“ der DNA im Blut analysiert wird. Die Wissenschaftler untersuchten dafür Proben von 47 ME/CFS-Patienten und 61 gesunden Erwachsenen. Dabei fanden sie ein charakteristisches genetisches Muster, das nur bei Erkrankten vorkam.
Andere Fachleute mahnen jedoch zur Vorsicht: Der Test müsse noch in größeren, unabhängigen Studien überprüft werden. „Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt, aber sie müssen reproduzierbar sein“, sagte Dr. Charles Shepherd von der ME Association. Dennoch gilt der Befund als Hoffnungsschimmer – auch für die Entwicklung ähnlicher Tests, etwa für Long Covid.
Wie schwer das Leben mit ME/CFS ist und warum die Krankheit für viele Betroffene einem Leben im Ausnahmezustand gleicht, zeigt die Geschichte von Larissa. Sie lebt seit ihrer Covid-19-Erkrankung mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom – und kämpft täglich ums Durchhalten.
ME/CFS: „Ein Leben, das sich wie Sterben anfühlt“
Larissa ist eine von geschätzt 17 Millionen Menschen weltweit, die am chronischen Erschöpfungssyndrom leiden. Ihr Alltag spielt sich fast vollständig im Liegen ab, jede kleine Anstrengung kann zu tagelanger Erschöpfung führen. In einem eindringlichen Bericht schildert sie, wie sich ihr Leben durch die Krankheit verändert hat.
- Nach kleinster Belastung folgt ein „Crash“ – selbst Zähneputzen kann sie für Tage außer Gefecht setzen
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