Das Trojanische Pferd der „Sunshine Brothers“ aus Otterfing war einer der großen Hingucker bei den Faschingszügen in Holzkirchen und Otterfing. Der hölzerne Koloss mitsamt seiner Besatzung aus Kriegern und Prinzessinnen eroberte die Herzen der Zuschauer im Sturm – der Lohn dafür, dass eine Freundesclique viele Wochen an dem spektakulären Tier gearbeitet hatte, inspiriert von einem Hollywood-Film. Jetzt ist die Frage: Wo soll das Pferd künftig Wache halten?
Otterfing – Ein Faschingszug im Heimatdorf – für Peter Rieger und seine Freunde eine Herausforderung. „Den Zug in Otterfing gibt es nur alle fünf Jahre“, sagt Rieger, der in der Dietramszeller Straße eine kleine Zimmerei betreibt, „wir fanden, dass es eine gute Gelegenheit ist, uns mal zu beweisen, was wir draufhaben.“ Aus einer Laune heraus sei man auf das Thema gekommen, inspiriert vom Kino-Blockbuster „Troja“ aus dem Jahr 2004, den alle gut fanden. „Ja, der Film mit Brad Pitt als Achilles“, erinnert sich der 45-Jährige, „den haben wir gemeinsam angeschaut und uns gedacht, so was in der Richtung wird’s.“
In dem Film von Regisseur Wolfgang Petersen glänzte, neben Brad Pitt, in einer Hauptrolle auch das Trojanische Pferd, eine spektakuläre Konstruktion aus Holzbrettern, die den Griechen dank der List des Odysseus doch noch die Eroberung Trojas ermöglichte. „In der Art wollten wir unser Pferd bauen“, berichtet Rieger, „das war der Plan.“
Etwa 15 Freunde fanden sich zusammen, alle 21 bis 45 Jahre alt, darunter auch Mädls. „Wie es sich gehört für einen Faschingswagen, haben wir uns am 11. 11. getroffen und einen Zeitplan entworfen“, sagt Rieger, der seine Expertise als Zimmermeister, Hochbau-Techniker und Maurermeister einbrachte. „Wir sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen“, sagt der 45-Jährige.
Unter anderem dabei war Benedikt Schachtner, der als Maschinenbau-Ingenieur den Kopf des Pferdes plante. Denn zur Verblüffung der Zuschauer konnte das Tier das Haupt heben und senken. „Das musste sein, sonst wären wir aus der Maschinenhalle nicht rausgekommen“, berichtet Rieger. Der Fahrer des Wagens steuerte die Bewegung über die Hydraulik des Bulldogs.
Das Fichtenholz für Pferd und Unterkonstruktion schnitt sich die Truppe aus einem Wald bei Wettlkam. Rieger schätzt, dass zehn Bäume nötig waren. „Uns war wichtig, dass das Pferd nicht eckig wird, sondern diese runde, dreidimensionale Form wie im Film bekommt.“ Dafür wurden die 15-Millimeter-Bretter auf acht Millimeter gehobelt, in ihrer Grundfeuchte gebogen und getackert. Das Pferd ist 2,50 Meter breit, die Schulter erreicht eine Höhe von 4,10 Meter ab Boden – ein stattliches Ross.
Drei Wochen lang traf sich die Gruppe abends zum Bauen. „Alle wollten mitfahren und haben geholfen“, berichtet Rieger, der die Gesamtkosten des Wagens auf 3000 bis 4000 Euro schätzt. „Jeder hat was mitbezahlt.“ Was die Kostüme anbetraf, fiel Rieger als Chef der „Sunshine Brothers“ die Rolle des Achilles zu, der in weißer Rüstung herausragte. „Dafür habe ich ein Cäsaren-Kostüm umgearbeitet.“ Die Truppe war ehedem im Fasching als Spartaner unterwegs gewesen, stilecht mit metallener Rüstung und Hopliten-Helmen. „Da lag also noch was im Lager.“
Die Damen schlüpften in edle Kleider, auch die inspiriert vom Brad-Pitt-Film, in dem Schauspielerin Diane Kruger als entführte Helena ihren Durchbruch gefeiert hatte. „Wir hatten sogar eine echte Helena dabei“, lacht Rieger, „naja, so fast, immerhin war‘s eine Helene.“
Erstmals in Aktion war der Wagen beim Marktplatzfasching in Holzkirchen und erntete viele bewundernde Blicke. Beim Faschingszug in Otterfing, dem Heimspiel, kosteten die „Sunshine Brothers“ das Erlebnis dann noch intensiver aus (wir berichteten). Erbauer, Krieger und Prinzessinnen winkten vom Rücken des Pferdes den Zuschauern zu, eskortiert von farbenprächtigen Griechen. Oder waren es Trojaner? „Am Ende wurscht“, sagt Rieger, „es war ein traumhafter Tag, die Fahrt ein absoluter Knaller, die Gaudi riesig.“
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Für Rieger und seine Mitstreiter steht fest, „dass sich der Aufwand gelohnt hat.“ Doch was passiert jetzt mit dem Kunstwerk? „Zum Anzünden ist es zu schade“, sagt Rieger. Das Pferd bewacht vorerst die Einfahrt zur Schreinerei, gut sichtbar von der Dietramszeller Straße. „Vielleicht hat ja jemand Interesse, es zu kaufen.“
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