Rathausneubau und betreutes Wohnen: Die Langzeitprojekte beschäftigen die Fahrenzhauser am meisten
Projekte, die in Fahrenzhausen schon lange Thema sind, beschäftigten die Bürger weiterhin am meisten, wie auf der Bürgerversammlung deutlich wurde.
Fahrenzhausen – Über 80 Fahrenzhausener haben den Weg zur Grundschulaula für die Bürgerversammlung gefunden, darunter etwa elf Gemeinderätinnen und -räte sowie die beiden Ortssprecher. Nachdem Bürgermeisterin Susanne Hartmann und Kämmerer Markus Eschenbecher die Zahlen und Fakten des Jahres 2023 vorgestellt hatten (siehe Kasten), ging es vor allem um die Fragen der Bürger, die vorab an die Verwaltung gesendet oder vor Ort gestellt wurden. Vor allem die Themen Rathausneubau, betreutes Wohnen und eine Mehrzweckhalle treibt die Bürgerinnen und Bürger um.
Benötigt die Gemeinde wirklich ein neues Rathaus? Diese Frage stellen sich nach wie vor viele Bürger, vor allem aber in Hinblick auf die finanzielle Lage, die Kämmerer Markus Eschenbecher den Besuchern vorab vor Augen führte. Grob zusammengefasst: Die Gemeinde ist zum Ende 2023 zwar weiterhin schuldenfrei, jedoch steigen die Ausgaben stetig – vor allem wegen der Kreisumlage und den Personalkosten. Die Einnahmen steigen aber nicht in selbem Maße und die Rücklagen schrumpfen Jahr für Jahr. Warum also viel Geld – aktuell 8,4 Millionen Euro – für ein neues Rathaus ausgeben und nicht das bestehende erweitern oder modernisieren? Diese und viele weitere zum bereits kostenreduzierten Neubau treiben die Fahrenzhausener um.

Hartmann ging auf jede einzelne davon ein. Vor allem betonte sie: „Wir brauchen die komplette Verwaltung unter einem Dach, ein barrierefreies Rathaus und einen Sitzungs- sowie Trausaal.“ Vor allem Gemeinderätin Eva Stocker (FBL), die immerhin schon zwei Jahrzehnte im Gemeinderat sitzt und die gesamte Rathaus-Problematik kennt, brach dann eine Lanze für den Neubau. Ein Umbau wurde reichlich geprüft, auch unter den neuen Umständen wie Digitalisierung und Homeoffice lässt das alte Gebäude trotz Umbau kein vernünftiges Arbeiten zu. Sie wies außerdem darauf hin, dass für den Neubau bereits 350 000 Euro an Planungskosten angefallen sind. „Was da an Hirnschmalz, Zeit und Geld schon reingeflossen ist, da müssen wir jetzt auch weitermachen. Wir würden uns freuen, wenn Sie das verstehen und uns unterstützen würden“, so Stocker zu den Bürgern. Dafür erhielt sie dann auch reichlich Applaus.
Ähnlich viel Applaus erhielt ein Bürger, der meinte: „Wir brauchen kein neues Rathaus.“ Er habe zwar Verständnis für die Mitarbeiter und Gemeinderäte, die sich ein neues Rathaus wünschen, aber „uns Vereinen und Bürgern brennt schon ewig eine weitere Mehrzweckhalle und das betreute Wohnen unter den Nägeln“. Er stellte einen mündlichen Antrag, dass sich die Gemeinde um eine zusätzliche Halle für Veranstaltungen kümmern soll. Die Bürgermeisterin stellte zuvor in Sachen Rathausneubau jedoch heraus, dass der neue Sitzungssaal nicht nur für Eheschließungen, sondern auch für andere Veranstaltungen genutzt werden könnte.
Beim Thema betreutes Wohnen geht es den Bürgern vor allem nicht schnell genug. „Andere Gemeinden bekommen es doch auch hin, warum wir nicht?“, fragte beispielsweise eine Seniorin. Ist der Wunsch doch bereits seit 30 Jahren da, endlich eine Betreuungsmöglichkeit im Ort zu haben. Auch hier fasste die Bürgermeisterin den aktuellen Stand zusammen, dass sich beispielsweise ein neuer Arbeitskreis „Sozialgerechtes Wohnen“ bildete. Gemeinderätin und Seniorenreferentin Sandra Diemer, Mitglied des AKs, sagte: „Ein Gebäude irgendwo hinzustellen ist das eine, aber das andere ist ja dann die Betreuung.“ Bevor der Gemeinderat sich beispielsweise für ein Betreuungskonzept entscheiden kann, müssen noch Analysen und Daten abgewartet werden. So lässt das „Seniorenpolitische Gesamtkonzept Landkreis Freising“ noch auf sich warten, wird aber Anfang 2025 vorgestellt. Hartmann versicherte: „Wir arbeiten im Hintergrund sehr viel daran. Lassen Sie uns unsere Arbeit machen.“
Bei Fragen zu den fünf geplanten Windkraftanlagen im Gemeindegebiet verwies Hartmann oft auf die Präsentation auf der neuen Webseite fahrenzhausen.de unter Aktuelles, die vieles beantworten würde. Die Idee einer Bürgerin, die aktuellen Planungsstände von großen Projekten wie dem Rathausneubau oder betreutes Wohnen auf der Gemeindehomepage darzustellen, nahm die Bürgermeisterin mit.
Zahlen und Fakten aus Fahrenzhausen
Zum Stichtag 31. Dezember 2022 lebten 5044 Einwohner mit Erstwohnsitz in Fahrenzhausen plus 262 Bürger mit Zweitwohnsitz. 860 Bürgerinnen und Bürger kommen aus dem Ausland, vor allem aus Rumänien, Kroatien oder Polen. In diesem Jahr gab es bereits 41 Geburten und 39 Sterbefälle im Gemeindegebiet sowie 25 Eheschließungen. In der Verwaltung arbeiten derzeit 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 17 davon zum Beispiel im Rathaus, 37 davon in sozialen Einrichtungen. Derzeit werden 385 Kinder in Einrichtungen in der Gemeinde betreut. Die Bürgermeisterin ist stolz, dass derzeit kein Kind auf der Warteliste für einen Betreuungsplatz steht. Im Hort sowie in der Mittagsbetreuung der Grundschule werden derzeit 152 Kinder betreut, das ist eine Betreuungsquote von 74 Prozent. 2026 ist gesetzlich eine Betreuungsquote von 80 Prozent nötig, was laut Bürgermeisterin kein Problem darstelle. Der Gemeinderat und seine Ausschüsse behandelten 2023 in 71 Sitzungen 269 Tagesordnungspunkte.