Im Gegensatz zu Merz: Söder reist zur Papst-Beerdigung – er muss aber in die zweite Reihe
Die deutsche Delegation bei der Beisetzung von Papst Franziskus am Samstag besteht aus fünf Personen. Außerdem reist Markus Söder mit – in ungewohnter Rolle.
München – Markus Söder ist nicht dafür bekannt, gerne gegenüber anderen zurückzutreten. Besonders schwer fiel das dem CSU-Chef bei der Kanzlerkandidaten-Frage der Union 2021, die der damalige CDU-Vorsitzende Armin Laschet für sich entschied. Mit bekanntem Ergebnis bei der Bundestagswahl.
Vier Jahre später gelang es Söder, sich als wichtigster Unterstützer von Friedrich Merz zu positionieren und im Nachgang der Wahl im Februar sogar wie ein Kanzler-Macher zu wirken. Auch wenn der bayerische Ministerpräsident den Sprung nach Berlin scheut, mischt er in der Bundespolitik doch gefühlt in der ersten Reihe mit.
Söder bei Papst-Beisetzung dabei: CSU-Chef muss aber in die zweite Reihe
So schaffte Söder es auch, allein mit seiner Indien-Reise mehr Aufmerksamkeit zu generieren, als so manches Kabinettsmitglied der zerschellten Ampel-Regierung in den vergangenen vier Jahren. Selbst nach dem eingehandelten Magen-Darm-Effekt schrieb er aus Asien noch Schlagzeilen.
Seine nun anstehende Auslandsreise hat nicht nur einen traurigen Anlass, sondern beschert Söder auch eine ungewohnte Rolle: als Mann in der zweiten Reihe. Denn im Gegensatz zum designierten Kanzler Merz wird der gebürtige Nürnberger am Samstag bei der Beisetzung des am Ostermontag mit 88 Jahren gestorbenen Papst Franziskus vor Ort sein. Eine Söder-Sprecherin erklärte laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa), er werde an der Trauerfeier in Rom teilnehmen.
Zwar wird der 58-Jährige gemeinsam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem geschäftsführenden Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Maschine aus Berlin anreisen. Allerdings zählt Söder nicht zur Delegation, die aus den Spitzen der fünf Verfassungsorgane besteht: Neben Staatsoberhaupt und Regierungschef sind dies Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und Stephan Harbarth als Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
Merz verpasst Papst-Trauerfeier: Bundespräsidialamt hat CDU-Chef Platz in Delegation angeboten
Die drei Letzteren sind allesamt Katholiken. Steinmeier und Söder sind hingegen Protestanten. Scholz wurde zwar evangelisch getauft, ist aber aus der Kirche ausgetreten. Da auch Merz katholisch ist, überrascht es umso mehr, dass er die Reise nach Rom nicht mitantritt. Ein CDU-Sprecher erklärte lediglich, der Parteichef fliege „in Absprache mit dem Bundespräsidenten und dem amtierenden Bundeskanzler“ nicht mit.
Auf Nachfrage der dpa teilte das Bundespräsidialamt mit, Merz sei „proaktiv eine Mitreise und Teilnahme in der offiziellen Delegation des Bundespräsidenten“ angeboten worden. Die Reaktion darauf sei jedoch eine Absage „ohne Angaben von Gründen“ gewesen.
Ein mögliches Platzproblem kann wohl nicht der Grund sein. Auch wenn der Vatikan jeder nationalen Delegation offiziell nur fünf Plätze zugewiesen habe, habe das Präsidialamt „mit Verweis auf den baldigen Wechsel im Amt des deutschen Bundeskanzlers (…) gegenüber dem Vatikan einen zusätzlichen Platz beantragt“. Folglich hätte Merz wohl der ersten Reihe angehören können.
Viele Staatsgäste bei Papst-Beisetzung: Trump reist ebenso an wie Macron und Selenskyj
Bei der Beisetzung von Papst Benedikt XVI. im Jahr 2023 war Merz noch als Oppositionsführer zusammen mit Steinmeier und Scholz zur Beisetzung nach Rom gereist. Damals kamen rund 50.000 Menschen auf dem Petersplatz zusammen. Der erste deutsche Pontifex war jedoch schon knapp zehn Jahre vor seinem Tod von seinem Amt zurückgetreten.

Zur Trauerfeier von Papst Franziskus werden sogar 200.000 Menschen aus aller Welt erwartet. Zu den zahlreichen Staatsgästen zählt auch US-Präsident Donald Trump, den ein angespanntes Verhältnis mit dem Kirchenoberhaupt verband. Einst beschimpfte der Republikaner, der in der protestantischen Presbyterianischen Kirche konfirmiert wurde, sich aber als konfessionell nicht gebunden beschreibt, Franziskus als „Schande“.
Trump reist mit Ehefrau Melania an. Sein Vize-Präsident J.D. Vance war der letzte Staatsgast, den Franziskus empfing – am Tag vor seinem Tod. Als Gäste bei der Beisetzung angekündigt sind auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratspräsident Antonio Costa, die nach einer Operation noch angeschlagene Königin Silvia von Schweden, das spanische Königspaar Letizia und Felipe oder Prinz William als Vertreter der britischen Königsfamilie.
Aus Franziskus‘ Heimat Argentinien ist Präsident Javier Milei dabei. Auch zwischen den beiden Landsmännern herrschte in den vergangenen Jahren eine in negativer Hinsicht knisternde Stimmung. Das offenbarte sich in wüsten Beschimpfungen, die der Politiker über den Kirchenmann ergoss. (mg)