„Wir wollten noch drei, vier Jahre machen, aber es wird uns nicht gegönnt“: Laden schließt nach 28 Jahren

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28 Jahre lang hat Francesco Dreyfus das „Fresh Bagels & Muffins“ in der Maxvorstadt betrieben – Jetzt muss er seinen Laden unfreiwillig schließen.

München – Es war der wohl erste Bagel-Laden Münchens und das zweite Wohnzimmer vieler Stammkunden: Das „Fresh Bagels & Muffins“ in der Maxvorstadt. Fast dreißig Jahre lang hat Inhaber Francesco Dreyfus (72) dort mit großer Leidenschaft Bagels gebacken und verkauft. „Ich wollte den Leuten zeigen, was man mit Bagels alles machen kann“, sagt Dreyfus. Jetzt muss er schließen, weil das Haus, in dem sich sein Laden befindet, verkauft wurde.

Auf den Bagel kam Dreyfus durch seinen Partner und Kollegen Karl Gonzales (73). Der hatte ab Ende der 70er Jahre einen deutsch-amerikanischen Lebensmittelladen an der Baader/Fraunhofer Straße. Immer wieder kamen dort Kunden vorbei, die nach Bagels fragten. Die seien damals in Deutschland noch ziemlich unbekannt gewesen, so Dreyfus. Sein Interesse an den runden Teigwaren war geweckt.

Francesco Dreyfus, Inhaber des „Fresh Bagels & Muffins“, das nach 28 Jahren schließen muss.
Jetzt gibt es keine Bagels mehr zu kaufen: Francesco Dreyfus, Inhaber des „Fresh Bagels & Muffins“, muss seinen Laden nach 28 Jahren schließen. © Marcus Schlaf

1996 eröffnete Francesco Dreyfus seinen Bagel-Shop in der Barer Straße

Auf dem Weg zu seiner Arbeit als Elektriker entdeckte Dreyfus zufällig seinen späteren Laden: Ein jüdisches Lebensmittelgeschäft, dessen Betreiber auswanderten. Die perfekte Gelegenheit für Dreyfus: Er übernahm den Laden und eröffnete 1996 das „Fresh Bagels & Muffins“. Seine erste Maßnahme: Er bestellte 88.000 tiefgefrorene Bagels aus Amerika, die mit einem Container geliefert wurden. Nach ein paar Jahren fing Dreyfus an, selbst zu backen, und optimierte sein Teig-Rezept immer wieder. Das hat sich gelohnt: „Ich backe andere Bagels, als die, die man im Discounter bekommt“, sagt er. In der Woche hat er bis zu 600 Bagels für seinen Laden gebacken, dazu kamen noch 800 Bagels im Monat für einen externen Kunden.

Das „Fresh Bagels & Muffins“ in der Maxvorstadt muss nach 28 Jahren schließen.
Das „Fresh Bagels & Muffins“ in der Barer Straße 72, Maxvorstadt, war ein beliebter Treffpunkt im Viertel. Es gab nicht nur frische Bagels, sondern auch Live-Musik und Tatort-Abende. © Marcus Schlaf

Das „Fresh Bagels & Muffins“ war nicht nur für seine frisch zubereiteten Bagels, sondern auch als sozialer Treffpunkt bekannt: Dreyfus und Gonzales veranstalteten regelmäßig Live-Musik und Tatort-Abende. Den Tatort hätten vor allem Studenten geliebt, sagt Dreyfus. Der Laden war das zweite Wohnzimmer vieler Stammkunden, so Gonzales. Viele ältere Menschen aus dem Viertel, aber auch Mütter mit Kindern, hätten sich bei ihnen getroffen. Dieser Treffpunkt falle jetzt weg, sehr zum Bedauern der Kunden.

Dreyfus muss gehen, weil eine Immobilienfirma das Haus gekauft hat

Vor sechs Monaten hat Dreyfus die Kündigung seiner Hausverwaltung erhalten. Das Gebäude wurde an eine Immobilienfirma verkauft, die kein Interesse an einer Übernahme seines Mietvertrags gezeigt habe. Dreyfus und Gonzales hatten die vergangenen Monate gehofft, eine Lösung mit der Firma zu finden. Das habe nicht geklappt: „Es ist keiner auf uns zugekommen“, sagt Dreyfus. „Wir wollten noch drei, vier Jahre machen, aber es wird uns nicht gegönnt“.

Ein neues Lokal werden sie nicht eröffnen, obwohl viele Kunden danach gefragt hätten. „Es ist keine Willenssache, sondern eine Geld-Sache“, sagt Dreyfus dazu. Beide sind über 70 und ein passendes, bezahlbares Geschäft finde sich nicht so einfach. Deswegen verkaufen Dreyfus und Gonzales jetzt ihre gesamte Einrichtung samt der Geräte – bis Ende Dezember muss alles raus. Aufhören zu arbeiten kann er trotzdem nicht: Seine Rente reiche nicht für Miete und Krankenversicherung. Dreyfus muss sich im neuen Jahr einen anderen Job suchen.

Neben dem „Fresh Bagels & Muffins“ muss zum Jahresende ein weiteres Traditionslokal unfreiwillig schließen: Das Occam Deli in Schwabing. Auch ein Kult-Grieche in Giesing schloss im Oktober seine Türen – nach 36 Jahren.

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