Nicht nur überörtlich bekannte Viehvermarktungen haben bisher das Leben in der Hochlandhalle geprägt. Das Gebäude diente als Produktionsstätte in Kriegszeiten und als Flüchtlingsunterkunft, es war Ort kultureller und politischer Veranstaltungen.
Die große Hochlandhalle in Weilheim ist zwar ein Bauwerk aus der NS-Zeit und damit mit einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte verbunden. Die Atmosphäre, die sie ausstrahlt, sei aber „zeitlos“, sagte Kreisheimatpfleger Klaus Gast am Sonntagnachmittag in dem Gebäude an der Wessobrunner Straße. Dort stellte er den Bau am „Tag des offenen Denkmals“ bei zwei Vorträgen interessierten Besuchern vor.
Seit 2018 ist die Hochlandhalle ein Baudenkmal
Die Hochlandhalle, seit 2018 ein Baudenkmal, sei architektonisch interessant, so Gast, sie sei „für Weilheim ein ganz wichtiges Gebäude“ und habe bislang unterschiedlichen positiven Zwecken gedient. Wer am Sonntag als Zuhörer auf der Tribüne saß, konnte nicht nur das nachvollziehen, sondern auch, dass sich viele Menschen in schweren Zeiten in der Halle aufhielten: ob als Zwangsarbeiter, ehemaliger Kriegsgefangener oder Heimatvertriebener.
Auch wenn es bereits seit 1901 in Weilheim einen Zuchtverband gegeben hatte – eine Halle für die Vermarktung von Rindern wurde mit der Hochlandhalle erst 1938 eröffnet. Nachdem der erste Verbandsmarkt – er fand im Jahr 1930 statt – aufgrund eines Platzregens buchstäblich ins Wasser gefallen war, war zunächst die kleine Hochlandhalle gebaut worden. Dann waren zwar „die Viecher schon unterm Dach“, wie Gast sagte, doch für die Vermarktungen selbst fehlte noch ein Gebäude. Das sollte dann laut dem Kreisheimatpfleger nicht nur als Anlaufstelle für Viehverkäufer und -käufer aus dem Raum Weilheim gebaut werden, sondern auch für solche aus einem weiteren Umkreis. Diese Zentralisierung, die schon vor Baubeginn eingesetzt habe, sei zwar auf Missfallen in anderen Orten wie Garmisch gestoßen, wo ebenfalls der Wunsch nach einer Vermarktungshalle bestanden habe. Die Kritiker hätten sich aber in einer Zeit, die von autoritärem Stil geprägt war, nicht durchsetzen können.
Große Holzbögen prägen die Halle
Die Stadt Weilheim, an die sich die Zuchtverbände Hilfe suchend gewandt hatten, konnte sich den Neubau nicht leisten; sie hatte erst ein neues Rathaus errichten lassen, wie Gast erklärte. Ermöglicht worden sei das Bauvorhaben dann durch „eine Riesenlatte“ an Geldgebern. An der Finanzierung beteiligte sich das Bezirksamt (die heutige Bezeichnung wäre „Landkreis“) genauso wie etwa das Reichsernährungsministerium. Als Darlehensgeber engagierten sich unter anderem landwirtschaftliche Betriebe wie das Hofgut Bernried und das Gut Waitzacker bei Weilheim. Herangezogen wurde sogar das Vermögen der Bezirkszuchtgenossenschaften aus anderen Bereichen – aus Garmisch und Schongau genauso wie aus Landsberg und Wolfratshausen. Die Stadt, in deren Eigentum der Bau nach seiner Fertigstellung übergehen sollte, stellte den Bauplatz zur Verfügung.
1937 entstand dann eine für die damalige Zeit moderne Hallenkonstruktion mit jeweils 6500 Kilogramm schweren Holzbögen, die eine Distanz von 24 Metern überspannen. Auch das Oberlicht, durch das der Raum „unglaublich hoch und hell wirkt“, so Gast, kennzeichnete die große Hochlandhalle von Anfang an. Genutzt wurde diese ab 1938 dann nicht nur für Viehversteigerungen, sondern auch für andere Veranstaltungen, wie politische Kundgebungen und Heimatabende. Zur Produktionsstätte für Flugzeugteile umfunktioniert wurde sie laut Gast im Zweiten Weltkrieg, nachdem das Dornier-Werk in Oberpfaffenhofen 1944 bei Luftangriffen weitgehend zerstört worden war. Rund 400 polnische und russische Zwangsarbeiter wurden in der Halle eingesetzt.
Die Auswirkungen des Krieges prägten das Gebäude auch noch später: Nachdem dort ehemalige französische Kriegsgefangene vorübergehend einquartiert worden waren, kamen Heimatvertriebene. Für sie diente die Halle zunächst als Erstaufnahmelager und später als Behelfsunterkunft – zum Teil für ein paar Jahre, wie Gast erklärte. Unter primitiven Bedingungen mussten die Menschen dort wohnen. So wurden Wolldecken als Abtrennungen aufgehängt, um etwas Privatsphäre zu schaffen.
500 Sitz- und 500 Stehplätze
Anfang der 1950er Jahre wurde die Halle zur Viehversteigerungshalle zurückgebaut und renoviert. Danach konnten dort laut Gast wieder Rinder, aber auch Pferde vermarktet werden. Der Kreisheimatpfleger erinnerte an die zahlreichen anderen Veranstaltungen in dem Gebäude, das nach seinen Angaben 500 Sitz- und 500 Stehplätze bietet: Politiker wie Franz Josef Strauß und Willy Brandt waren dort genauso zu erleben wie Rocknächte und das Passionsspiel „Weilheimer Passion“. „Die Akustik ist hier auch sehr gut“, so Gast über die denkmalgeschützte Halle. 2018 und 2019 erfolgten Sanierungsarbeiten, bei denen das Gebäude auch mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet wurde.