San-Andreas Verwerfung in den USA: Expertin warnt vor „The Big One“-Erdbeben in naher Zukunft

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Den USA droht ein erhebliches Erdbeben. Prognostiziert wurden tausende Tote und zehntausende Verletzte. Das ist der aktuelle Stand.

Frankfurt – Seit Jahren warnen Forscherinnen und Forscher vor „The Big One“. Dabei handelt es sich um ein prognostiziertes Erdbeben-Szenario, das dem Südwesten der USA mit hoher Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft drohen dürfte. Bereits 2008 zeigten Computermodelle vom sogenannten „Great Southern California ShakeOut“-Projekt das potenzielle Ausmaß. Fachleute beobachten die ständige Entwicklung der betroffenen San-Andreas-Verwerfung. Heute rechnen die Forschenden mit ganz anderen Auswirkungen als noch vor ein paar Jahren.

Simulation zeigt mögliches Erdbeben-Ausmaß in Kalifornien

Für viele Fachleute ist lange klar, dass es sich bei „The Big One“ nicht um eine Frage nach dem „ob“ sondern nach dem „wann“ handelt, wie auch das Great Southern California ShakeOut-Projekt auf seiner Website berichtet. Die Expertinnen und Experten entwickelten deshalb ein Szenario, das einen möglichen Verlauf prognostizieren sollte.

Dabei gingen die Modelle von einem Erdbeben der Stärke 7,8 entlang der San-Andreas Verwerfung aus. Sie markiert die Grenze der Pazifischen Platte im Westen und der Nordamerikanischen Platte im Osten und ist Teil des Pazifischen Feuerrings – der seismisch aktivsten Zone der Welt. Fachleute rechnen mit einer 99,7-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass es bis 2055 zu einem Erdbeben der Stärke 6,7 oder höher kommt, wie watson.de berichtet.

Das USGS warnt in einem Bericht sogar, dass ein erstes großes Erdbeben bereits innerhalb der nächsten sieben Jahren stattfinden wird. Darin heißt es: „Die Erdbebengefahr erstreckt sich über die gesamte San Francisco Bay Region, und ein schweres Beben ist vor 2032 wahrscheinlich“.

In der Wüste von Kalifornien zeigt sich die San-Andreas-Verwerfung an der Oberfläche – in den kommenden Jahren könnte ein Erdbeben in dem US-Bundesstaat für verheerende Schäden sorgen. © IMAGO

Die Simulation zeigte, dass ein Erdbeben dieser Stärke fast zwei Minuten anhaltende Erschütterungen mit sich bringen könnte. Die stärkste Aktivität würde demzufolge besonders in der Nähe der Verwerfung auftreten – also im Coachella Valley, Inland Empire und Antelope Valley. Das Ausmaß sei 5000 Mal größer als das des Northridge-Erdbebens von 1994 mit einer Magnitude von 6,7, berichtet das Portal. Dem Szenario von 2008 zufolge drohen:

  • 1800 Todesfälle
  • 50.000 Verletzte
  • 200 Milliarden Dollar an Schäden

Historische „Big One“-Erdbeben: Erschütterungen in San Francisco forderten wohl tausende Menschenleben

Bei dieser Prognose fühlen sich viele mutmaßlich viele Menschen an die historischen Erdbeben des Bundesstaates erinnert. Sie sind auch maßgeblich für die Namensgebung des Szenarios, mit dem sich die Forschenden beschäftigen. Dazu zählen:

  • Fort Tejon-Erdbeben von 1857
  • San Francisco-Erdbeben von 1906

Das echte letzte „Big One“ war das sogenannte Fort Tejon-Erdbeben von 1857 mit einer Stärke von 7,9, wie aus offiziellen Daten des U.S. Geological Survey (USGS) hervorgeht. Es ereignete sich von Parkfield im Cholame Valley bis in das über 300 Kilometer entfernte Wrightwood. Dabei wurden horizontale Verschiebungen von bis zu neun Metern beobachtet. Das Erdbeben forderte einen Todesfall.

Deutlich mehr Menschen kamen rund 50 Jahre später zu Schaden. Das San Francisco-Erdbeben von 1906 mit einer Stärke von etwa 7,8 war das letzte große Erdbeben entlang der San-Andreas-Verwerfung. Die Katastrophe forderte mehr als 3000 Menschenleben, wie das UGSG berichtet. Das ist die heute anerkannte Zahl, frühere Schätzungen gingen von rund 700 Todesopfern aus.

Zuletzt ist es 1998 beim Loma Prieta Earthquake mit einer Stärke von über 6,7 zu einem größeren Erdbeben in Kalifornien gekommen. Damals starben rund 63 Menschen, fast 4000 wurden verletzt.

So ist die aktuelle Prognose zu „The Big One“-Erdbeben in Kalifornien

Heute rechnen die Fachleute zwar weiterhin mit „The Big One“, allerdings mit einer überarbeiteten Prognose bezüglich der Schäden. Eine Studie der San Diego State University, die 2024 im ESS Open Archive veröffentlicht wurde, zeigt neue Erkenntnisse, wie livescience.com berichtet. Demzufolge zeigt eine neue Simulation, dass die Bodenerschütterungen bei einem Erdbeben der Magnitude 7,8 im Süden der San-Andreas-Verwerfung 50 Prozent geringer ausfallen könnte als in dem Modell von 2008 noch angenommen.

Dies sei allerdings nur „ein Szenario“, wie Co-Autor der Studie, Te-Yang Yeh von der San Diego State University, gegenüber dem Portal erklärt. „Die Bodenbewegungen sind immer noch stark“, so der Experte, „aber es ist nicht so schrecklich wie zuvor vorhergesagt.“

„Big One“-Erdbeben in den USA: Diese Schäden drohen der Bevölkerung

Welche Schäden drohen Kalifornien im Falle eines „Big One“? Auch Angie Lux ist „ziemlich sicher, dass es irgendwann in den nächsten 30 Jahren ein ziemlich großes Erdbeben geben könnte“, wie die Projektwissenschaftlerin für Erdbebenfrühwarnung am Berkeley Seismology Lab in Kalifornien gegenüber dailymail.co.uk berichtet.

Sie erklärt: „Hier in den USA würden wir nicht erwarten, dass Gebäude einstürzen, links und rechts zusammenbrechen. In Kalifornien haben wir Baustandards.“ Stattdessen könnten „Möbel umfallen, du könntest etwas Putz von der Decke fallen haben, oder Beleuchtungskörper oder was auch immer“, so Lux. In Istanbul hingegen rechnen Experten mit hunderttausenden gefährdeten Gebäuden im Falle eines Erdbebens.

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