Retter schlagen Alarm! Warum ein Katastrophenfall Deutschland kalt erwischen würde

Extreme Naturkatastrophen – wie das Hochwasser im Ahrtal – oder großflächige Stromausfälle, wie sie etwa in Spanien und Portugal auftraten, werfen drängende Fragen auf: Wie gut ist Deutschland auf solche Krisen vorbereitet? Wie sicher ist unsere Infrastruktur? Und nicht zuletzt: Wie gut ist die Bevölkerung selbst auf solche Ausnahmesituationen vorbereitet? 

Das Bundesamt für Katastrophenschutz empfiehlt in einer Checkliste pro Person mindestens 20 Liter Getränke, 3,5 Kilo Getreideprodukte oder Kartoffeln und ein Batterie- oder Kurbelradio bereitzuhalten, um im Notfall zehn Tage überbrücken zu können. Doch die Realität sieht anders aus: Viele Haushalte sind kaum auf solche Szenarien vorbereitet.

Hilfsorganisationen wollen größeres Bewusstsein für Krisen schaffen

Hilfsorganisationen setzen sich deswegen für ein größeres Bewusstsein ein. So bieten Katastrophenschützer Präventionskurse an, um das Bewusstsein zu stärken und die Bevölkerung auf mögliche Krisen besser vorzubereiten. 

In einem solchen Kurs zeigt das medizinische Katastrophenhilfswerk, wie man beispielsweise ohne Strom kocht, an Informationen kommt, eine Notfall-Toilette baut oder wie man an Trinkwasser aufbereitet – falls die Wasserversorgung zusammenbricht. 

Robert Schmitt, Präsident des Medizinischen Katastrophen-Hilfswerks, betont: „Also ich glaube, dass das Bewusstsein in anderen Ländern wie Schweden oder Finnland viel höher ist. Das heißt, da ist die Bevölkerung vorbereitet, da haben wir eine resiliente Bevölkerung. Ich sage ihnen ein Beispiel: Die Ukraine wäre schon lange zusammengebrochen, wenn sie nicht eine resiliente Bevölkerung hätte“, meint Schmitt.

Nicht nur deswegen appelliert er für eine bessere Unterstützung solcher Kurse: „Es muss verpflichtet werden. Wie ein Erste-Hilfe-Kurs muss es auch einen geben in der Familie, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, genauso wie es einen in jedem Unternehmen geben muss, der sich mit dem Thema auseinandersetzt.“

IT-Experte kritisiert mangelnde Vorbereitung Deutschlands auf Cyber-Angriffe

Hilfsorganisationen fordern von der Politik deswegen mehr Aufmerksamkeit für Krisensituationen, insbesondere für die kritische Infrastruktur wie Energie, Wasser und Gesundheitsversorgung. Diese ist durch die Digitalisierung zunehmend angreifbar. Manuel Atug, Gründer der Arbeitsgruppe AG Kritis, kritisiert die unzureichende Vorbereitung Deutschlands auf Cyber-Angriffe. Er erklärt: „Der Behördenfunk ist im Ahrtal auch großflächig ausgefallen, denn er baut ja auf dem Mobilfunk auf. Und die Mobilfunkmasten wurden ja auch weggerissen und wenn die Mobilfunkmasten nicht mehr senden, dann sendet eben auch der digitale Behördenfunk für die Rettungsdienste und für die Einsatzkräfte nicht mehr.“

Atug fordert ebenfalls mehr Prävention, sicherere Systeme und eine digitale Katastrophenschutzübung. Denn „wie können wir denn noch eine Wasserversorgung, eine Stromversorgung der Bevölkerung sicherstellen, wenn es einen überregionalen und extremen Angriff gibt, der sehr, sehr groß skaliert?“, fragt sich der IT-Experte. Deswegen schlägt er eine Einrichtung eines ehrenamtlichen Cyberhilfswerks vor, um dem Staat bei solchen Angriffen helfen zu können.

Das Video erschien am 14.05.2025 in der TV Sendung Kontrovers vom Bayerischen Rundfunk. Weitere Kontrovers Videos können Sie jederzeit kostenfrei in der ARD Mediathek ansehen. Mehr zum Thema gibt es auch bei BR24: Großübung: Einsatzkräfte simulieren Flugzeugabsturz.