Der Kiefernwald in der Pupplinger Au stirbt. Schädlinge fressen sich durch die Bäume. Revierförster Robert Nörr verliert langsam die Hoffnung.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Die Befürchtungen sind eingetreten: Zahlreiche Kiefern in der Pupplinger Au sind abgestorben. Mehr als 50 Bäume müssen gefällt oder gekappt werden. Revierförster Robert Nörr stuft die Lage als dramatisch ein. „Langsam verlässt mich der Optimismus“, sagt der Forstwirt.
Pilz lässt Bäume nach und nach absterben
Bereits im Sommer 2022 machte Nörr auf den trostlosen Anblick, den die Bäume in der Pupplinger Au boten, aufmerksam (wir berichteten). Damals hatte sich ein Pilz in dem charakteristisch lichten Wald massiv ausgebreitet. Sein Name: Diplodia. Er löst das Kieferntriebsterben aus. Die Nadeln der Bäume waren braun und mit schwarzen Punkten übersäht. Nach und nach lässt der Pilz die Bäume absterben.
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Schädling frisst sich durch den Baum
Begünstigt hatte die Ausbreitung der schwere Hagel 2021. Die Spuren sind heute noch an vielen Ästen sichtbar. Nörr hoffte, dass nicht noch weitere Schädlinge auftauchen. Doch diese Hoffnung war vergebens. Der große Waldgärtner, ein Borkenkäfer, sowie der Kiefernprachtkäfer, haben die Bäume befallen. „Wenn der große Waldgärtner geschlüpft ist, frisst er an der Krone“, erklärt der Fachmann. „Die schauen aus, als ob sie von einem Gärtner beschnitten werden.“ Außerdem frisst sich der Schädling durch den Baum. Seine Spuren sind deutlich auf der Rinde zu erkennen, die Nörr in der Hand hält. Sie ist durchzogen von sogenannten Fraßgängen. Auch das bringt den Baum zum Absterben.
Ein Großteil der Bäume hat sich in dürre Gerippe verwandelt
In manchen Bereichen des Schneeheide-Kiefernwalds sind Nörr zufolge bis zu 80 Prozent nicht mehr zu retten. Der Schädlingsbefall hat die im Schnitt etwa 100 Jahre alten Bäume mit ihrer rötlich-braunen Rinde und den schirmförmigen Kronen in dürre Gerippe verwandelt. Einige neigen sich bereits bedenklich zur Seite. Mehr als 50 Bäume sind betroffen. Ein Teil davon muss nun gekappt oder umgeschnitten werden. Das gelte für die Kiefern, die „eine Gefahr für die Straße und die Erholungssuchenden sind“, betont der Revierförster. Innerhalb der Auflächen sei das nicht vorgesehen. Die Bäume sollen noch im Frühjahr oder im Herbst mit großen Maschinen, sogenannten Harvestern auf einer Höhe von vier Metern abgeschnitten werden. Das Totholz biete Vögeln und Insekten einen Lebensraum. Die abgeschnittenen Kronen sollen zudem als große Reisighaufen liegen bleiben und Kreuzottern ein besseres Refugium bieten. Mit diesem Vorgehen seien die meisten Waldbesitzer einverstanden – nur „einzelne wollen diese Stümpfe nicht haben“.
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Gefällte Bäume sollen Tieren einen Lebensraum geben
Ihm sei bewusst, dass sich durch diese Maßnahme das Waldbild verändern werde und nicht alle das als „optisch schön“ ansehen werden, sagt Nörr. Aber das sei eine „ganz bewusste Naturschutzmaßnahme“, betont der Revierförster. Wie der Forstwirt ergänzt, will die Hochschule für angewandte Wissenschaften in Weihenstephan-Triesdorf auf dem Gebiet des Isartalvereins in der Pupplinger Au Untersuchungen anstellen, um dem Kiefernsterben auf den Grund zu gehen.
Lässt sich die dramatische Situation in dem Auwald an der Isar in den Griff bekommen? Da sieht Nörr schwarz. „Gegen den Pilz kann man nichts machen. Der wird über Sporen übertragen und ist immer da.“ Und das nicht nur in der Pupplinger Au. Auch der Stress, dem die Bäume aufgrund von Hitze, Trockenheit und Wetterkapriolen ausgesetzt sind, wird nicht weniger werden. „Im schlimmsten Fall werden alle Kiefern in den Hagelkorridoren absterben“, prophezeit Nörr. Natürlich wolle man den Wald wiederaufforsten. „Aber hier wird’s ganz, ganz schwierig, einen neuen Nachwuchs hinzubekommen“, sagt der Experte mit Blick auf den trockenen Boden und das dichte Grasfilz. Trotzdem wolle man nichts unversucht lassen. „Wir werden es mit verschiedenen Baumarten versuchen.“ Nörr zählt Eiche, Mehlbeere, Kirsche und Spitzahorn auf. Der Schwerpunkt solle aber weiterhin auf der Kiefer liegen. „Der Charakter der Pupplinger Au soll erhalten bleiben.“
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