Insolvente NRW-Modekette mit 34 Filialen: Jetzt kam es zu ungewöhnlichem Showdown

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Eine große Modekette aus NRW mit Dutzenden Filialen in Deutschland musste Insolvenz anmelden. Jetzt kam es zu einer spektakulären Wende.

Hagen – „175 Jahre Sinn – Mode mit Herz und Tradition“, ist auf der Homepage der Modekette Sinn zu lesen. Dabei sah es schon mehrfach so aus, als könnte diese Tradition ein abruptes Ende finden. Bereits 2020 war der Modehändler in die Insolvenz gerutscht. Davor hatte die Kette unter dem Namen SinnLeffers auch schon 2008 und 2016 Insolvenz angemeldet. Jetzt steht Sinn tatsächlich zum vierten Mal vor der Rettung.

Sinn insolvent: Beschäftigte dürfen hoffen

Die 1500 Beschäftigten der insolventen Modehauskette Sinn dürfen auf den Erhalt ihrer Arbeitsplätze hoffen. Die Gläubiger haben sich bei einer Versammlung mehrheitlich für ein Übernahmeangebot der bisherigen Eigentümerin Isabella Goebel entschieden. Es sieht den Erhalt aller 34 Standorte mit allen Beschäftigten vor, wie ein Sprecher der Sinn GmbH mitteilte.

Die Unternehmenszentrale der Kette liegt in Hagen (NRW), wie auch die meisten ihrer Filialen: 22 der 34 Häuser sind in Nordrhein-Westfalen angesiedelt, etwa in Unna, Hagen (2) und Lüdenscheid. Die zwölf anderen liegen in Hamburg (1), Hessen (2), Niedersachsen (2), Rheinland-Pfalz (4), Sachsen (1), Sachsen-Anhalt (1) und Thüringen (1). Im vergangenen Sommer waren es noch 41 Häuser.

Sinn Essen
Ein Foto vom Januar 2025: Schilder weisen auf den Räumungsverkauf bei Sinn in Essen hin. Die Filiale ist inzwischen geschlossen. © IMAGO/Rupert Oberhäuser

Damals, im August 2024, stellte das Modeunternehmen Sinn zunächst einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Später wurde das Verfahren in ein reguläres Insolvenzverfahren umgewandelt. Doch nun ist Rettung in Sicht: In den kommenden Wochen könnte das Amtsgericht Hagen das Insolvenzverfahren einstellen. „Sinn gilt dann als saniert“, wurde mitgeteilt. Insolvenzverwalter Michael Mönig äußerte: „Ich freue mich für das Unternehmen.“

Sinn-Insolvenz: Showdown zwischen Alt-Eigentümerin und Konzern von Peek und Cloppenburg

Die bisherige und zukünftige Eigentümerin setzte sich mit ihrem Insolvenzplan gegen das Angebot der JC Switzerland Holding durch, hinter der der Düsseldorfer Konzern Peek und Cloppenburg steckt. Nicht nur die vierte Rettung ist ungewöhnlich, sondern auch das Vorgehen: Die WirtschaftsWoche schreibt von einem „Showdown bei Sinn“ und verweist auf das sehr ungewöhnliche Vorgehen, dass bei einer Gläubigerversammlung zwei konkurrierende Insolvenzpläne zur Abstimmung gestellt wurden. „Das war für die Gläubiger eine sehr gute Ausgangslage für die Abstimmung auf der heutigen Versammlung“, so Insolvenzverwalter Michael Mönig, Partner der Kanzlei Mönig.

Sinn blickt auf eine lange Tradition zurück
Sinn blickt auf eine lange Tradition zurück. © Depositphotos/Imago

Sinn wurde 1850 in Köln gegründet. Zwischenzeitlich gehörte die Kette zum Quelle- und zum Karstadt-Konzern. Als Gründe für die jüngste Insolvenz hatte Sinn veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Sondereffekte genannt. So hätten wegen Wasserschäden und anderer bautechnischer Gründe zuletzt vorübergehend Etagen und Modehäuser geschlossen werden müssen. Dies habe zu Umsatzrückgängen bei gleichzeitig deutlich gestiegenen Kosten für Mieten, Energie und Logistik geführt. Es ist bei weitem nicht das einzige Handelsunternehmen in Schieflage: Auch eine Wäsche-Kette steckt in der Krise, genauso wie ein Baumarkt-Riese. (lin/dpa)

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