Bürgerversammlung Taufkirchen: Publikum stoppt Pöbeleien am Mikrofon
In der Bürgerversammlung Taufkirchen sorgen Applaus und Buh-Rufe für das Ende eines ausfälligen Redebeitrags. Der Sicherheitsdienst muss nicht eingreifen.
Taufkirchen – Erstmals hatte die Gemeinde Taufkirchen für die Bürgerversammlung einen Sicherheitsdienst engagiert. Die zwei Security-Kräfte saßen aber nur im Hintergrund und hatten nichts zu tun. Dafür sorgte das Publikum am Dienstagabend im Bürgersaal selbst dafür, dass ein zunehmend ausfallender Redebeitrag beendet wurde.
Erwin Behrendt hatte sich zu Wort gemeldet. Bei seinen Bemerkungen zum Schuldenstand, der Erhöhung von Wassergebühren und der Hundesteuer oder dem Krankenstand im Rathaus wurde er sehr persönlich. Bürgermeister Stefan Haberl bat ihn mehrfach um einen sachlichen Wortbeitrag. Auf Einwürfe der Bürger reagierte Behrendt unflätig. Das zog Gelächter sowie erboste „Buh“- und „Raus“-Rufe nach sich. Haberl fragte die Anwesenden, ob der Redebeitrag beendet werden solle, was mit lang anhaltendem Klatschen beantwortet wurde.
Die anderen Wortmeldungen blieben sachlich. Karl-Heinz Barthel hatte gleich vier Anregungen. Er wünschte sich einen barrierefreien Bauhof, insbesondere für Frauen. Statt Treppen könnte man die Container im Erdreich versenken, wie dies in Grüntegernbach oder Wartenberg der Fall sei. Ihn störte zudem, dass beim Aufbruch-Brunnen vor dem Rathaus seit Jahren kein Wasser laufe. Da müsse etwas passieren.
Außerdem wünschte sich Barthel mehr Informationsveranstaltungen zu grünen Themen, wie PV-Anlagen oder Speichermedien. Es habe sehr wohl schon solche Termine gegeben, etwa den „Tag der Energie“, entgegnete der Bürgermeister.
Um die Energiewende ging es Manfred Lutz. Ihn interessierte, warum beim Umbau des Waldbad-Eingangsgebäudes keine Photovoltaikanlage errichtet wurde. „Es ist eine Riesenfläche, nach Süden ausgerichtet.“ Eine PV-Anlage habe man wegen statischer Probleme nicht auf dem Dach installieren können, antwortete Haberl. Dies hätte eine Investition im sechsstelligen Bereich bedeutet. Das habe man herausgefunden, weil alle kommunalen Liegenschaften dahingehend untersucht worden seien.
Das Thema „Lärmschutz im Bereich der Landessiedlung“ brachte Stefan Fürmetz mit einer schriftlichen Anfrage auf die Tagesordnung. Laut dem Schreiben wäre der Grundstückseigentümer bereit, den nötigen Grund für einen Wall gegen Ersatz freizugeben. Auch vom Straßenbauamt bestehe Handlungsbereitschaft, Erdmassen zu verteilen. Die Behörde benötige dafür allerdings ein Mandat durch die Kommune, um Machbarkeit und Kosten zu ermitteln. Fürmetz bat, dieses zu erteilen.
Auch Anlieger Hermann Bauer ging es unter anderem um den Lärmschutz für die 100 Haushalte der Landessiedlung. Er kritisierte allerdings, dass sich weder Straßenbauamt noch Gemeinde dafür zuständig sähen. Die Gemeinde habe zwar Geld für das Schloss oder eine Dreifach-Turnhalle mit Schule „in Premiumausführung“, auch das Kinderhaus an der Gutswiese erhalte einen Lärmschutzwall. Für ihn und seine Nachbarn gebe es nichts. Aber „Lärm macht krank und mindert die Immobilienwerte in der Landessiedlung“, argumentierte er.
Über den fehlenden Lärmschutz und das große Verkehrsaufkommen an der Kellerstraße klagte Marile Götz. Vor allem in den Sommermonaten sei es auf der sehr schmalen Straße, die zu Waldbad, Volksfest und zu den Fußballplätzen führe, gefährlich. „Kolonnen von Motorradfahrern“ und junge Burschen auf ihren Traktoren würden hier durchrasen.
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Zwei Lastwagen kämen dort aneinander nicht vorbei und würden mitunter auf den Gehsteig ausweichen: „Jede Katze haben sie uns zusammengefahren.“ Deshalb bat sie um ein Tempolimit von 30 km/h. Haberl versprach, diese Anregung mitzunehmen.
Bernhard Drechsler bat darum, die Abholzeiten für den Gelben Sack an Feiertagen flexibler zu regeln, damit sie nicht, wie unlängst zu Ostern, an der Hauptgeschäftsstraße tagelang vorher rausgelegt werden und herumfliegen. Hier verwies Haberl aufs Landratsamt.
Die Zukunftssicherheit der Taufkirchener Fernwärme sprach Dietrich Berk an. Er sei seit einem Jahr Kunde und schätze dieses Angebot sehr, weil die Preise auch seit dem Ukraine-Krieg stabil geblieben seien. „Aber was schützt uns davor, dass die Gemeindewerke und die Fernwärme nicht mal an einen Investor verkauft werden?“, fragt er und wollte wissen, ob der Gesellschaftervertrag eine verbindliche juristische Möglichkeit biete, das auszuschließen. „Warum sollte der Gemeinderat das tun?“, fragte Christopher Ruthner, Geschäftsführer der Taufkirchener Gemeindewerke, zurück. Das würde die Bürger ja schlechter stellen. „51 Prozent an den Gemeindewerken und die Mehrheit im Aufsichtsrat liegt bei der Gemeinde.“ Gegen diese Mehrheit könne keine Entscheidung getroffen werden.