Corona geht, Computertomograf bleibt
Corona hat auch angenehme Spätfolgen: Das Klinikum Erding wird den Computertomografen (CT), den im Juni 2020 der Freistaat Bayern für die Behandlung Covid-Kranker, bereitgestellt hat, zu einem Schnäppchenpreis abkaufen.
Erding - Aufgestellt werden soll das CT dann in die Notaufnahme, die in diesem Zusammenhang umgebaut wird. Kosten soll das Ganze rund eine halbe Million Euro, für das CT will der Freistaat aber nur 80 000 Euro Ablöse. Gekostet hat er über 300 000 Euro. Im Klinikum sieht man nun die Chance, Notfallversorgung und interne Abläufe zu optimieren.
CTs wurden in der Pandemie benötigt, um die Lungenkrankheit sichtbar machen zu können. Aufgestellt wurde das CT aus Gründen des Infektionsschutzes seinerzeit freilich nicht im, sondern am Klinikum in einem Container. Der Nachteil: Liegendkranke können dort nicht in die Röhre geschoben werden, die Patienten durchs Freie zum Container gelangen.
Im Krankenhausausschuss sagte Klinik-Direktor Dr. Last: „Der Freistaat bietet uns an, dass wir das Gerät übernehmen, sonst wird es im Juni abgeholt.“ Für 80 000 Euro werde man so schnell kein vergleichbares High-Tech-Gerät bekommen. Aber nicht nur deswegen riet Last zum Kauf. Er will damit nämlich eine Kettenreaktion in Gang setzen, zumal niemand weiß, wann die Klinikreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kommt und welche Folge sie hat.
Last plant, das CT in der Notaufnahme aufzustellen. „Dort sollte so ein Gerät eigentlich Standard sein“, meinte der Direktor, „damit wir Akutpatienten möglicht schnell und umfassend versorgen können“. Hinzu komme, dass immer mehr Menschen die Notaufnahme aufsuchten, zuletzt 25 000 im Jahr.
Das Haus-CT des Klinikums befindet sich eine Etage unter der Notaufnahme. Welche Konsequenzen das im Alltag hat, erläuterten Last und Dr. Dirk Lieber, Ärztlicher Leiter der Notaufnahme. Zum einen beeinträchtigten Notfälle den regulären CT-Ablauf so Last. Lieber berichtete, dass es sehr zeit- und personalintensiv sei, einen Patienten quer durchs Haus von der Ambulanz in den CT-Raum zu fahren. „Das bindet Pflegekräfte, teils aber auch Ärzte.“ Gerade bei Schädelverletzungen und Schlaganfällen könnten kurze Wege lebensrettend sein. Und in der modernen Medizin komme das CT in der Diagnostik immer häufiger zum Einsatz, auch als Alternative zum Röntgen. „Das Personal zum Betrieb zweier CTs ist vorhanden“, versicherte Lieber.
Auch die im Ausschuss vertretnen Ärzte Thomas Bauer, Emil Rudolf (beide CSU) und Lena Geiger (Grüne) rieten dringend zum Kauf.
Allerdings ist die Notaufnahme bekanntlich heute schon zu klein. „Das CT wird wieder Flächen binden“, räumte Last ein. „Unser Gedanke ist, drei Behandlungsräume zu halbieren. Dann sind sie zwar kleiner, es stehen uns aber mehr Kapazitäten zur Verfügung.“ Das würde nicht zuletzt die Unterbringung von Isolationspatienten erleichtern.
Insgesamt, betonte Last, könne man sich auf diese Weise Luft verschaffen bis zum geplanten Neubau einer großen, modernen Notaufnahme. Die soll bekanntlich am südlichen Ende des Funktionsbaus entstehen. Der Freistaat hat, wie berichtet, mehr als 30 Millionen Euro an Fördergeldern zugesichert. „Aber die Maßnahme wird natürlich viel mehr Geld kosten“, so Last, der um die angespannte finanzielle Lage des Krankenhauses sowie des Landkreises natürlich weiß. Es sei völlig ungewiss, wann man mit dem Projekt starten könne. Das neue CT sei daher eine sehr gute Zwischenlösung.
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Die dafür erforderliche halbe Million Euro darf laut Last nicht isoliert betrachtet werden. Mit der CT-Übernahme spare man einmalig 220 000 Euro. Zudem ließen sich über 70 000 Euro Betriebskosten pro Jahr sparen. ham