Experten schlagen Alarm: "SkinnyTok" bedroht die Jugend
Ein verstörender Trend namens „SkinnyTok“ verbreitet sich derzeit rasant auf TikTok, Instagram, Reddit und YouTube. Wie die „New York Post“ berichtet, wird dabei extremes Abnehmen, restriktives Essverhalten und toxische „Disziplin“ als vermeintlicher Weg zum Glücklichsein – oder zumindest zur Schlankheit – gefeiert. Gesundheitsexperten schlagen Alarm: Besonders junge, beeinflussbare Nutzerinnen und Nutzer seien gefährdet.
„Ich weiß, dass ich damals geglaubt hätte, ich bräuchte das auch“, sagt die Influencerin Phaith Montoya, die eine Essstörung überwunden hat, gegenüber „Today“.
„SkinnyTok“: So gefährlich ist der Trend auf TikTok wirklich
Auf den ersten Blick scheint TikTok den Trend zu unterbinden. Eine Suche nach dem Begriff „SkinnyTok“ zeigt einen Warnhinweis: „Du bist mehr als dein Gewicht“ – inklusive Links zu Hilfsangeboten. Doch wer weiter scrollt, stößt schnell auf problematische Inhalte: Fasten-Tipps, Kaffeekonsum zur Appetitzügelung, das Feiern von Kaloriendefiziten.
Laut Dr. Asim Cheema, Internist und Gesprächspartner von „Forbes“, sendet der Trend medizinisch hochriskante Signale: Das Verherrlichen von Hunger sei alarmierend – genauso wie die Reduzierung von Essen auf eine bloße „Nutzfunktion“.

Magersucht in Deutschland – Zahlen und Fakten
- Rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Essstörung – viele davon an Anorexie
- Die Zahl der stationären Behandlungen wegen Magersucht ist in den letzten Jahren gestiegen
- Betroffen sind vor allem junge Frauen zwischen 14 und 25 Jahren
- Die Sterblichkeitsrate bei Anorexie gehört zu den höchsten unter psychischen Erkrankungen
SkinnyTok ist die moderne Version der Pro-Ana-Foren
Wie die „New York Post“ weiter berichtet, sehen viele Expertinnen und Experten in „SkinnyTok“ eine Neuauflage der „Pro-Ana“-Bewegung aus den 2000ern – nun aber im TikTok-Stil der Gen Z. Stephen Buchwald von Manhattan Mental Health warnt: „Diese Denkweise ignoriert genetische, psychische und soziale Faktoren und ersetzt Unterstützung durch Scham. Es ist eine toxische Erzählung, getarnt als Selbstermächtigung.“
TikTok selbst gibt an, keine Inhalte zuzulassen, die Essstörungen verherrlichen oder gefährliche Diätpraktiken fördern. Dennoch kann solches Material weiterhin von den Nutzern der App erreicht werden – auch wenn es nicht mehr auf der „Für dich“-Seite erscheint.

Druck durch Schönheitsideale: Jugendliche besonders gefährdet
Der gesellschaftliche Druck, schlank zu sein, ist trotz aller Debatten um Body Positivity weiterhin präsent. „SkinnyTok ist nur die neueste Variante eines alten Problems“, sagt Autorin Martha Laham gegenüber „Today.com“.
Maria AbiHanna, Ernährungsexpertin bei Food Label Maker, ergänzt: „Menschen geben sich selbst die Schuld, wenn sie eine Diät nicht durchhalten. Aber der Körper wehrt sich gegen schnellen Fettverlust.“ Für Edwards-Gayfield, Therapeutin und Spezialistin für Essstörungen, ist klar: „Ab einem gewissen Punkt wird es krankhaft. Dann ist es Zeit, sich Hilfe zu holen.“
Essstörung erkennen: Diese Anzeichen sollten Sie ernst nehmen
Essstörungen können sich schleichend entwickeln – und dennoch gravierende Folgen für Körper und Psyche haben. Umso wichtiger ist es, Warnsignale frühzeitig zu erkennen. Die folgenden Punkte können Hinweise darauf sein, dass eine Essstörung vorliegt oder sich anbahnt:
Mögliche Anzeichen einer Essstörung
- Verändertes Essverhalten: Auslassen von Mahlzeiten, extremes Kalorienzählen oder auffällige Auswahl beim Essen
- Zwanghafter Gewichtscheck: Häufiges Wiegen aus Angst vor Gewichtszunahme
- Körperwahrnehmung gestört: Gefühl, zu dick zu sein – auch bei objektivem Normalgewicht
- Essen wird zum Dauerthema: Gespräche und Gedanken kreisen ständig um Kalorien, Diäten und Figur
- Unehrlichkeit im Umgang mit Essen: Essen wird versteckt entsorgt oder Mahlzeiten werden nur vorgetäuscht