Neues Abnehm-Medikament ist wie Ozempic - doch es gibt einen Haken

Seit der Freigabe von Wegovy, Mounjaro & Co. als Abnehmmedikamente ist nicht weniger als eine Revolution auf dem Markt geschehen: Plötzlich können Betroffene ohne jahrelanges Quälen,  Training oder Ernährungsumstellung scheinbar problemlos abnehmen. Vor allem für chronisch übergewichtige Menschen kam das Medikament einem Segen gleich. 

Revolution GLP-1

Dass der Abnehmprozess nicht problemlos ablaufen würde, war dennoch von Anfang an klar: Etwa, als Diabetespatientinnen und -patienten plötzlich ohne Medikamente dastanden, weil Ozempic zum Abnehmen verschrieben wurde. Oder als die ersten Nebenwirkungen, mit teils schwerwiegenden Folgen, durch die Medien geisterten.

Trotzdem klemmten sich die Forscherinnen und Forscher in den Sattel und machten weiter. Denn schließlich steht nun erstmals greifbar am Horizont die Chance, eine der größten Volkskrankheiten der Welt - die Adipositas - langfristig zu therapieren. Eli Lilly, der Hersteller von Mounjaro, ist nun einen Schritt weiter gegangen und hat ein Medikament in Pillenform entwickelt, das ebenfalls zur GLP-1-Gruppe gehört - aber eben nicht gespritzt werden muss. 

Ozempic und Mounjaro als Pille? Da steckt dahinter

In einer klinischen Studie hat Eli Lilly nun ein Medikament getestet, das ebenfalls zur Gruppe der GLP-1 zählt, aber in Pillenform verfügbar ist. Das Ergebnis laut Hersteller: Das Medikament könnte ebenso wirksam dabei sein, den Blutzucker zu senken und eine Gewichtsabnahme zu fördern wie eine Spritze.

Abnehmpillen galten lange als gesundheitsschädlich: Entweder handelte es sich um Fettbindungsmittel, durch die ungesunde Stoffe einfach unverdaut ausgeschieden werden konnten - oder es handelte sich schlichtweg um gut vermarktete Abführmittel. Das soll bei "Orforglipron", der neuen Abnehmpille von Eli Lilly, nicht so sein: Als GLP-1-Präparat verhält es sich wie das gleichnamige Hormon und regt die Insulinproduktion an. Dadurch senkt es den Blutzuckerspiegel, verlangsamt die Magenentleerung und verlängert das Sättigungsgefühl. 

Die Ergebnisse der Studie, über die auch die "New York Times" berichtete, wurden von Eli Lilly am Donnerstag veröffentlicht. In der Pressemitteilung heißt es, man wolle im Laufe des Jahres einen Zulassungsantrag bei der US-Zulassungsbehörde Food & Drug Administration (FDA) stellen und das Medikament noch dieses Jahr zur Behandlung von Übergewicht auf den Markt bringen. Im nächsten Jahr soll dann ein Zulassung für Diabetiker erfolgen. Bis das Medikament zugelassen ist, gibt es allerdings noch keine Angaben über einen Verkaufspreis vonseiten des Herstellers. 

An der Studie haben etwa 559 Probandinnen und Probanden mit Typ-2-Diabetes teilgenommen und über 40 Wochen entweder das Medikament oder ein Placebo eingenommen. Diejenigen, das Medikament einnahmen, verloren ungefähr genauso viel Gewicht wie bei einer Ozempic-Behandlung; allerdings weniger als bei einer Therapie mit Mounjaro. Die Nebenwirkungen decken sich mit den für Abnehmspritzen üblichen Symptomen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung und sonstigen Verdauungsstörungen. 

Studie noch nicht von unabhängigen Experten geprüft

Laut dem Bericht in der "New York Times" sei die Studie und die Bemühungen, eine Pille statt einer Spritze zu entwickeln, zwar positiv aufgenommen worden - allerdings hat Eli Lilly weder die der Studie zugrundeliegenden Daten mitveröffentlicht, noch haben unabhängige Experten die Ergebnisse untersucht und eingeordnet. Stattdessen wolle man die Daten im Juni einem Expertenpanel vorstellen und in einer Fachzeitschrift veröffentlichen.

Eli Lilly ist nicht der einzige Pharmakonzern, der an einem solchen Medikament arbeitet: Auch Pfizer befand sich mitten in einer klinischen Studie für "Danuglipron", eine GLP-1-Pille. Da ein Studienteilnehmer jedoch Leberschäden davontrug, die möglicherweise durch das Medikament verursacht wurden, beschloss das Unternehmen laut einer Mitteilung, die Entwicklung vorzeitig zu beenden. 

Beim Mounjaro-Hersteller hingegen sollen laut solche Nebenwirkungen nicht aufgetreten sein. Das Unternehmen plant noch sechs weitere Studien, unter anderem explizit zur Behandlung von Übergewicht.