Spatenstich für neues Klärwerk: Der Prototyp geht in Bau

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Mit dem traditionellen Spatenstich starteten (v.l.) Klärmeister Thomas Schmid, Marcus Lerner (Planungsbüro Dünser Aigner), Stephanie Kronbichler (Baufirma Pfeiffer), Bürgermeister Klaus Meixner, Alexander Schulz-Pflugbeil (Planungsbüro Enwacon), Martina Stockbauer (Landesamt für Umwelt), Anja Schramm (Wasserwirtschaftsamt) und Johann Löffer (Landratsamt/Wasserrecht) offiziell den Bau der neuen Kläranlage. © THOMAS PLETTENBERG

Nun ist der Bau des neuen Klärwerks in Irschenberg offiziell gestartet. Am Mittwoch trafen sich Vertreter von Gemeinde, Planungsbüro und Behörden zum obligatorischen Spatenstich.

Dabei stellte nicht nur der Bürgermeister fest, dass die Anlage Vorzeigecharakter habe.

Die Arbeiten für die neue Kläranlage für Irschenberg laufen, die Abfragebögen für die Erhebung der Extrabeiträge sind verschickt: Für Bürgermeister Klaus Meixner war der Spatenstich am Mittwochvormittag deshalb eine entspannte Angelegenheit. Dass aber viel Arbeit hinter ihm, seiner Verwaltung und den beteiligten Planern liege, ließ er bei seiner Rede nicht unerwähnt.

Fast zehn Jahre Vorlauf

„Seit 2016 beschäftigen wir uns mit dem Thema“, stellte Meixner fest. Als er 2019 neuer Bürgermeister wurde, sei Andreas Holderer, der zuständige Abteilungsleiter am Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, zügig auf ihn zugekommen mit dem Hinweis, man müsse jetzt etwas beim Klärwerk unternehmen. „Es war quasi meine erste Aufgabe.“

Das Ziel sei klar gewesen: „Wir müssen sauberes Wasser einleiten. Wie, das war ihm egal.“ Die Gemeinde habe so freie Hand gehabt und zusammen mit dem ortsansässigen Fachplaner Dieter Schreff erste Ideen entwickelt. Das Ergebnis sei eine mechanisch-biologische Anlage mit Bodenfiltersystem, das beim Innovationspreis den zweiten Platz gewonnen habe – und damit ein Preisgeld von 500 000 Euro (wir berichteten).

Irschenberg in der Vorreiterrolle

Die alte Anlage von 1980 habe über mehr als 40 Jahre gute Dienste geleistet, aber nun sei die Zeit da für ein neues System. Dabei verwies Meixner darauf, dass Irschenberg hier eine Vorreiterrolle habe: „Bei vielen Gemeinden müssen die Kläranlagen jetzt erneuert werden. Wir sind nicht die Einzigen, aber einer der Ersten, die Druck bekommen haben.“ Und das koste jetzt etwas.

Mit 8,7 Millionen Euro sind die Kosten veranschlagt. Fünf Millionen werden über Extrabeiträge von den Anschlussnehmern bezahlt, mit der Geschossfläche als Bemessungsgrundlage. Der Rest wird über die Verbrauchsgebühren finanziert, da das Abwasserwesen kostenneutral zu betreiben ist.

„Wir sind der Prototyp“

Irschenbergs Erfahrungen als Vorreiter sind für nachfolgende Kommunen interessant, gerade bei der Bodenfilteranlage mit Aktivkohle. Deshalb sei es für die Technische Universität München und das Landesamt für Umwelt von großem Interesse, belastbare Daten zu bekommen und das Projekt wissenschaftlich zu begleiten, sagte Meixner: „Wir sind gewissermaßen der Prototyp.“

Das Ziel: Quellwasserqualität

Planer und Enwacon-Geschäftsführer Alexander Schulz-Pflugbeil verwies darauf, dass mit der vierten Reinigungsstufe Mikroplastik und Arzneimittelrückstände herausgefiltert werden. Dies komme dem Kropfbach zugute, der sich „in mäßigem Zustand“ befinde. Ziel sei es, die Belastung zu reduzieren und „Quellwassercharakter“ zu erreichen.

„Die Anlage ist ein Leuchtturmprojekt“

Bei der Planung habe man sehr darauf geachtet, den Altbestand so weit wie möglich einzubinden. So werde das bestehende Betriebsgebäude umgebaut. Neu hinzu komme das Beckengebäude mit der mechanischen Abwasserstufe, gefolgt vom biologischen Becken und zwei SBR-Becken. Dort, wo jetzt noch der zweite Klärteich zu sehen ist, soll die Bodenfilteranlage platziert werden. „Die Anlage“, betonte Schulz-Pflugbeil, „ist ein Leuchtturmprojekt, das ohne den Innovationspreis nicht möglich gewesen wäre. Das wird für Aufmerksamkeit sorgen.“ Zumal die Abwasserrichtlinie der EU künftig verschärft werden solle. „Diese Anlage wird eine Blaupause für spätere Projekte sein.“

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