Putin erklärt Scheitern der Kursk-Offensive – und will verhandeln
Russland will im Ukraine-Krieg verhandeln – und sieht Schuld für Scheitern beim Westen. Auch den ukrainischen Vorstoß deutet Putin anders als Kiew.
Moskau – Eigentlich dient das Eastern Economic Forum in Wladiwostok dazu, ausländische Investitionen in den östlichen Regionen Russlands zu fördern. Doch bei der Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin am Donnerstag (05. September) ging es neben der Wirtschaft vor allem um ein Thema: den Ukraine-Krieg. Er gelobte erneut, offen für Verhandlungen mit der Ukraine zu sein und nannte Länder, die für Russland als Vermittler infrage kämen. Zudem bezeichnete er die Kursk-Offensive als gescheitert.
Putin zufolge konnte der Einmarsch der Ukraine in die Region Kursk im Westen Russlands den Vormarsch russischer Truppen im Donbass nicht verlangsamen. Letztlich habe die Ukraine so lediglich ihre Verteidigung entlang der Frontlinie geschwächt, was den Moskauer Streitkräften helfe, so Putin laut der Nachrichtenagentur Reuters in seiner Ansprache.
Putin betrachtet Kursk-Offensive als gescheitert – Seine Truppen sollen im Ukraine-Krieg Fortschritte machen
„Das Ziel des Feindes war es, uns nervös zu machen und zu beunruhigen, Truppen von einem Sektor in einen anderen zu verlegen und unsere Offensive in Schlüsselgebieten, vor allem im Donbas, zu stoppen“, so Putin. Dies habe aber nicht funktioniert. Russland habe „große und gut ausgebildete Einheiten in diese Grenzgebiete“ verlegt, die eigene Offensive in der Ukraine gleichzeitig aber beschleunigt.

Es sei „die heilige Pflicht der Streitkräfte“, die „Eindringlinge“ zu vertreiben und die Bürger Russlands zu verteidigen. Die Lage habe sich stabilisiert und Russland beginne bereits, die ukrainischen Truppen aus Kursk zu vertreiben. Vorrangiges Ziel Russlands bleibe, den Donbass in seiner Gesamtheit einzunehmen. Putin zufolge machen seine Streitkräfte in der Ostukraine schnellere Fortschritte denn je zuvor. Auch die Rekrutierungsraten in Russland nähmen zu.
Russland will im Ukraine-Krieg verhandeln – Haben Europa und die USA die Gespräche ausgebremst?
Neben dem Anpreisen der eigenen militärischen Fortschritte im Ukraine-Krieg erklärte Putin in Wladiwostok erneut, dass Russland zu Gesprächen mit der Ukraine bereit sei. Das berichtet die unabhängige russische Zeitung The Moscow Times. „Sind wir bereit, mit ihnen zu verhandeln? Das haben wir nie abgelehnt, aber nicht auf der Grundlage irgendwelcher flüchtiger Forderungen, sondern auf der Grundlage der Dokumente, die in Istanbul vereinbart und unterzeichnet wurden“, so Putin unter Verweis auf die gescheiterten Gespräche zwischen russischen und ukrainischen Unterhändlern in Istanbul im Jahr 2022, deren genaue Details bisher nicht veröffentlicht wurden.
„Wir haben es geschafft, ein Abkommen zu erreichen, das ist der springende Punkt“, so die Behauptung des russischen Präsidenten. „Die Unterschrift des Leiters der ukrainischen Delegation, der dieses Dokument unterstützt hat, zeugt davon, dass die ukrainische Seite im Allgemeinen mit den getroffenen Vereinbarungen zufrieden war“. Die Schuld für das Scheitern dieser Verhandlungen sieht Putin beim Westen – weil „die Eliten der Vereinigten Staaten“ sowie „einiger europäischer Länder eine strategische Niederlage Russlands erreichen wollten“, so die Verlautbarung des russischen Staatschefs.
Putin will China, Brasilien und Indien als Vermittler – Gibt es bald Verhandlungen im Ukraine-Krieg?
Auch eine Reihe möglicher Vermittler für erneute Friedensgespräche nach den Vorstellungen Russlands hat der russische Machthaber offenbar schon auserkoren. Bei einer Podiumsdiskussion wurde er auf dem Wirtschaftsforum gefragt, welche Länder die Friedensverhandlungen mit der Ukraine lenken könnten, wie das US-Magazin Politico berichtet. „Zunächst einmal die Volksrepublik China, Brasilien und Indien. Ich stehe in Kontakt mit meinen Partnern. […] Wir haben Vertrauen zueinander“. Wenn die Ukraine die Verhandlungen dann fortsetzen wolle, „kann ich das tun“, so Putin laut dem Bericht.
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Die Äußerungen kamen, nachdem Kiew angedeutet hatte, dass es sich nicht auf direkte Verhandlungen mit Russland einlassen würde, sondern daran arbeite, eine Koalition von Vermittlern aufzubauen, um den Krieg zu beenden. In Kiew hofft man, dass eine breite Koalition, zu der auch einige Russland nahestehende Länder gehören, die 10-Punkte-Friedensformel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj durchsetzen kann – um so Moskau zur Beendigung seiner lang anhaltenden Aggression zu bewegen. Russland hat die Vorschläge dieser Friedensformel bisher jedoch strikt abgelehnt. (tpn)