Schüsse in München: „Aggressive“ Islamisten-Szene und „riesiger illegaler Waffenhandel“ in Österreich

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Nahe dem israelischen Generalkonsulat in München schoss ein Österreicher mit einem Gewehr. Vieles spricht laut Experten für einen islamistischen Hintergrund. Im Nachbarland gibt es eine „aggressive Szene“.

München – Es sind bizarr anmutende Szenen, die mutmaßlich den Mann zeigen, der am Donnerstag für einen Polizeieinsatz in München gesorgt hat: Mit einem altertümlichen Gewehr samt aufgepflanztem Bajonett läuft er durchs Bild, schießt – und ist dem Rückstoß der Waffe kaum gewachsen.

Die Echtheit des Videos, das derzeit in den sozialen Medien kursiert, ist nicht geklärt. Die Behörden bestätigen allerdings, dass ein Mann mit „einer Repetierwaffe älteren Typs“ nahe dem israelischen Generalkonsulat und des NS-Dokumentationszentrums in München unterwegs war. Dann gab es einen Schusswechsel zwischen ihm und Polizisten, die ihn schließlich töteten.

Schüsse in München: Verdächtiger ist 18-Jähriger aus Österreich

Bei dem Mann handelt es sich laut Polizei um einen 18 Jahre alten Österreicher. Womöglich habe er einen Anschlag begehen wollen, heißt es. Vieles deute darauf hin, dass der Vorfall einen radikal-islamistischen Hintergrund hat, sagt der Extremismusexperte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project (CEP). Warum er ausgerechnet München als Zielort gewählt hat? „Womöglich gibt es einen Zusammenhang zum Jahrestag der Olympia-Attentate 1972“, so Schindler. Am 5. September vor 42 Jahren hatten palästinensische Terroristen bei den Sommerspielen in München einen Anschlag auf israelische Sportler verübt und elf Olympiateilnehmer ermordet.

Seit Monaten beobachten Sicherheitsexperten, dass der Krieg in Israel nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 Radikalisierungen in islamistischen Kreisen befeuert. Auch in Österreich gibt es eine „sehr aggressive und relativ islamistische Szene“, wie Schindler sagt. „Dort gibt es genau wie hier einen Kreis von Hasspredigern.“ Besonders bekannt war zuletzt etwa der in Österreich geborene Mohamed Mahmoud: Der Islamist war Teil der Führung des Islamischen Staats (IS) in Syrien. 2018 soll er bei einem Luftangriff auf ein IS-Gefängnis in Syrien ums Leben gekommen sein.

Große Islamisten-Szene in Österreich

Die Islamisten-Szene in Österreich speise sich weniger aus dem arabischen Raum, als vielmehr unter anderem aus Tschetschenien beziehungsweise aus Balkanländern, erklärt Experte Schindler. Und: „Es gibt seit einigen Jahren einen riesigen illegalen Waffenhandel in Österreich. Die Behörden haben in den letzten Jahren regelmäßig Lager mit hunderten Waffen gefunden, meist allerdings in der rechtsextremen Szene.“ Viele Waffen kämen unbemerkt über die Balkanroute ins Land und seien relativ einfach zu bekommen.  

Waffe in München „außergewöhnlich“: „Zuletzt bei einem afghanischen Warlord gesehen“

Die in München eingesetzt Waffe sei allerdings „außergewöhnlich“, so Schindler: „Das letzte Mal habe ich so ein altertümliches Repetiergewehr an der Wand eines afghanischen Warlords gesehen.“ Unklar ist, ob der in München getötete mutmaßliche Islamist den Behörden als Gefährder bekannt war. In Österreich soll man ihn Berichten zufolge auf dem Schirm gehabt haben, in Deutschland soll er den Behörden bislang aber nicht bekannt gewesen sein.  

Laut Sicherheitskreisen gestaltet sich die Überwachung von Gefährdern in Österreich schwieriger als hierzulande. „Die Online-Beobachtung von Extremisten und Terroristen ist in Österreich noch schwieriger als in Deutschland. Die österreichischen Sicherheitsbehörden scheinen noch weniger Befugnisse als die Behörden in Deutschland zu haben“, sagt auch Hans-Jakob Schindler.

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