Zu viel und teurer Solarstrom: Ende der Einspeisevergütung kommt – was das bedeutet

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Der Solarboom ist für die Energiebranche erfreulich – zugleich wächst die Sorge vor Herausforderungen der Stromnetze. Gegenmaßnahmen sind greifbar.

Berlin – Der Ausbau der Erneuerbaren Energien kommt gut voran. Ab 2026 soll mehr als dreimal so viel Solarenergie zugebaut werden wie bisher. Die Energiebranche freut sich über den Boom beim Solarausbau, doch zu viel Solarstrom könnte zu Problemen führen. Es drohe Stress im Stromnetz, warnten Experten aus der Branche – die Rede ist sogar von einem Blackout. Viele Gegenmaßnahmen müssten schneller greifen.

Ausbau der Erneuerbaren Energien – zu viel Solarstrom könnte Stromnetze belasten

„Wenn der Zubau einfach ungebremst weitergeht, steigt die Gefahr, dass es zu instabilen Netzsituationen kommt“, hatte Maik Render, Chef des Regionalversorgers N-Ergie bereits im Juli 2024 gewarnt. Besonders mit Blick auf Ostern könnte die Sorge vor einem Stromüberschuss im Netz wachsen.

Wenn viel Sonne scheint, wird viel Strom erzeugt, zugleich gibt es wenig Stromverbrauch in der Industrie an Feiertagen wie Pfingsten. Die Einspeisung unregulierbarer Solaranlagen steigt also und es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch. Dann drohe ein technischer Stress, warnte auch der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller im Interview mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung im November 2024. Überschüssiger Strom erzeugt zudem negative Strompreise. Es gibt also so viel Strom am Markt bei geringer Nachfrage, dass er an der Börse verschenkt wird.

Eine Hand hält Geldscheine vor einen Stromzähler.
Ein Tarifwechsel lohnt sich, um beim Strompreis Geld zu sparen. (Symbolbild) © IMAGO/Schoening

Smart Meter als Lösung für regulierte Einspeisung von Strom

Eine Lösung zur Regulierung der Einspeisung wäre die Etablierung dynamischer Stromtarife und Smart Meter. Smart Meter bestehen aus einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul, das die Datenübertragung zum Energieversorger ermöglicht. Bei einer drohenden Überlastung des Netzes kann der Netzbetreiber ein entsprechendes Signal über das Smart Meter an eine Steuerungseinheit senden, die dann eine Dimmung auslöst.

Verbraucherinnen und Verbraucher, die Smart-Meter nutzen, von dynamischen Tarifen profitieren: Sie können dann Strom beziehen, wenn er in kostengünstigeren Zeiten mit hoher Erneuerbare-Energien-Erzeugung zur Verfügung steht. Ab 2025 ist der Einbau von intelligenten Messsystemen verpflichtend für Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von über 6000 Kilowattstunden oder einer Photovoltaik-Anlage mit mehr als sieben Kilowatt installierter Leistung. Bis 2030 sollen alle diese Abnehmer entsprechend mit Smart-Metern ausgestattet sein. Auch Haushalte, die weniger Strom verbrauchen, haben das Recht auf Einbau eines intelligenten Stromzählers.

Abschaffung der Einspeisevergütung rückt nach Ampel-Aus näher

Ein weiteres Problem sind die gewaltigen Kosten, die durch die Menge an Solarstrom-Einspeisungen entstehen. Experten sind der Meinung, dass die Einspeisevergütung (EEG) abgeschafft werden muss, da zu viel Solarstrom produziert wird. Die Einspeisevergütung ist eine staatlich festgelegte Entlohnung für das Bereitstellen erneuerbarer Energien im öffentlichen Stromnetz. 

Für eine Abschaffung oder Reform der Einspeisevergütung, um Subventionskosten zu senken, sprach sich Christoph Maurer, Geschäftsführer des Energieberatungsunternehmens Consentec aus. „Alle Solaranlagen, auch kleine, sollten künftig auf Preissignale aus dem Energiemarkt reagieren“, sagt Maurer zu Focus online Earth. Dazu seien Anpassungen im Fördersystem notwendig. Statt fester Vergütungen sollte der Markt bestimmen, wie viel eingespeister Strom wert ist.

Zu teurer Solarstrom auf dem Markt – muss Einspeisevergütung abgeschafft werden?

Sarah Müller, Geschäftsführerin des Solaranlagen-Anbieters Zolar forderte gegenüber unserer Redaktion, dass das Einspeisen von Solarstrom zu Marktpreisen vergütet wird, um den Anreiz zu beseitigen, bei negativen Strompreisen einzuspeisen. Stattdessen würde dadurch der Verbrauch verschoben werden, um den Strom möglichst zu nutzen.

Die Ampel-Koalition hatte noch vor ihrem Bruch ein Gesetz vorgelegt, das vorgesehen hat, die Einspeisevergütung in Zeiten negativer Strompreise abzuschaffen. Statt des staatlich gesicherten Preises pro Kilowattstunde wollte man künftig nur noch der Bau neuer Anlagen bezuschussen. Die Vergütung des Stroms sollte somit vollständig über den Markt geregelt werden. Es bleibt nun abzuwarten, ob die neue Regierung die Einspeisevergütung in ihrer jetzigen Form abschaffen oder reformieren wird. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass es zu einer Abschaffung kommt, weil die Einspeisevergütung in der jetzigen Form auch den Steuerzahler belastet.

Abschaffung der Einspeisevergütung – Hoffnung auf EnWG-Novelle

Die Hoffnung liegt auch im Stromspitzenpaket (EnWG-Novelle). Die Bundesregierung hatte am 13. November 2024 den vom BMWK vorgelegten Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Energiewirtschaftsrechts im Bereich der Endkundenmärkte, des Netzausbaus und der Netzregulierung beschlossen.

Der Gesetzentwurf dient unter anderem dazu, energiewenderelevante Maßnahmen, zur Adressierung vom Stromspitzen umzusetzen. Er dient damit der Kostenbegrenzung der Förderkosten der erneuerbaren Energien sowie der Gewährleistung eines sicheren und zuverlässigen Stromsystems. Die vorgesehenen Regelungen beinhalten insbesondere Anpassungen bei der Direktvermarktung, bei dem Umgang mit negativen Preisen sowie bezüglich der Steuerbarkeit von EE-Anlagen.  

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