Haut intensiv analysiert - Fund in Deutschland: 183 Millionen Jahre alter Dino stellt Wissen auf den Kopf
Ein spektakulärer Fund in Süddeutschland wirft neues Licht auf die besonderen Eigenschaften der Haut von Plesiosauriern, urzeitlichen Meeresreptilien. Ein in Holzmaden, Baden-Württemberg, entdecktes Fossil, das samt erhaltenen Hautresten konserviert wurde, zeigt, dass diese Kreaturen eine Kombination aus schuppiger und glatter Haut hatten.
Diese Eigenschaft könnte ihnen vor 183 Millionen Jahren das Schwimmen und das Durchpflügen des Meeresbodens erleichtert haben, berichtet ein Forschungsteam.
Plesiosaurier – Herrscher der prähistorischen Ozeane
Während Dinosaurier die Kontinente beherrschten, waren die Ozeane über 140 Millionen Jahre lang die Heimat von Meeresreptilien wie den langhalsigen Plesiosauriern. Diese bis zu zwölf Meter langen Kreaturen ernährten sich hauptsächlich von Fischen und bewegten sich mit vier paddelförmigen Flossen ähnlich wie heutige Meeresschildkröten fort.
Allerdings blieben viele Details ihres Aussehens, insbesondere die Struktur ihrer Haut, bisher rätselhaft. Fossile Knochen sind weltweit verbreitet, jedoch sind versteinerten Weichteile äußerst selten.
Ein Team um Miguel Marx von der Universität Lund in Schweden hat nun einen seltenen Plesiosaurierfund mit erhaltenen Hautresten eingehend analysiert. Das Exemplar, das einer unbekannten Art angehört und bereits 1940 nahe Holzmaden entdeckt wurde, ist rund 4,50 Meter lang und nahezu vollständig erhalten. Die Hautreste finden sich insbesondere am Schwanz und an der Hinterkante der rechten Vorderflosse.
Tiefgehende Analyse der Hautstrukturen
Um die Beschaffenheit der Plesiosaurierhaut näher zu untersuchen, entnahmen Marx und sein Team kleine Proben von Schwanz und Flosse. Anschließend entfernten sie alle mineralischen Bestandteile, um die organischen Reste zu isolieren. Mithilfe modernster Techniken wie der Rasterelektronenmikroskopie und der Röntgenspektroskopie unterzogen sie die hauchdünnen Schnitte einer detaillierten Analyse.
„Ich war schockiert, als ich Hautzellen sah, die 183 Millionen Jahre lang erhalten geblieben waren. Es war fast so, als würde man moderne Haut betrachten“, erläutert Marx.
Ein Mosaik aus glatter und schuppiger Haut
Überraschend war, dass die Hautstruktur an verschiedenen Körperteilen des Plesiosauriers stark variierte. Die äußerste Hautschicht am Schwanz war mit einer Dicke von 15 bis 25 Mikrometern relativ dünn und schuppenlos. Dagegen wies die Haut an der Hinterkante der Vorderflosse kleine, dreieckige Strukturen auf, die an moderne Reptilienschuppen erinnern. Diese seien vergleichbar mit den harten Panzerschuppen von Meeresschildkröten und den Schuppen von Mosasauriern.
Die Kombination ermöglichte dem Plesiosaurier vermutlich eine effiziente Fortbewegung im Wasser. Die glatte Haut reduzierte den Wasserwiderstand, wodurch das Meeresreptil schneller und geschmeidiger schwimmen konnte, um Beute zu fangen. Die Schuppen an den Flossen steiften deren Hinterkante, was die Steuerung und Fortbewegung optimierte.
Anpassungen für das Leben am Meeresboden
Neben der verbesserten Schwimmfähigkeit könnte die schuppenbedeckte Haut dem Plesiosaurier ebenfalls geholfen haben, sich durch den Meeresboden zu wühlen. Dieses Verhalten wird durch versteinerte Flossenspuren und erhaltene Mageninhalte nahegelegt. In den Mägen einiger Plesiosaurier fanden sich grobe Sedimentmassen und kleine Meeresbewohner wie Schnecken und Kopffüßer, die sich im Meeresboden versteckt haben könnten.
„Auch Meeresschildkröten und Delfine verschlucken große Mengen Sand und Schlamm, wenn sie die Meeresbodensedimente nach Beute durchsuchen“, erläutern die Paläontologen. Dies deutet darauf hin, dass ähnliche Anpassungen wie bei den heutigen Meeresschildkröten auch bei den Plesiosauriern vorzufinden waren.
Von Anna Manz
Das Original zu diesem Beitrag "Deutschland: Plesiosaurier samt Hautzellen gefunden" stammt von scinexx.