Hessen im EU-Ranking: In einem Vergleich ist das Bundesland besonders schlecht
Von Breitbandzugang über BIP bis Gender Pay Gap: Wo schneidet Hessen im europäischen Vergleich gut ab – und wo nicht?
Wiesbaden – Hessen hat gewählt: Stärkste Kraft wurde mit 26,3 Prozent die CDU, gefolgt von der SPD mit 18,6 Prozent. Auf die Grünen entfielen 10,9 Prozent der Stimmen, 8,9 Prozent der Wähler entschieden sich für die AfD. Auf den weiteren Plätzen folgen die Linke mit 6,8 Prozent, Volt mit 5 Prozent und die FDP mit 4,8 Prozent. Nein, bei den Zahlen handelt es sich natürlich nicht um das Ergebnis der Europawahl, die in Deutschland erst am Sonntag (9. Juni) stattfindet, sondern um den Ausgang der inoffiziellen U18-Wahl in Hessen.
In der Woche vom 27. bis zum 31. Mai nahmen bundesweit über 60.000 junge Menschen an der nicht repräsentativen Abstimmung teil, die vom Bundesjugendring koordiniert wurde. Die Wahl fand in 875 selbst organisierten Wahllokalen statt. Bei der diesjährigen Europawahl in diesem Jahr dürfen erstmals auch 16- und 17-Jährige abstimmen.
Junge Menschen in Hessen wählen europafreundlich
Das europafreundliche Ergebnis der jungen Menschen in Hessen mag verschiedene Gründe haben, aber klar ist: Die EU ist wichtig für Hessen. Allein aus dem EU-Struktur- und Investitionsfonds erhält das Bundesland von 2021 bis 2027 einen Betrag von mehr als 774 Millionen Euro. Auch die hessische Landwirtschaft profitiert kräftig vom Staatenbund, bekommt allein im aktuellen Jahr rund 250 Millionen Euro. Von 2023 bis 2027 werden es laut Landesregierung insgesamt etwa 1,2 Milliarden Euro sein.
Europa ist so wichtig für Hessen, dass es in Brüssel eine eigene Vertretung unterhält. Gerade vor der Wahl ist Europaminister Manfred Petz (CDU) hier öfter vor Ort, um für die Interessen des Bundeslandes zu werben. „Unsere speziellen Anliegen, etwa beim Finanzmarkt oder mit Blick auf den Flughafen Frankfurt am Main, müssen wir deshalb selbst vortragen“, sagte er kürzlich gegenüber der Frankfurter Rundschau.
Wie gut (oder schlecht) Hessen im europäischen Vergleich dasteht, zeigen Zahlen, die das Statistische Landesamt vor kurzem zur Europawahl veröffentlichte. Demnach belegt das Bundesland beim Breitbandzugang (Stand 2020) mit 95,7 Prozent EU-weit den zweiten Platz hinter den Niederlanden. Deutschland folgt nur knapp dahinter auf Rang vier mit 94, 8 Prozent. Auch beim nominalen Bruttoinlandsprodukt kann sich Hessen sehen lassen, steht mit 351 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf Platz zwölf. Deutschland führt die Statistik mit 4 121 Milliarden Euro deutlich vor Frankreich (2 803 Milliarden Euro) an. Das EU-weit kleinste Bruttoinlandsprodukt erwirtschaftete im Jahr 2023 Malta mit 19 Milliarden Euro.

Unrühmlicher Platz für Hessen beim Gender Pay Gap
Auch noch in die Top Ten schafft es Hessen bei der Erwerbstätigenquote, die im Bundesland im Jahr 2022 78,8 Prozent betrug. Spitzenreiter im europäischen Vergleich ist hier die Niederlande (82,9 Prozent), Deutschland (80,7 Prozent) folgt auf Rang fünf. Besser sieht es für Hessen bei der ökologischen Landwirtschaft aus. 15 Prozent der landwirtschaftlichen genutzten Fläche waren im Jahr 2024 laut Statistischem Landesamt in Hessen ökologische Anbauflächen. Das bedeutet Rang sechs, allerdings deutlich hinter Vorreiter Österreich mit 25,7 Prozent. Deutschland insgesamt rangiert hier mit 9,6 Prozent nur im Mittelfeld.
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Einen unrühmlichen Platz nimmt Hessen dagegen beim Gender Pay Gap ein. 20,6 Prozent (Jahr 2022) bedeuten Rang zwei in der Negativstatistik. Je kleiner der Wert, umso kleiner ist die Lücke im Verdienst zwischen Männern und Frauen. Mit 17,7 Prozent liegt auch Deutschland in der Statistik weit „vorne“. Lohngleichheit ist dagegen in Luxemburg (–0,7 Prozent) erreicht. Hier verdienen Frauen, statistisch gesehen, sogar etwas mehr als Männer.
Ebenfalls veröffentlichte das Statistische Bundesamt Zahlen zu den ausländischen EU-Bürgern, die vergangenes Jahr in Hessen gelebt haben, demnach rund eine halbe Million Menschen. Mit etwa 84.000 Menschen kam die größte Bevölkerungsgruppe davon aus Rumänien, gefolgt von Polen (80.000) und Italien (74.000).