In Südhessen klingelt täglich das Telefon von Deutschlands „Ufo-Direktor“. Er und sein Team untersuchen unerklärliche Himmelsphänomene.
Lützelbach – Der Weltraum ist ein Ort von unermesslicher Weite, gefüllt mit Milliarden von Himmelskörpern und unerforschten Welten. Die überwiegende Mehrheit dessen, was unseren Planeten umgibt, ist eine sich ständig ausdehnende, nahezu unendliche Leere, die jedoch nicht an Masse zunimmt. Die Frage, ob wir die einzigen Bewohner dieses gigantischen Kosmos sind, ist daher umso faszinierender.
Die Vorstellung von außerirdischem Leben hat schon immer fasziniert und inspiriert. In den 1970er Jahren schickte die NASA, die US-amerikanische Weltraumbehörde, zwei Sonden namens Voyager ins All. Jede von ihnen trug eine goldene „Schallplatte“, die neben Musik von Beethoven bis Chuck Berry auch eine Karte enthielt, die einer außerirdischen Intelligenz den Weg zu unserem Heimatplaneten weisen sollte. Obwohl die Sonden unser Sonnensystem bereits verlassen haben, haben wir bisher keine Antwort erhalten. Kein klares Signal, keine Nachricht und kein Besuch von Außerirdischen.
„Ufo-Direktor“ Deutschlands in Südhessen erforscht Himmelsphänomene
Trotzdem erhält Hans Jürgen Köhler, Deutschlands „Ufo-Direktor“, seit über 50 Jahren täglich zwischen zwei und sechzig Anrufe in seinem Büro im Odenwald. 1973 gründete der hessische Astronom zusammen mit seinem mittlerweile verstorbenen Freund Werner Walter das CENAP, das Centrale Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene.
Das Ziel dieses privaten Netzwerks ist die Identifizierung von unidentifizierten Flugobjekten (Ufos). Das ehrenamtliche Team in Lützelbach (Odenwaldkreis) nimmt rund um die Uhr Anrufe wegen vermeintlicher Ufosichtungen entgegen. Nachdem die Augenzeugenberichte aufgenommen wurden, beginnt die Recherche: Gab es besondere Raketenstarts zu der Zeit, hat Elon Musk neue Starlink-Satelliten ins All geschickt oder könnte ein Wetterphänomen die Ursache sein?
Das Netzwerk aus dem Odenwald arbeitet eng mit der Deutschen Flugsicherung (DFS), verschiedenen Sternwarten und der in Darmstadt ansässigen Raumfahrtbehörde ESA zusammen. Wenn eine Erklärung für eine Ufo-Sichtung gefunden wurde, wird diese auf dem Blog der CENAP veröffentlicht.
Die jüngste Meldung kam von einem Anrufer aus Pirna in Sachsen, wie im Blogeintrag der CENAP zu lesen ist. Am 2. Juni, um genau 2.12 Uhr mitteleuropäischer Zeit, ging ein Anruf bei der Ufo-Meldestelle im Odenwald ein. Der Anrufer berichtete von einem „nebligen Gebilde, das langsam über den Himmel zieht“. Nur wenige Minuten später, um 2.38 Uhr, meldete sich eine weitere Person aus Waren-Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) mit einer ähnlichen Beobachtung.
Nebeliges Gebilde im Himmel war Folge eines Orbitmanövers
Nach kurzer Recherche vermutete man zunächst, dass die jüngsten Starts der Falcon9-Raketen von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX für die Sichtungen verantwortlich sein könnten. Weitere Untersuchungen ergaben jedoch, dass es sich tatsächlich um den zweiten Start der aktuellen ESA-Mission EarthCare handelte. Bei diesem Start fand ein sogenanntes Burn-Up-Manöver im Orbit statt, das von der Sonne beleuchtet wurde und so das weit sichtbare Himmelsphänomen verursachte, das die Hobby-Ufologen als „nebliges Gebilde“ wahrnehmen konnten.
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Innerhalb der deutschen Ufologenszene wird CENAP den Skeptikern zugeordnet. Köhler erklärte gegenüber National Geographic, dass er seine Arbeit nicht aus Glauben an außerirdisches Leben, sondern aus wissenschaftlicher Motivation heraus mache: Er möchte Erklärungen für das Unerklärliche finden. Von den über 10.000 Meldungen der letzten 50 Jahre sind nur etwa 150 ungeklärt geblieben, wie in einem Artikel des Wissenschaftsmagazins zu lesen ist. Diese Fälle sind jedoch weder besonders mysteriös noch verdächtig. Sie konnten aufgrund von Lücken in den Daten, wie fehlenden Informationen zu Ort und Zeitpunkt der Sichtungen, nicht geklärt werden.
Ob wir eines Tages Besuch aus dem All bekommen werden, bleibt ungewiss. Aber das Universum bietet sicherlich genügend Raum für Spekulationen.