Trump verärgert über ukrainische Angriffe auf Putins Stützpunkte – Kiew attackiert weiter

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Die Ukraine setzt auf unkonventionelle Angriffe – Trump reagiert mit Kritik. In den USA wird über die zukünftige Unterstützung für Kiew diskutiert.

Washington, D.C./Kiew – Die jüngsten ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Militärflugzeuge haben nicht nur in Moskau für Aufregung gesorgt, sondern offenbar auch den US-Präsidenten Donald Trump aufgebracht. In einer Reihe von öffentlichen und privaten Äußerungen kritisierte er den Schritt Kiews im Ukraine-Krieg scharf.

Trump verärgert über ukrainische Angriffe auf Putins Stützpunkte im Ukraine-Krieg

Der Angriff, der mehrere russische Militärflugplätze betraf und als „Operation Spinnennetz“ bekannt wurde, hat die Spannungen zwischen den USA und der Ukraine verschärft und die Frage aufgeworfen, ob die USA weiterhin als Hauptunterstützer für die Ukraine fungieren sollen. Die Situation könnte weitreichende Folgen für die westliche Unterstützung Kiews haben.

Der Drohnenangriff, der mehrere strategische Militärflugplätze Russlands traf und zu erheblichen Zerstörungen führte, erfolgte ohne eine vorherige Abstimmung mit den Vereinigten Staaten. Dies hat Trump, der bereits in der Vergangenheit immer wieder seine Frustration über den Ukraine-Krieg zum Ausdruck gebracht hatte, verärgert.

Laut The Atlantic, der sich in seinem Bericht auf drei anonyme Mitarbeiter des US-Präsidenten beruft, soll Trump in privaten Gesprächen mit Beratern seine Unzufriedenheit über den ukrainischen Alleingang geäußert haben. Trump warf dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor, die Eskalation des Konflikts durch einen solchen Angriff ohne vorherige Konsultation mit den USA in Kauf genommen zu haben. Trump erklärte, dass dieser Angriff die Gefahr einer weiteren Eskalation vergrößere und möglicherweise den Kriegsverlauf negativ beeinflussen könnte.

„Operation Spinnennetz“: Ukraine zerstört 41 russische Militärflugzeuge

Der Drohnenangriff mit dem Namen „Operation Spinnennetz“ beschädigte nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU insgesamt 41 russische Militärflugzeuge, darunter strategische Bomber, die regelmäßig für Luftangriffe auf ukrainische Städte eingesetzt werden. Der ukrainische Geheimdienst veröffentlichte detaillierte Aufnahmen, die die präzise Durchführung der Operation dokumentieren.

Laut verschiedener Medienberichte wurden unter anderem die russischen A-50, Tu-95 und Tu-22 Bomber bei Angriffen auf Luftwaffenstützpunkte in Sibirien und im Norden Russlands schwer beschädigt. Die ukrainische Regierung erklärte, dass diese Angriffe eine Antwort auf die fortgesetzten russischen Angriffe auf ukrainische Städte waren.

Donald Trump
Donald Trump reagiert auf den ukrainischen Drohnenangriff mit scharfer Kritik. Die US-Politik gegenüber der Ukraine könnte sich aufgrund der Eskalation ändern. © IMAGO / UPI Photo

Trumps Bedenken hinsichtlich einer Eskalation im Ukraine-Krieg und der Unterstützung für Kiew

Trump, der vor seiner erneuten Amtsübernahme angekündigt hatte, den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden zu wollen, zeigte sich über die Eskalation der Ereignisse besorgt. Er äußerte Bedenken, dass die Drohnenangriffe eine weitere Verschärfung des Konflikts zur Folge haben könnten. Laut Washington Post soll Trump in einem Gespräch mit Beratern die Idee geäußert haben, dass eine militärische Eskalation die Friedensgespräche noch weiter verzögern könnte.

Trump verglich die Situation mit einem Konflikt zwischen zwei streitenden Kindern, wobei er sagte, es sei manchmal besser, sie eine Weile kämpfen zu lassen, bevor man eingreife. Dieser Kommentar kam am Donnerstag (6. Juni) im Gespräch mit dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz, der in Washington versuchte, Trump zu einer aktiveren Unterstützung der Ukraine zu bewegen.

USA unter Trump immer zurückhaltender hinsichtlich der Unterstützung Kiews im Ukraine-Krieg

Die US-Regierung ist sich offenbar noch nicht einig, ob sie ihre militärische und finanzielle Unterstützung für die Ukraine fortsetzen soll. In einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Mittwoch erklärte Trump, dass es keinen „sofortigen Frieden“ geben werde. „Es war ein gutes Gespräch, aber kein Gespräch, das zu einem sofortigen Frieden führen wird“, schrieb Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social nach dem Gespräch.

Trotz der diplomatischen Gespräche zwischen den beiden Staatsoberhäuptern, in denen auch die russische Reaktion auf die ukrainischen Angriffe thematisiert wurde, scheint Trump seine Unterstützung für Kiew vorsichtiger zu formulieren.

Es war ein gutes Gespräch, aber kein Gespräch, das zu einem sofortigen Frieden führen wird.

Ukrainische Offensive als Antwort auf russische Angriffe im Ukraine-Krieg

In der Ukraine wird der Drohnenangriff auf die russischen Luftwaffenstützpunkte indes als Erfolg gefeiert. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass die Ukraine solche Angriffe nicht ohne Grund führe, sondern als direkte Reaktion auf die fortgesetzten russischen Bombardierungen von ukrainischen Städten. Laut euronews sagte Selenskyj, dass die Ukraine zu diesen drastischen Maßnahmen gegriffen habe, um ihre militärische Überlegenheit auszubauen und gleichzeitig ein starkes Signal an Moskau zu senden. Er betonte jedoch, dass der Angriff nicht stattgefunden hätte, wenn Russland bereit gewesen wäre, dem von den USA unterstützten Waffenstillstandsangebot zuzustimmen.

Selenskyj wiederholte ferner seine Forderung nach einer Waffenruhe und gab an, dass der Angriff Teil eines umfassenderen militärischen Plans sei, der die russische Kriegsführung auf lange Sicht schwächen solle. Der ukrainische Präsident erklärte auch, dass die ukrainische Regierung weiterhin bereit sei, Friedensgespräche zu führen, sollte Russland dem Waffenstillstandsangebot zustimmen. Allerdings sieht er die derzeitige russische Delegation in den Verhandlungen jüngst in Istanbul nicht als legitim an, um eine tatsächliche Waffenruhe auszuhandeln.

Vorerst setzt die Ukraine ihre militärischen Nadelstiche wohl fort und greift weiterhin russische Ziele an. Auch nach der „Operation Spinnennetz“ kam es zu weiteren Angriffen auf russische Infrastruktur, etwa auf die Krim-Brücke und Militärstellungen. Kiew macht deutlich, dass diese Angriffe Teil einer langfristigen Strategie sind, die darauf abzielt, die russischen Kriegsressourcen zu schwächen und die militärische Initiative zu behalten.

Reaktion Moskaus auf ukrainische „Operation Spinnennetz“

Russland hat bereits mit einer Vergeltungsmaßnahme gedroht. Putin kündigte in dem besagten Telefonat mit Trump an, dass Russland auf die ukrainischen Angriffe reagieren werde. Gemäß Reuters sprach Putin von einem „starken Gegenschlag“ und stellte klar, dass Russland das Recht habe, auf den Angriff zu reagieren, da dieser als Terrorakt betrachtet werde. Der Kreml bezeichnete die ukrainischen Drohnenangriffe als „Angriffe auf strategische Ziele“ und kündigte an, die Ukraine dafür zur Rechenschaft zu ziehen.

Erste russische Vergeltungsaktionen sind bereits erfolgt: In der Nacht zum Freitag griff Russland die Ukraine mit massiven Luftschlägen an, bei denen unter anderem ein Wohnhaus in Kiew schwer beschädigt wurde. Das russische Verteidigungsministerium sprach von einem Vergeltungsschlag auf „terroristische Akte“ des Kiewer Regimes. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow verwies auf diese Begründung, nachdem Präsident Putin zuletzt der Ukraine Sabotageakte im russischen Eisenbahnnetz vorgeworfen hatte.

Derweil warnt der Stabschef von Präsident Selenskyj, Pavlo Palisa, laut Politico vor einer bevorstehenden russischen Bodenoffensive mit dem Ziel, die Ukraine vom Schwarzen Meer abzuschneiden.

Ukraine-Krieg: Die Rolle der USA in der Friedensvermittlung – Trump mit „Kleinkinder“-Vergleich

Die Frage, wie sich die USA künftig in zukünftigen Friedensverhandlungen positionieren werden, bleibt offen. Trump, der immer wieder betont hat, dass er in der Lage sei, den Konflikt schnell zu beenden, scheint inzwischen zunehmend zurückhaltend. Auch im Gespräch mit dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz relativierte Trump seine Haltung zu den Friedensgesprächen. Er erklärte, dass er zwar weiterhin für eine schnelle Lösung des Konflikts sei, aber auch die Möglichkeit in Betracht ziehe, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen, wenn keine Fortschritte erzielt werden könnten.

Auch verglich Donald Trump den Ukraine-Krieg mit einem Streit zwischen zwei Kleinkindern. Einen Tag später zeigte sich Kremlsprecher Dmitri Peskow von dieser Analogie keineswegs angetan und konstatierte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass, dass Trump vielleicht eine solche Meinung hege, er merkte jedoch an: „Aber für uns ist das eine existenzielle Frage, eine Frage unserer nationalen Interessen, eine Frage unserer Sicherheit, der Zukunft unserer Kinder, der Zukunft unseres Landes.“ Ferner kämpfe Russland, weil der Westen alle Friedensszenarien und Konfliktlösungen aus Moskau abgelehnt habe.

USA unter Trump: Wird die Ukraine-Unterstützung eingestellt?

Im Bericht von The Atlantic wurde derweil darüber spekuliert, dass die USA unter Trump möglicherweise ihre Unterstützung für Kiew zurückfahren könnten, wenn die ukrainische Regierung weiterhin auf aggressive militärische Maßnahmen setzt. Die US-Politik könnte sich aber auch in Richtung einer härteren Haltung gegenüber Russland verschieben, wenn Moskau die Gewalt weiter eskaliert.

Klar ist: Die jüngsten Ereignisse deuten darauf hin, dass der Ukraine-Krieg einmal mehr einen kritischen Wendepunkt erreicht hat. Während Kiew seine jüngsten Drohnenangriffe als notwendigen Schritt in seiner Verteidigungspolitik sieht, zeigen sich die USA zunehmend unsicher. Trumps schwankende Haltung und die Rachegelüste und -aktionen Moskaus lassen die Perspektiven für ein Ende des Ukraine-Kriegs weiterhin sehr unsicher erscheinen. (chnnn)

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