Ingenried/Landkreis – Am Mittwoch ziehen die ersten Asylbewerber ins Gasthaus Schnitzer in Bernbeuren und die neue Thermohalle in Schwabsoien ein. Beides sind Notunterkünfte. Auch in Ingenried kommen 16 Personen an.
„Wir rechnen nur noch in Bussen, nicht mehr in Personenzahlen“, hatte Landrätin Andrea Jochner-Weiß im November gesagt, als die Zahl der Asylbewerber und der Bedarf an Unterbringungsmöglichkeiten immer größer wurden. Wenngleich die Entwicklung, so Bernhard Pössinger vom Sachgebiet Asyl und Integration des Landratsamts, derzeit eine „Winterdelle“ erlebe, kommt am Mittwoch wieder ein solcher Bus mit 50 Personen.
Ingenrieds Bürgermeister Georg Saur hatte zum Vor-Ort-Termin am gestrigen Montag ins ehemalige Gasthaus zur Sonne eingeladen, rund 80 Ingenriederinnen und Ingenrieder kamen; die Atmosphäre war interessiert. „Dass die Migrationspolitik im Bund nicht das Gelbe vom Ei ist, wissen wir alle“, befand das Gemeindeoberhaupt mit Blick nach Berlin. Das sah auch Pössinger so: „Wir löffeln die Suppe aus.“
Auf lokaler Ebene sei es aber nun eben, wie es ist, so Saur. Um rund 14 Einwohner sei Ingenried zuletzt jährlich gewachsen – allein am Mittwoch „kommen nun 16 weitere Mitbürger dazu“. Er sei dafür, diesen offen und ohne Vorbehalte zu begegnen.
Lange bleiben werden sie nicht, die Rede war von einer Zeitspanne zwischen vier Wochen und drei Monaten. In ihrer Funktion als Notunterkunft dient die alte Dorfwirtschaft als Durchgangsstation. Bis Ende August ist diese Nutzung des Gasthauses, das die Gemeinde im Sommer gekauft hatte, befristet. Danach muss es eine andere Lösung geben.
Dass die ersten Ankömmlinge vom Mittwoch allesamt junge alleinstehende Männer aus sechs verschiedenen Nationen sind, habe er sich für den Start in Ingenried anders gewünscht, griff Pössinger Sorgen vorweg. Er stellte aber auch klar: „Es gibt da Lumpen, ebenso wie bei uns.“ Manchmal menschle es freilich. Er treffe auf „Motivierte und manche, die nix machen wollen.“
Bei allen Notunterkünften im Landkreis sei durchgängig eine Person vom Sicherheitsdienst vor Ort, ab 50 Bewohnern zwei. Vielerorts, wie in der großen Peitinger Unterkunft an der Seestraße mit 140 Menschen, sei die Lage ruhig, nannte Pössinger eines von mehreren Beispielen für gute Erfahrungen. „Kontraproduktiv ist es, wenn sie spannen, dass sie nicht erwünscht sind.“
Interesse an Helferkreis? Treffen in Ingenried
Er blicke dem Kennenlernen anderer Kulturen gespannt entgegen, sagte Ingenrieds Bürgermeister Saur. „Irgendwie freue ich mich auch.“ Einen ehrenamtlichen Helferkreis erachte er als wichtige Schnittstelle. Um diesen zu formieren ist ein Treffen für den morgigen Mittwoch anberaumt; wer mithelfen will, kann sich unter Tel. 08868/757 oder gemeinde@ingenried.bayern.de melden.
Verwaltungsgericht: Keine Zwangszuweisungen im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
Über Kreuz liegen beim Thema der Aufnahme von Asylbewerbern das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen und die dortige Gemeinde Greiling. Letztere bekam am Freitag vom Münchner Verwaltungsgericht per Eilbeschluss Recht: Mitwirkungspflicht ja, Zwangszuweisung nein. Diese sei ein Eingriff ins Selbstverwaltungsrecht.
Wie ordnet das Landratsamt Weilheim-Schongau diese Entscheidung ein? Eine Zuspitzung wie im Nachbarlandkreis habe es hier ja nicht gegeben, sagt Bernhard Pössinger vom Sachgebiet Asyl und Integration. Einmalig sei mit einer Zwangszuweisung gedroht worden – nämlich gegenüber Bernbeuren, wo nun aber das Gasthaus Schnitzer als Notunterkunft dient. Er baue weiterhin auf die Solidarität der Gemeinden und den Austausch miteinander. Die Zusammenarbeit sei „sehr sehr gut“.