Neues Hubschrauber-Bündnis soll Europas Rüstungsindustrie stärken
Europas Rüstungsindustrie soll unabhängiger von China und den USA werden. „EURA“ will dabei helfen. Es legt die Basis für europäische Hubschrauber.
Berlin – Im Zuge des Ukraine-Kriegs strebt die Europäische Union (EU) neue Strategien an, um die Verteidigungsfähigkeit Europas zu stärken. Seit März 2024 existiert gar schon ein umfassender Plan auf Ebene der Europäischen Kommission, der unter anderem Handlungsvorgaben gibt. Ein neues deutsch-französisches Joint Venture soll seinen Teil beitragen – und der Union einen eigenen Kampfhubschrauber einbringen.
EURA – Deutsch-Französischer Beitrag zur europäischen Rüstungsindustrie
Konkret handelt es sich um eine Kooperation zwischen Safran Helicopter Engines, einem französischen Weltmarktführer von Hubschraubtermotoren, und der deutschen MTU Aero Engines AG, Deutschlands führendem Triebwerkhersteller. Zusammen haben sie das 50:50-Joint-Venture EURA gebildet (kurz von European Military Rotorcraft Engine Alliance). Nach Angaben der beiden Konzerne bildet das neue Unternehmen das Herzstück eines umfassenderen Programms, in dessen Rahmen weitere Industrie- und Technologiepartner aus anderen europäischen Ländern zusammenarbeiten sollen.
Das Ziel der Kooperation ist die Entwicklung eines neuen, „vollständig europäischen Triebwerks für die nächste europäische Militärhubschraubergeneration“, teilte MTU in einer Unternehmensmeldung mit. „EURA garantiert die Souveränität der zukünftigen Militärhubschrauber, die Europa und die europäischen Nationen benötigen werden“, sagt Cédric Goubet, CEO von Safran Helicopter Engines.
Das Joint Venture hatte dabei Unterstützung von ganz oben erhalten: Die Unterzeichnung fand in der französischen Botschaft in Berlin statt. Neben Goubet und Michael Schreyögg (Programmvorstand der MTU Aero Engines) waren auch François Delattre, der französische Botschafter in Deutschland, und Thomas Hitschler, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, mit an Bord.
„Politiker kommen und gehen“ – neues Joint Venture für Europas Rüstungsindustrie
Die beiden Vorstände erklärten, dass dieses Vorhaben ein „weiteres Beispiel für die deutsch-französische Achse bei Militärprojekten“ sei. Gegenüber der Welt unterstrichen sie, dass sie dabei auf die „volle Rückendeckung“ der Regierungen aus Berlin und Paris hätten zählen können. Auch die Frankreich-Wahl, die am Wochenende stattfinden soll, werde an der grundsätzlichen Zusammenarbeit nichts ändern.
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„Politiker kommen und gehen und unsere Zusammenarbeit besteht seit über fünf Jahrzehnten“, erklärte MTU Aero Engines-Vorstand Schreyögg zur Welt. Ein Zusammenrücken der Unternehmen würde ein Zusammenrücken der Nationen begünstigen. Europa müsse dringend aktiv werden, weil auch die USA bereits an der nächsten Generation der Militärhubschrauber arbeite.
„Wenn wir nicht heute anfangen, befürchte ich, dass wir im Jahr 2040, 2045 ein US-Produkt kaufen müssen, weil es in Europa nichts gibt“, mahnte Schreyögg. Europa müsse seine Rüstungsindustrie dringend unabhängiger machen.
„Wir müssen mehr investieren“ – von der Leyen will Europas Rüstungsindustrie stärken
Wenn es nach der EU-Kommission geht, muss Europa ohnehin eine gemeinsame Rüstungsindustrie aufbauen. Schon im Frühjahr hatte sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dafür ausgesprochen, dass die wachsenden Investitionen der EU-Staaten in Waffen, Munition und Soldaten eigentlich in den Aufbau einer neuen europäischen Verteidigungsindustrie fließen müssten. „Wir haben einen sehr fragmentierten Verteidigungsmarkt, und das muss sich ändern“, sagte von der Leyen der Financial Times schon im Februar. „Wir müssen mehr investieren, wir müssen besser investieren und wir müssen europäisch investieren.“
Ein starker Auslöser für diese neuen europäischen Bemühungen ist der Ukraine-Krieg. Russlands Angriff auf die Ukraine hatte den westlichen Nationen klargemacht, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, und so hatten die Staaten neue Strategien für die Stärkung der europäischen Rüstungsindustrie gesucht. Bis 2030, das umriss ein Entwurf aus der EU-Kommission, sollen EU-Länder mindestens 40 Prozent ihrer Verteidigungssysteme durch interne Zusammenarbeit erhalten und mindestens die Hälfte ihres Verteidigungs-Budgets für Produkte aus europäischer Produktion ausgeben. Mindestens 35 Prozent der Rüstungsgüter sollen die EU-Staaten untereinander handeln. Dies würde dabei helfen, die EU sicherer und widerstandsfähiger zu machen.