Ukraine bekommt „Albatros“-Kampfjet - Nato-Land gibt seine letzte Reserve

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Die Nato-Staaten forcieren die Waffen-Lieferungen für die Ukraine wieder deutlich. Ein baltisches Land geht bei einer Teilstreitkraft bis an seine Grenzen.

Kiew - Sie warnen vehement vor Russland und dessen autokratischen Machthaber Wladimir Putin. Und immer wieder betonen die Baltischen Staaten, wie sehr sie die Ukraine bei deren Verteidigung gegen das Kreml-Regime aus Moskau im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten unterstützen.

Gegen Wladimir Putin: Litauen sendet der Ukraine sein letztes Kampfflugzeug

Während die USA gerade 61 Milliarden Dollar an Militärhilfen - inklusive Bradley-Panzer - freigegeben haben, hat nun auch Litauen ein weiteres Mal bei seinen Waffen-Lieferungen nachgezogen und Kiew sein letztes verbliebenes Kampfflugzeug für die Gefechte im Ukraine-Krieg zur Verfügung gestellt. Die Rede ist von der L-39ZA „Albatros“ aus einstmals tschechoslowakischer Produktion.

Das litauische Verteidigungsministerium hatte am 20. April die Lieferung an die Ukrainer bestätigt. Die Maschine wurde auseinandergeschraubt und per Tieflader in den Krieg geschickt. Mit dem Flugzeug hatten die Litauer zuvor ihre wenigen Luftwaffen-Offiziere im Fliegen ausgebildet, damit sie überhaupt die Grundvoraussetzungen dafür mitbringen konnten, um in Trainingsprogrammen befreundeter Nato-Partner modernere und schlagkräftigere Kampfjets kennenzulernen.

Luftwaffe von Nato-Mitglied Litauen: Bis auf Mi-8-Helikopter gibt es nicht viel

Wie der Auflistung des viel zitierten Global Firepower Index (GFP) zu entnehmen ist, hat das kleine Nato-Mitglied mit seinen rund 2,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern jetzt keinen einzigen Kampfjet mehr in den eigenen Reihen. Zur winzigen litauischen Luftwaffe gehören demnach nur noch neun Transportflugzeuge, von denen demnach am 24. April sechs einsatzfähig waren. Sowie vier Helikopter.

Unter anderem sollen drei größere italienische Transportflugzeuge Alenia C-27J „Spartan“ sowie zwei Mehrzweckhubschrauber Mil Mi-8 aus ehemals sowjetischer Produktion zu dem überschaubaren Arsenal zählen. An den Mi-8-Helikoptern können zwar Vorrichtungen für ungelenkte Luft-Boden-Raketen sowie für Bordmaschinengewehre angebracht werden - das war es dann aber auch schon an Gegenwehr aus der Luft im Falle eines Ernstfalles.

L-39ZA „Albatros“ für die Ukraine: Kampfflugzeug soll gegen Russland-Angriff helfen

Ursprünglich hatte Litauen zwei L-39ZA aus Tschechien erworben, die bis 1999 produziert wurden. Wo der andere litauische „Albatros“ abgeblieben ist, ist indes nicht bekannt. Eigentlich ist die L-39ZA ein Trainingsjet. Entsprechend aufmunitioniert kann der „Albatros“ aber auch als leichtes Erdkampfflugzeug gegen Bodenziele sowie selbst im Luftkampf gegen Hubschrauber eingesetzt werden. Modernen Kampfjets ist der „Albatros“ dagegen haushoch unterlegen.

So hat die L-39ZA vier Pylone unter den Flügeln, an denen zum Beispiel zwei Startschienen für zwei infrarotgelenkte Luft-Luft-Raketen Wympel K-13 angebracht werden können. Zudem hat die militärische Variante des Flugzeugs eine Rumpfgondel mit einer 23-mm-Maschinenkanone „Grjasew-Schipunow GSch-23L“ mit insgesamt 150 Schuss Munition. Damit können Bodenziele wie Nachschubkonvois und feindliche Unterstände angegriffen werden. Ein Vorteil des nur 1,1 Tonnen schweren Flugzeugs liegt darin, dass es nicht so schwer und nicht ganz so schnell ist wie moderne Typen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt angeblich bei maximal 750 km/h. Zum Vergleich: Ein amerikanischer F-16-Kampfjet, den die Ukrainer in größerer Stückzahl bekommen sollen, kann mehr als 2000 km/h schnell fliegen.

Litauisches Kampfflugzeug für die Ukraine: Es soll das russische Radar unterfliegen

Aber: Die L-39ZA kann bei geringerer Geschwindigkeit sehr tief über dem Boden fliegen, wie etliche kursierende Video-Aufnahmen zum Beispiel von Kunstflugstaffeln dokumentieren. Damit kann der vorgesehene ukrainische Pilot im besten Fall das russische Radar in die Irre führen. Passend dazu: Im vergangenen Sommer verbreiteten ukrainische Militärblogger bei X (vormals Twitter) ein Video, wie Kampfpiloten ihres Landes mit einer MiG-29 den extremen Tiefflug übten. Laut einer Analyse des Online-Portals Business Insider erhöhen die Piloten damit ihre Chancen, der russischen Radarüberwachung zu entgehen, indem sie nahe an den Konturen des Bodens fliegen.

Und ihr Flugzeug somit mit der Landschaft verschmilzt. Denn: Radar detektiert - vereinfacht erklärt - über elektromagnetische Wellen Flugobjekte. Die Radarantenne sendet hierfür kurze Wellenimpulse, die als Echo zurückkommen, wenn sie auf große Gegenstände treffen. Bei einem Tiefflug wird die Identifizierung als Flugzeug umso schwieriger. Die „Albatros“ bringt alles für diesen Vorteil mit, während unter den neuen US-Waffen-Lieferungen für die Ukraine keine Kampfjets vom Typ F-16 sind. Jetzt muss der litauische Flieger nur noch wieder zusammengeschraubt werden. (pm)

Auch interessant

Kommentare