Müll-Sünder kosten uns Millionen – jetzt schlagen pfiffige Waste-Watcher zurück

"Da darf man nicht zimperlich sein", erklärt Kristin Lange. Sie gehört zur Truppe der Hamburger Waste-Watcher. Das ist ein ziemlich schöner Name für eine ziemlich eklige Sache. Die Frau durchsucht illegal abgestellten Müll, um die Täter derartiger Umweltverschmutzungen zu identifizieren. 

Denn mancher Hamburger legt seinen Mist gerne dort ab, wo schon anderer Mist liegt. "Ich sage immer, Müll ist gesellig", sagt Lange schmunzelnd. "Wenn einer etwas ablegt, kommt noch etwas dazu." 

Die Waste-Watcher suchen im Unrat nach Adressen, etwa auf Briefumschlägen, oder anderen Hinweisen auf die Täter. Oft finden die Müll-Detektive aber auch ganz andere Sachen. "Da sind Babywindeln dabei, ich habe auch schon ein Ziegenbein und ganze Hühner im Müll gefunden." Im Sommer kommen noch Maden dazu.

Illegaler Müll kostet den Steuerzahler Millionen

Das Problem der illegalen Entsorgung von Müll wächst. RTL hat sich deutschlandweit auf die Suche nach Müll-Sündern gemacht. Egal ob in Hamburg, Köln oder Niedergörsdorf in Brandenburg – wo immer die RTL-Reporter auftauchen, hat die Menge an heimlich abgestelltem Unrat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. 

Der Aufwand, den die Abfallwirtschaft betreibt, um diesen Müll zu entfernen, kostet den Steuerzahler viel Geld extra. Allein in Hamburg landen jährlich 44.000 Kubikmeter illegaler Müll am Straßenrand. Das kostet zusätzlich 19 Millionen Euro im Jahr, heißt es in der RTL-Reportage "Kampf gegen den Müll". Ähnlich sieht es in Köln aus. Dort muss jährlich für 13 Millionen Euro Illegales entsorgt werden.

Müll-Tätern drohen saftige Strafen

"Wir haben Brennpunkte, da kommst du schnell mal auf vier Tonnen am Tag", erklärt Kai Hoffmann von der Kölner Abfallwirtschaft. Jede Woche fahren die Entsorger dieselben Ecken in Köln an, um immer wieder nicht selten ganze Wohnzimmer abzutransportieren. Täter, die erwischt werden, zahlen dort zwischen 50 und 5000 Euro Strafe. 

"Oft sind da sogar Einkaufswagen dabei", weiß Hoffmann. Supermärkte zahlen für die Einkaufshilfen zwischen 100 und 350 Euro pro Stück. Das ist auch ein Diebstahldelikt. 

Was den Mann von der Kölner Abfallwirtschaft aber am meisten stört, sind die Leute, die meinen, sie müssten noch im Auto hupen, wenn der Müllwagen bei der Entsorgung von illegalem Müll die Straße kurzzeitig blockiert. "Du räumst den Abfall weg und die Leute hupen noch", sagt er kopfschüttelnd.

Wilde Deponie: "Hier muss man von Wirtschaftskriminalität ausgehen"

Kopfschütteln ist auch die übliche Reaktion von Tobias Bank vom Ordnungsamt in Niedergörsdorf. Der 6000-Einwohner-Ort, 70 Kilometer vor den Toren von Berlin, ist ein beliebter Platz für die illegale Müllentsorgung. An einem einzigen Ort liegen auf 1000 Quadratmetern Autoreifen, Bauschutt und jede Menge Hausmüll. 

Offenbar haben Wohnungsentrümpler eine wilde Deponie aufgemacht. "Hier muss man von Wirtschaftskriminalität ausgehen", erklärt Tobias Bank. Er will jetzt im Rahmen eines Pilotprojekts Kameras aufhängen lassen. "Wir müssen dem Treiben Einhalt gebieten." 

Bank weiß auch, dass es im Umland von Berlin viele solcher illegaler Müllplätze gibt. Gleich an drei weiteren Stellen liegt der Unrat auf dem Gemeindegebiet von Niedergörsdorf herum. Bank verzweifelt: "Fast jede Woche haben wir Meldungen. Die Leute machen es sich einfach." Bis zu 1500 Euro beträgt dort in solchen Fällen das Bußgeld.

Mit KI gegen die Müll-Sünder

Neben den kriminellen Entsorgungen im großen Stil geht die Abfallwirtschaft davon aus, dass viele Menschen nicht wissen, was bei der Müllentsorgung erlaubt ist und was nicht. Immer wieder werfen Bürger nicht mehr tragbare Anziehsachen in den Altkleider-Container oder landet Plastik in der Biotonne

In Lübeck haben sie inzwischen eine KI-gestützte Kamera im Müllwagen installiert, um das Plastik und andere Fremdstoffe zu sichten und die Adresse des Ortes zu sichern, an dem die falsch bestückte Biotonne stand.