Italien träumt von gigantischem Tourismus-Projekt – und könnte es als Militärausgaben tarnen
Der italienischen Regierung schwebt eine riesige Hängebrücke von der Halbinsel auf Sizilien vor. Die Kosten für das Tourismus-Projekt wären gewaltig. Hilft Donald Trumps Nato-Ziel?
Rom – Die italienische Regierung tut sich schwer mit dem, was US-Präsident Donald Trump aus den USA von ihr möchte. Dass das neue Fünf-Prozent-Ziel der Nato für Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihr Kabinett zur Riesen-Herausforderung wird, berichtet zum Beispiel die Süddeutsche Zeitung (SZ).
Donald Trump fordert fünf Prozent für Verteidigung: Italien plant angeblich einen „Trick“
Rom gibt für die Forze armate italiane, die italienischen Streitkräfte, weniger als zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) aus. Trump will, dass es fünf Prozent werden - und zwar zeitnahe. So haben es die Nato-Mitglieder in seinem Beisein Ende Juni im niederländischen Den Haag beschlossen. Dabei planen die Italiener aktuell die Beschaffung von sage und schreibe 1050 Schützenpanzern Lynx KF 41.
Gebaut wurden die Panzer in einem Joint Venture des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall mit dem italienischen Waffenbauer Leonardo. Die Beschaffung von 115 F-35-Kampfjets aus den Vereinigten Staaten läuft schon seit Jahren. Es wird die größte Flotte der Tarnkappen-Kampfflugzeuge in ganz Europa. Doch: Das alles reicht lange nicht für die fünf Prozent. Weswegen Meloni laut amerikanischem Nachrichtenmagazin Politico einen „Trick“ anwenden will.
Brücke über die Straße von Messina: Verteidigungsrelevant für Italien und die Nato?
Es geht um eine seit Jahrzehnten diskutierte, aber nie verwirklichte Riesen-Brücke über die sogenannte Straße von Messina, jene Meerenge, die Sizilien nur um wenige Kilometer vom übrigen italienischen Festland trennt. Für den Bau und den Betrieb der gigantischen Brücke war bereits 1981 das staatliche Unternehmen Stretto di Messina S.p.A. gegründet, zwischenzeitlich liquidiert und schließlich 2023 unter Meloni wiederbelebt worden. Mit einer Spannweite von über 3,3 Kilometern soll es die längste Hängebrücke der Welt werden, so die Vorstellungen der rechtspopulistisch nationalistischen Regierung aus Rom.
Wie Politico schreibt, wollen einzelne Regierungsmitglieder den möglichen Bau der Brücke als verteidigungsrelevant und somit als Nato-Beitrag verstanden wissen. Dabei sind noch gar keine Bagger oder Kräne zwischen sizilianischer und kalabrischer Küste angerückt. Geschweige denn, dass es einen realistischen Zeitplan für die Umsetzung des gewaltigen Bauvorhabens gäbe. Außenminister Antonio Tajani und Verkehrsminister Matteo Salvini sollen den militärischen Nutzen der Brücke bekräftigen, die tatsächlich wohl vielmehr den ohnehin florierenden Tourismus mit vielen tausenden Urlaubern auf Sizilien fördern soll.
Straße von Messina
Die Straße von Messina ist eine Meerenge zwischen Kalabrien auf der italienischen Halbinsel und der Insel Sizilien. Sie verbindet das Tyrrhenische Meer im Norden mit dem Ionischen Meer im Süden. Die Meeresstraße ist 32 Kilometer lang sowie zwischen drei und acht Kilometer breit und stellenweise bis zu 250 Meter tief.
Verteidigungsausgaben in der Nato: Italien gehört neben Spanien zu den Schlusslichtern
Das Mega-Bauprojekt soll, nicht aktualisierten Schätzungen zufolge, rund 13,5 Milliarden Euro kosten. Wie sehr das die anrechenbaren Verteidigungsausgaben beeinflussen würde, verdeutlicht ein Vergleich: So gab Italien im Jahr 2024 rund 38 Milliarden Euro und damit knapp 1,49 Prozent seines BIP für die Verteidigung aus und gehörte damit neben Spanien (1,3 Prozent des BIP) zu den Nato-Schlusslichtern in Europa, während zum Beispiel Deutschland im Bundeshaushalt 2025 für Verteidigung 95 Milliarden Euro vorsieht und unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) den Kauf tausender Panzer für die Aufrüstung der Bundeswehr vorbereiten soll.
Wie Politico weiter berichtet, sehen Tajani und Salvini die Brücke als möglichen Nachschubweg von Nato-Verbänden in Konfliktfällen, während zum Beispiel Putins russische Schwarzmeerflotte auch im Mittelmeer operieren soll. Der internationale Druck ist groß: Zwar will Italien in diesem Jahr Regierungsangaben zufolge seine Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des BIP erhöhen, etwa durch die Bestellung moderner Panzer, da angesichts einer vergleichsweise modernen Marine das Heer, also die Landstreitkräfte, als besonders nachholbedürftig gilt. Aber von einem Fünf-Prozent-Ziel ist Rom damit immer noch weit entfernt.

Sizilien: Wichtige Militärstützpunkte der Italiener und der USA im Mittelmeer
Sizilien beheimatet vor allem zwei wichtige Militärstützpunkte: Den Luftwaffenstützpunkt Sigonella, der von der US Navy und der US Air Force genutzt wird. Und den Nato-Stützpunkt für AWACS-Aufklärungsflugzeuge in Trapani. Zudem gibt es auf der größten Insel des Mittelmeeres verteilt mehrere Fernmeldeeinrichtungen des Verteidigungsbündnisses. Der Hafen Augusta ist wiederum die drittgrößte Basis der italienischen Marine, die im Mittelmeer eng mit den Amerikanern zusammenarbeitet. (pm)